Seifensiedern und Korbmachern über die Schulter schauen

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Seifenherstellerin Mandy Müller (rechts) aus Marktrodach erklärt Anna (links), wie man die Körperbutter verwendet. Fotos: Heike Schülein
Seifenherstellerin Mandy Müller (rechts) aus Marktrodach erklärt Anna (links), wie man die Körperbutter verwendet.  Fotos: Heike Schülein
Karin Förtsch aus Tüschnitz und Anke Bär (von links) aus Neuhaus-Schierschnitz zeigten Nähkunst.
Karin Förtsch aus Tüschnitz und Anke Bär (von links) aus Neuhaus-Schierschnitz zeigten Nähkunst.
 
Hubert Waldhier druckte Bierdeckel zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach.
Hubert Waldhier druckte Bierdeckel zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach.
 
Eliane und Christian Schneider (von links) luden zum Flechten ein.
Eliane und Christian Schneider (von links) luden zum Flechten ein.
 
Eva und Hanna (von links) stellen mit der Besenbinderin Kerstin Weber einen "Kitzel-Pinsel" her.
Eva und Hanna (von links) stellen mit der Besenbinderin Kerstin Weber einen "Kitzel-Pinsel" her.
 
Am Samstagabend sorgte einmal mehr "The Band" für ausgelassene Stimmung. Fotos: Heike Schülein
Am Samstagabend sorgte einmal mehr "The Band" für ausgelassene Stimmung. Fotos: Heike Schülein
 
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
 
Diese drei jungen Damen boten ihre Spielsachen bei einem Flohmarkt an.
Diese drei jungen Damen boten ihre Spielsachen bei einem Flohmarkt an.
 
Der Vorsitzende des Musikvereins Hesselbach, Ralf Welsch (rechts), gratulierte Victoria Eidloth (links) zum bestandenen goldenen Musikerleistungsabzeichen.
Der Vorsitzende des Musikvereins Hesselbach, Ralf Welsch (rechts), gratulierte Victoria Eidloth (links) zum bestandenen goldenen Musikerleistungsabzeichen.
 
Landrat Oswald Marr bedachte Roland Schönmüller mit dem Schlüsselanhänger des Landkreises Kronach.
Landrat Oswald Marr bedachte Roland Schönmüller mit dem Schlüsselanhänger des Landkreises Kronach.
 
Roland Schönmüller stellte die Ortschronik zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach vor.
Roland Schönmüller stellte die Ortschronik zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach vor.
 
Der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Hesselbach, Alexander Kittel (rechts), überreichte Wilhelmsthals Bürgermeister Wolfgang Förtsch (links) eine druckfrische Dorfchronik.
Der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Hesselbach, Alexander Kittel (rechts), überreichte Wilhelmsthals Bürgermeister Wolfgang Förtsch (links) eine druckfrische Dorfchronik.
 
Am Samstagabend sorgte einmal mehr "The Band" für ausgelassene Stimmung. Fotos: Heike Schülein
Am Samstagabend sorgte einmal mehr "The Band" für ausgelassene Stimmung. Fotos: Heike Schülein
 
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
 
 
Der Musikverein Hesselbach spielte beim Jubiläums-Festabend auf.
Der Musikverein Hesselbach spielte beim Jubiläums-Festabend auf.
 
Besenbinderin Kerstin Weber zeigte, wie man Besen und Bürsten auf traditionelle Art herstellt.
Besenbinderin Kerstin Weber zeigte, wie man Besen und Bürsten auf traditionelle Art herstellt.
 
Anna schnuppert an Honig-Körperbutter.
Anna schnuppert an Honig-Körperbutter.
 
Auch die kleine Paula verzierte eine Vase mit Wolle.
Auch die kleine Paula verzierte eine Vase mit Wolle.
 
Victoria Eidloth ist ein "Goldmädchen" am Saxofon.
Victoria Eidloth ist ein "Goldmädchen" am Saxofon.
 
Fritz Kempf und Timo Stadelmann (von links) pressten mit der Münzpresse Jubiläumsmedaillen.
Fritz Kempf und Timo Stadelmann (von links) pressten mit der Münzpresse Jubiläumsmedaillen.
 
Hubert Waldhier druckte Bierdeckel zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach.
Hubert Waldhier druckte Bierdeckel zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach.
 
