Schwimmbäder im Kreis Kronach: Eine Anzeige wegen Belästigung

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Anfang Januar soll es im Kronacher Hallenbad Crana Mare einen sexuellen Übergriff auf ein neunjähriges Mädchen gegeben haben. Foto: Archiv
Anfang Januar soll es im Kronacher Hallenbad Crana Mare einen sexuellen Übergriff auf ein neunjähriges Mädchen gegeben haben. Foto: Archiv
Ein Plakat mit Baderegeln hängt in einem Schwimmbad in München. Dort wird darüber aufgeklärt, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen. Foto: Sven Hoppe/dpa
Ein Plakat mit Baderegeln hängt in einem Schwimmbad in München. Dort wird darüber aufgeklärt, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen.  Foto: Sven Hoppe/dpa
 

Im Crana Mare soll Anfang Januar ein Flüchtling ein neunjähriges Mädchen sexuell belästigt haben. Stadt und Polizei sprechen von einem Einzelfall.

Entgegen aller Befürchtungen und Gerüchte: In den Schwimmbädern in den größeren bayerischen Städten hat es in den vergangenen Jahren keinen Anstieg sexueller Übergriffe gegeben. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Im Bezirk Oberfranken sind der Polizei im Zeitraum von September 2015 bis 11. Februar 2016 insgesamt 22 Fälle in Badeanstalten bekannt, "bei denen ein sexuelles Motiv im Raum stand", wie Polizeisprecherin Anne Höfer auf Nachfrage mitteilt. Allerdings gelten nur "in einigen wenigen Fällen" Asylbewerber als tatverdächtig. Einer dieser Fälle soll sich Anfang Januar im Kronacher Hallenbad ereignet haben. Auf einer privaten Facebook-Seite schrieb eine besorgte Mutter damals, dass ihre neunjährige Tochter im Crana Mare von Flüchtlingen sexuell belästigt worden sei.


Facebook-Post als Auslöser

Stefan Wicklein, Hauptamtsleiter der Stadt Kronach, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung: "Weder bei der Stadt noch bei der Bad-Leitung wurde der Vorfall gemeldet. Wir haben jedoch allein diesen Facebook-Eintrag zum Anlass genommen, den Vorfall gegen Unbekannt zur Anzeige zu bringen." Der Facebook-Post wurde inzwischen gelöscht. Das Thema sexuelle oder sonstige Belästigungen von Gästen werde von der Stadt Kronach und den Stadtwerken generell schon immer sehr ernst genommen, so Stefan Wicklein. "Und dies unabhängig davon, um welche Nationalitäten es sich bei den Beteiligten handelt."

Im konkret vorliegenden Fall im Kronacher Schwimmbad gilt ein 16-jähriger Afghane, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Deutschland lebt, als Tatverdächtiger, teilt Manfred Fugmann von der Polizeiinspektion Kronach mit. Der mutmaßliche Täter, das neunjährige Mädchen aus dem Landkreis Kronach und entsprechende Zeugen wurden bereits von der Polizei vernommen. "Der Vorwurf der Beleidigung auf sexueller Basis steht im Raum", sagt Manfred Fugmann. "Ob gewollt oder ungewollt und was nun konkret passieren wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft."


"Erster und einziger Vorfall"

Fugmann betont, dass dieser Vorfall der erste und einzige Fall dieser Art war, der der Polizeiinspektion Kronach bekannt wurde. In anderen Schwimmbädern im Landkreis scheinen derartige Übergriffe noch kein Thema gewesen zu sein. Rainer Deuerling, Geschäftsleiter des Marktes Steinwiesen: "So ein Problem hatten wir noch nie. Wir haben ja in Steinwiesen auch nur ein kleines Schwimmbad, das leicht zu überblicken ist."

Eva-Maria von Nordheim ist als Geschäftsführerin und Fachübungsleiterin des Schwimmvereins Kronach in vielen Schwimmbädern des Landkreises unterwegs. Von sexuellen Belästigungen oder Übergriffen habe sie im Kreis Kronach noch nie etwas mitbekommen. "Im Crana Mare fühlt man sich in der Hinsicht auch gut beaufsichtigt", sagt sie.

