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Sechs Leute wagen ein Leben ohne Sucht

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Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber im Gespräch mit Udo Bartmann in dessen neuer Wohnung im Caritashaus. "Es kann schon mal passieren, dass sie mich auf Händen gehend im Kopfstand die Treppen von der Stadtpfarrkirche hinunter zum Stadtgraben gehen sehen", erklärte der ehemalige Kunstturner Bartmann dem Stadtpfarrer voller Freude. Foto: K.-H. Hofmann
Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber im Gespräch mit Udo Bartmann in dessen neuer Wohnung im Caritashaus. "Es kann schon mal passieren, dass sie mich auf Händen gehend im Kopfstand die Treppen von der Stadtpfarrkirche hinunter zum Stadtgraben gehen sehen", erklärte der ehemalige Kunstturner Bartmann dem Stadtpfarrer voller Freude. Foto: K.-H. Hofmann

Sechs Bewohner der therapeutischen Einrichtung Haus Fischbachtal haben die Obhut des Stammhauses verlassen und wohnen nun eigenständig im Caritashaus in Kronach. Die Wohnungen haben die Mitglieder der Wohngruppe meist selbst renoviert und sich auch nach eigenem Geschmack eingerichtet.

Die sechs Bürger (zwei Frauen und vier Männer) im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, die nun in das Caritashaus eingezogen sind, haben den Schutzraum des Stammhauses Fischbachtal in Tauschendorf verlassen. Damit werden sie einen weiteren Schritt auf das reale Leben zugehen. In das Leben, in die Wirklichkeit, diesmal allerdings in ein Leben ohne Sucht.

Einer der Mitglieder der neuen Außenwohngruppe ist der 45-jährige Udo Bartmann. Er ist gelernter Porzellandreher und war Kunstturner, bevor er durch Alkoholexzesse aus der geregelten Lebensbahn geworfen wurde. Seit sechs Jahren ist der Mann aus dem Fichtelgebirge in der Obhut des Hauses Fischbachtal. "Ich habe vorher ganze Flaschen Schnaps getrunken, seit sechs Jahren, nach einer Entgiftung, bin ich in der Obhut des Hauses Fischbachtal und seither trocken." "Das Haus Fischbachtal hat mich zu meinen lieb gewonnen Hobbys wie Pflanzen und Natur zurückgebracht.
Diese Liebe zu Pflanzen, Blumen und Natur habe ich in meiner Zimmereinrichtung sprechen lassen. Ich habe mir hier ein Stück neues Zuhause geschaffen und werde mich sicher sehr wohlfühlen", sagt Bartmann und verweist stolz darauf, dass er als ehemaliger Kunstturner noch einiges drauf hat und auch heute gern einmal die Treppen von der Stadtpfarrkirche hinunter in den Stadtgraben auf den Händen geht, das heißt, im Kopfstand die Treppen hinunter, sagt er lachend und freut sich, so ein Kunststück wieder zu beherrschen, was natürlich unter starker Alkoholeinwirkung nicht funktionieren würde. In der Wohngruppe sind alle Selbstversorger. Neben den Einzelzimmern verfügen die Bewohner über zwei Duschen, WCs, Gemeinschaftsraum und eine Küche, in der abwechselnd jeder Küchendienst hat.

Offizielle Übergabe

Zur offiziellen Übergabe und Segnung der Räume und Bewohner waren Pfarrer Thomas Teuchgräber und Pfarrerin Alina Ellgring gekommen. Zutreffend, wie in Psalm 133 ausgedrückt, wünschten sie den Bewohnern, dass man sagen könne: "Seht doch wie gut und schön es ist, wenn Brüder und Schwestern in Eintracht beieinander wohnen." Die Geistlichen wünschten eine schöne gemeinsame Zeit in dieser neuen Wohngruppe.
Landratstellvertreter Gerhard Wunder sowie Kronachs Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann (beide CSU) schlossen sich den guten Wünschen an. Sie hoben die Bedeutung der Arbeit im Haus Fischbachtal für Landkreis und Stadt hervor und sprachen von einer segensreichen Einrichtung. Jeder der einmal vom Gleis gekommen sei, erhalte hier eine neue Chance, um ins Leben zurückzufinden.

Die Sprecherin der Bewohner des Hauses Fischbachtal, Edeltraud Bayer, dankte für das Geschenk für die Wohngemeinschaft.

Der Fachbereichsleiter Suchthilfe vom Deutschen Orden, Bernhard Reitnauer, überbrachte die Grüße des Trägers des Hauses Fischbachtal (Deutscher Orden) und wünschte der Wohngruppe eine Heimat in guter Atmosphäre, Liebe und Geborgenheit mit Gottes Segen. Der Leiter des Hauses Fischbachtal, Gerhard Steidl, führte durch die Feierstunde und trug mit seiner Gitarre und gemeinsam gesungenen Liedern zu guter Atmosphäre und Stimmung bei.

Standortwechsel in Kronach

Das Haus Fischbachtal hatte bisher eine Wohngruppe am Kreuzberg die den Namen "Haus an der Bleich" trug. Die gute Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden ermöglichte nun einen Standortwechsel in das Caritashaus. Die Bewohner machten sich Gedanken über einen neuen Namen und kamen auf die Idee, ihr Domizil "Haus am Bach" zu nennen, dies weiche in der Erinnerung nicht weit ab vom Haus an der Bleich, bat der Heimleiter Steidl die Kronacher um Verständnis für die Umbenennung ihres Haßlachflusses in einen Bach. Steidl wünschte der Wohngruppe ein gutes Gelingen in der Nutzung ihrer Eigenständigkeit und die völlige Freiheit mit sinnvollen Aufgaben zu nutzen, worüber er sich sehr sicher war. Tagsüber werden die Bewohner weiter im Haus Fischbachtal einer Tätigkeit nachgehen, informierte Steidl die Gäste, die zur Segnung und Übergabe der Wohnräume gekommen waren. Steidl erklärte zu den Aufgaben des Hauses Fischbachtal, "wir wollen im Haus Fischbachtal einen suchtmittel- und gewaltfreien Lebensraum schaffen, der den abhängigkeitskranken Bewohnern eine Hilfestellung zu einem zufriedenen Leben innerhalb einer Therapeutischen Gemeinschaft bietet. Wir gehen davon aus, dass die Menschen, die zu uns kommen den ernsthaften Versuch unternehmen, ohne Alkohol zu leben, dass sie nach ihren Möglichkeiten ihrem Leben eine Wendung geben, sich also verändern wollen". Für den Förderverein Haus Fischbachtal gratulierte Vorsitzender Werner Huth der Wohngruppe zum Einzug ins neue Domizil.