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
Die Hesselbacher Jugend zeigte beim Jubiläums-Festabend alte Tänze.
 
Landrat Oswald Marr bedachte Roland Schönmüller mit dem Schlüsselanhänger des Landkreises Kronach.
Landrat Oswald Marr bedachte Roland Schönmüller mit dem Schlüsselanhänger des Landkreises Kronach.
 
Mandy Müller
Mandy Müller
 
Der kleine Philipp hatte viel Spaß mit den Spielgeräten.
Der kleine Philipp hatte viel Spaß mit den Spielgeräten.
 
Luisa umwickelt - unter Anleitung der Hesselbacher Jugend - eine Vase mit Wolle.
Luisa umwickelt - unter Anleitung der Hesselbacher Jugend - eine Vase mit Wolle.
 
Früh übt sich: Der kleine Paul wird sicher einmal ein toller Musiker.
Früh übt sich: Der kleine Paul wird sicher einmal ein toller Musiker.
 

Die Marktrodacherin Mandy Müller gab am Samstag beim Dorffest einen Einblick in ein außergewöhnliches Handwerk, nämlich das Seifesieden. Die Marktrodacherin hat eine kleine Manufaktur, in der sie ihre Schätze herstellt.

Anna schnuppert an einem kleinen Glasdöschen mit geheimnisvollem Inhalt. "Mmh, riecht das gut!", sagt das Mädchen. "Dafür habe ich Honig verwendet. Es wird auf die Haut aufgetragen und zieht sofort ein", erklärt Mandy Müller und streicht ein wenig des kostbaren Inhalts auf ihren Arm, der sofort einzieht und dabei einen unvergleichlichen Duft hinterlässt.

Ein solcher unvergleichlicher Duft liegt über ihrem gesamten Stand, an dem sie - wie bereits im vergangenen Jahr - auch heuer beim Dorffest handgemachte Seifen, Badebomben und Körperbutter in den verschiedensten Formen und Duftrichtungen anbietet. Anna ist begeistert und kauft sich ein Döschen der Körperbutter. Als kleines Geschenk erhält sie eine nicht minder duftende Badebombe.

Das Hobby ist Berufung

Die Marktrodacherin Mandy Müller machte ihr Hobby zum Beruf.
"Was zunächst als Hobby begann, ist nun zur Berufung geworden - nicht zu verwechseln mit dem Beruf, den ich irgendwann erlernt habe und mit dem ich manchmal mehr oder manchmal weniger glücklich war", erzählt Mandy Müller. Sie habe ich bewusst für diese Berufung entschieden, womit sie natürlich auch Geld verdienen möchte. Ihre "Meine Seifen & Co" entstehen in sorgfältiger Handarbeit, im so genannten Kaltsiedeverfahren, ein Verfahren, das es schon seit Jahrtausenden gibt. "Beim Kaltverfahren führt man der Seife keinerlei Wärme zu - mal abgesehen von dem kurzen Erwärmen der Fette und Öle am Anfang des Prozesses. Deshalb ist der Begriff Seifensiederin eigentlich falsch, denn die Seifenmasse wird nicht wie früher stundenlang gekocht, sondern entsteht bei viel niedrigen Temperaturen", so Mandy Müller.

Glyzerin bleibt zurück

Beim Kaltverfahren bleibe Glyzerin in der Seife zurück und könne so seine pflegenden Eigenschaften entfalten. Deshalb seien die Naturseifen sanfter und weicher als industriell Hergestellte. "Ich verwende ausschließlich pflanzliche Fette und Öle, soweit es möglich ist aus biologischem Anbau. Verfeinert wird das Ganze mit Sahne, Ziegenmilch, Honig, Kräutern und ätherischen Ölen", verrät die Seifenherstellerin.

Das uralte Handwerk des Seifensiedens übe auf sie eine große Faszination aus. "Da kann es schon mal passieren, dass ich die Welt um mich herum vergesse, wenn ich in meiner Seifenküche stehe und an neuen Rezepturen werkle", gesteht Mandy Müller, die mit ihrer handwerklichen Kunst persönliche Stücke gestalten und weitergeben möchte.

Traditionsgemäß bot das Dorffest am Samstagnachmittag einen interessanten Einblick in alte Handwerksberufe. An einigen Ständen durften die Besucher selbst Hand anlegen und ausprobieren.