Vergleichsweise wenige Fälle von körperlichen und verbalen Belästigungen hat es die vergangenen Monate in den Regierungsbezirken Mittel- und Unterfranken gegeben. Im Polizeipräsidium Mittelfranken sind seit 1. November 2015 nicht einmal eine Hand voll derartiger Fälle bekannt, wie ein Sprecher erklärt. Betrachtet man "die Fallzahlen der Sexualdelikte mit Tatörtlichkeit Badeanstalt, Freibadplatz oder Badestrand", wie es in Polizeisprache heißt, im Regierungsbezirk Unterfranken, sind im Jahr 2014 der Polizei insgesamt fünf Fälle bekannt. 2015 sind die Zahlen in diesem Bereich beziehungsweise bei Beleidigungen auf sexueller Grundlage allerdings steigend, wie Michael Zimmer, Polizeisprecher in Unterfranken, mitteilt, liegen jedoch noch im einstelligen Bereich: "Dabei steigen auch die Fallzahlen mit Zuwanderern als Tatverdächtige in den unteren beziehungsweise mittleren einstelligen Bereich."


Bebilderte Plakate sollen für mehr Aufklärung in bayerischen Bädern sorgen


Wegen des einmaligen Falls einer vermeintlichen sexuellen Belästigung halten die Stadt Kronach und die Stadtwerke eine Verstärkung der Badeaufsicht im Crana Mare für nicht erforderlich. "Die Überwachung der Badegäste muss sowieso sehr umfassend geschehen, um deren Sicherheit in den Schwimmbecken zu gewährleisten und immer sofort Hilfe leisten zu können, wenn ein Badegast in Notlage gerät", heißt es auf Nachfrage.

Probleme bei der Aufsicht von Asylbewerbern, sei es durch unzureichende Schwimmkenntnisse oder etwaige Kommunikationsprobleme, gab es im Kronacher Schwimmbad bisher keine. Das nimmt auch Eva-Maria von Nordheim vom Schwimmverein Kronach so wahr. Gelegentlich tauscht sie sich während Trainingszeiten mit einigen Asylbewerbern in Englisch aus. "Die Verständigung geht gut", sagt sie. Nur bei ihren Schwimmfähigkeiten würden sich Flüchtlinge zum Teil auch mal übernehmen. Um Asylbewerber vor scheinbaren Selbstverständlichkeiten, etwa dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich ist, aufzuklären, setzen viele bayerische Schwimmbäder mittlerweile auf bebilderte Plakate und Flyer.

Neben den wichtigsten Schwimmregeln geht es aber auch darum, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen. Die Münchner Stadtwerke haben mit einer solchen bebilderten Aufklärungskampagne bereits 2013 gute Erfahrungen gemacht. Die zumindest nicht ansteigende Anzahl an Übergriffen in den vergangenen drei Jahren unterstreicht die Wirkung. Nach Angaben der Stadtwerke München registrierte die Polizei im Jahr 2013 dort 19 Sexualdelikte, 2014 waren es zwölf. Im vergangenen Jahr wurden 19 Fälle zur Anzeige gebracht. In allen drei Jahren wurde die Hälfte der Übergriffe von Ausländern, die andere Hälfte von Deutschen begangen.

In vielen anderen Städten ist die Zahl dagegen noch niedriger. Im vergangenen Jahr gab es in Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Passau keine registrierten sexuellen Übergriffe in Bädern.


Mehr Personal zu Stoßzeiten

Dennoch reagieren die Badeanstalten auf die aktuellen Medienberichte mit Vorsichtsmaßnahmen. "Wir haben zu gewissen Stoßzeiten mehr Aufsichtspersonal", sagt Gerhard Albert von der Stadt Nürnberg auf Anfrage. Ansonsten habe man nichts verändert. Dennoch habe es besonders seit den Taten von Köln vermehrt Sorgen gegeben, so Albert. Vor allem weibliche Besucher fühlen offenbar ein gewisses Unbehagen. Sie hätten sich über Blicke beschwert oder über Männergruppen, die sich bei der Damendusche aufhielten. Dabei seien sowohl Flüchtlinge als auch Deutsche verdächtig gewesen, betont Albert. "Den genauen Status der Personen nehmen wir ohnehin nicht auf", sagt er.