Der sonst eher beschauliche Dorfmittelpunkt "Am Plan" in Hesselbach ist an diesem Samstagnachmittag kaum wiederzuerkennen. Das Flanieren durch den kleinen Handwerkermarkt gleicht einer spannenden Entdeckungsreise. Ein hochwertiges und liebevoll ausgewähltes Angebot versprüht einen Charme wie anno dazumal und lässt fast schon vergessene Handwerkskunst wieder aufleben. Der Ideenreichtum und die große Bandbreite an künstlerischen Techniken laden zum Schauen, Staunen und Kaufen ein. Wichtigstes Auswahlkriterium für die Aussteller ist, dass alle Kunstwerke selbst und in Einzelfertigung mit Liebe zum Detail hergestellt worden waren. Das besondere Flair des kleinen, aber feinen Marktes liegt auch darin, dass einige "Künstler" live arbeiten und sich über die Schulter schauen lassen.

Und was gibt es da nicht alles zu bestaunen: Besenbinderin Kerstin Weber aus Haßfurt stellt gerade mit Eva und Hanna einen "Kitzel-Pinsel" aus Ziegenhaar her. Das kleine Kunstwerk eignet sich nicht nur zum Kitzeln, sondern auch hervorragend zum Abstauben. Seit Juli 2009 ist die Hassfurterin auf mittelalterlichen Märkten unterwegs mit dem Ziel, den Menschen ihren Beruf vorzustellen. Bereits mit 18 Jahren begann sie, Besen und Bürsten auf traditionelle Art herzustellen.

Viel Liebe zum Detail

Wunderschöne Nähkunst findet sich am Stand von Karin Förtsch aus Tüschnitz sowie Anke Bär aus Neuhaus-Schier schnitz. Die beiden Damen bieten kleine und große mit viel Liebe zum Detail genähte "Wegbegleiter" und zauberhafte "Schönigkeiten" aus Stoff.

Weiter geht es am Stand der Druckerei Hubert Waldhier. Der Thurnauer bedruckt individuelle Servietten und Bierdeckel, darunter auch einen Bierdeckel zum 675-jährigen Bestehen von Hesselbach. "Ich erstelle traditionell alles im Handsatz mit beweglich Lettern, also mit einzelnen Bleibuchstaben", erklärt Waldhier. Für seine Druckvorführung kommt der "Boston-Tiegel" zum Einsatz, der bereits 100 bis 120 Jahre alt und zwischen 90 bis 100 Kilogramm schwer ist.

Ebenfalls zum Jubiläum gibt es auch eine Münzprägung in verschiedenen Ausprägungen. Ausprägungen in Silber sowie Gold gibt es auf Anfragen, während Fritz Kempf und Timo Stadelmann direkt vor Ort an einer Münzpresse Zinn-Medaillen herstellen.

Eliane und Christian Schneider aus Wolfersgrün laden zum Flechten ein. Christian Schneider ist gelernter Korbmacher und erlernte sein Handwerk an der Korbmacherschule in Lichtenfels. Wie die beiden bedauern, sei diese Art der Handwerkskunst heutzutage nicht mehr gefragt, obwohl sich wunderschöne Gegenstände damit anfertigen ließen. Einige dieser Arbeiten bot das Ehepaar zum Verkauf an. Ein verführerischer Duft liegt über dem Backofen beim "Dienesch", wo Jubiläumsbrot gebacken wird. Die vielen Besucher waren beeindruckt von der Vielfalt der qualitativ hochwertigen Kunstwerke.

Währenddessen hatten die jüngsten Gäste viel Spaß bei einem Kinderflohmarkt und bei Bastelarbeiten, die von der Jugendgruppe Hesselbach angeboten wurden. Zum Höhepunkt des Festes ging es am Samstagabend über, als "The Band" aus H,esselbach die Gäste im und vor dem Festzelt zum Mitsingen, Schunkeln, Klatschen und Tanzen animierte.

Mitmachaktionen

Dem Festgottesdienst am Sonntagvormittag schloss sich ein Frühschoppen mit den Hesselbacher Musikanten an. Fest in Hand der Kinder war traditionsgemäß der Sonntagnachmittag, als die Hesselbacher Jugendgruppe zu schönen Mitmachaktionen einlud. Bei einer Vorspielstunde begeisterte die zweite Bläserklasse Hesselbach unter Leitung von Ralf Welsch. Mit dem Musikverein Rothenkirchen klang das gelungene Dorffest aus.

Hesselbach wurde zum ersten Mal im Jahr 1338 urkundlich genannt. Im Rahmen des Dorffestes fand am Freitag ein Jubiläumsfestabend statt. Den Mittelpunkt bildete die Vorstellung der Dorfchronik mit einem Blick in die Dorfgeschichte.

Es waren beeindruckende Fakten, die Roland Schönmüller präsentierte, und zauberhafte Bilder. Die von ihm und Thomas Mattes zum Jubiläum geschaffene Chronik "Hesselbach im Frankenwald" ist schon ein besonderes Werk - keine reine Ansammlung von Daten, sondern ein wertvoller - reich illustrierter - Beitrag zur Ortskunde. Rund 200 Seiten zählt die Chronik, alleine der Text-Teil umfasst 100 Seiten - das meiste davon stammt von Roland Schönmüller, einige Kapitel von Thomas Mattes.

Werk höchster Qualität

Am Freitag stellte Schönmüller, der über Lahm und Hesselbach seine Zulassungsarbeit für ein staatliches Lehramt geschrieben hat und Lehrer an der Grund-und Mittelschule in Bürgstadt am Main (Landkreis Miltenberg) ist, die Chronik vor. Diese hatte er im Auftrag beziehungsweise auf Wunsch der Dorfgemeinschaft Hesselbach erstellt.

Landrat Oswald Marr (SPD) war so begeistert vom umfassenden Werk höchster Qualität, dass er den 58-Jährigen als erste nicht im Landkreis Kronach lebende Persönlichkeit mit dem Schlüsselanhänger des Landkreises bedachte. Begeistert war Marr aber auch vom Engagement der Dorfgemeinschaft, die in Hesselbach offensichtlich ganz besonders gut funktioniere, gepflegt und gelebt werde.

Eine Art Zeitmaschine

Auch Wilhelmsthals Bürgermeister Wolfgang Förtsch (CSU) gratulierte zum Jubiläum. "Heimat, schon allein das Wort wärmt unsere Seele", meinte das Gemeindeoberhaupt. Das geschaffene heimatkundliche Buch sei wie eine Art Zeitmaschine als Kopfkino und in Buchform, wo man die Geschichte Hesselbachs nachschlagen und nachlesen könne. Dies sei gerade auch für die Jüngeren wichtig.

Ehrenvorsitzender Edgar Renk, der die Geschicke der Dorfgemeinschaft mehr als 20 Jahre geleitet hatte, bezeichnete Hesselbach als einen Ort, an dem man - selbst als "Reingschlafter" wie er - sehr gerne lebe und in dem vieles miteinander auf die Beine gestellt werde. Kreisheimatpfleger Roland Graf war sich sicher, dass ein solches auf Papier geschriebenes Werk sehr zeitgemäß sei. Der Zweite Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Hesselbach, Heinrich Förtsch, lobte: "Die Dorfgemeinschaft ist eine Riesenmannschaft."

Durch den Abend führte Alexander Kittel, der auch die Gäste willkommen geheißen hatte. Er wies darauf hin, dass die Dorfgemeinschaft die örtlichen Vereine seit 1997 mit 16.000 Euro bedacht sowie über 30.000 Euro in die Verschönerung des Dorfbildes investiert habe.

Ein Goldkind

Mit Victoria Eidloth haben die "Hesselbacher Musikanten" eine frischgebackene Absolventin des goldenen Musikerleistungsabzeichens in ihren Reihen. Vorsitzender Ralf Welsch nutzte den Jubiläumsfestabend, um ihr zu gratulieren. Die Saxofonistin schaffte mit 15 Jahren die höchste instrumentale Qualifikation in der Fortbildungsstruktur der Blasmusikverbände, nachdem sie 2011 bereits Bronze und 2012 Silber abgelegt hatte. Die Prüfung fand in Hammelburg statt. Von den 105 Prüflingen stammten acht aus dem Landkreis Kronach. Ihr Vater ist Markus Eidloth, Zweiter Vorsitzender der "Hesselbacher Musikanten". Sowohl er, als auch Victorias Schwester Lena spielen Instrumente.