Schulkinder müssen im Bus stehen

2 Min
Im Bus nach Kronach geht es ab Hesselbach in der Früh neuerdings eng zu. Fotos: Jan Koch
Im Bus nach Kronach geht es ab Hesselbach in der Früh neuerdings eng zu. Fotos: Jan Koch
Schon beim Einsteigen wird klar: Hier wird es gleich eng.
Schon beim Einsteigen wird klar: Hier wird es gleich eng.
 

Durch den neuen Fahrplan ist in Hesselbach ein Bus weggefallen, den hauptsächlich Schüler benutzt haben. Jetzt ist nur noch einer im Einsatz, der zwar größer ist, die Gemüter der Fahrgäste aber dennoch erhitzt.

6.50 Uhr in Hesselbach. Es ist dunkel und neblig. Ein Dutzend Kinder und Jugendliche stehen sich in der Ortsmitte die Füße in den Bauch, während sie auf den Bus warten, mit dem sie nach Kronach zur Schule fahren. Niklas hat schon jetzt keine Lust mehr. Nicht, weil es in die Schule geht, sondern weil er die Situation im Bus der Linie 8332 in Richtung Kronach kennt. Der sei mit einem Wort: voll. Seitdem der Fahrplan am 9. Dezember umgestellt worden ist, sei das so, erzählt Niklas. Mal schlimmer, mal weniger schlimm - ein Sitzplatz springe für ihn und die anderen Schüler, die in Hesselbach in den Bus der Linie 8332 zusteigen, meist nicht heraus.

Dass es ab Hesselbach um diese Uhrzeit neuerdings eng wird, hängt damit zusammen, dass bis vor Kurzem noch zwei Busse des Unternehmens Omnibusverkehr Franken (OVF), eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn, um 6.55 nach Kronach fuhren.
"Wir haben in diesen beiden Bussen im Oktober jeweils zwei Wochen lang Zählungen durchgeführt", sagt ein Bahnsprecher. Rund 50 Reisende seien pro Bus gezählt worden, weswegen sich das Unternehmen "aus umlauftechnischen und betrieblichen Gründen" entschlossen habe, "zwei normale Busse, durch ein größeres Fahrzeug zu ersetzen". Dadurch könne das Unternehmen einen Bus anders einsetzen. Den Antrag des OVF hat die Regierung Oberfrankens genehmigt.

Veto des Landratsamts

Wenig erfreut war das Landratsamt, das bei der Entscheidung zumindest gehört wurde. Es sprach gar sein sein Veto aus. Dennoch: "Das Landratsamt Kronach hat sich den Fahrplanänderungen, die von der Regierung getroffen wurden, zu beugen. Das ist nach dem Personenbeförderungsgesetz so", sagt Peter Biedermann, Leiter des Verkehrsreferats im Kronacher Landratsamt. Glücklich scheint er damit aber nicht zu sein.

Wirtschaftliche Gründe sind es, weshalb Niklas und die anderen Kinder nun meist stehen müssen. Er und sein Freund Philipp haben heute Glück, die letzten beiden Sitzplätze schnappen sich die zwei, rund 15 weitere Kinder müssen stehen. Dennoch ist der Bus nicht voll. "Viele fahren jetzt mit dem Bus um 6.35 Uhr", erklärt Philipp, dennoch sei er montags und dienstags "richtig eingequetscht gewesen." Der frühere Bus sei für ihn keine gute Option: "Der frühere Bus fährt über den Busbahnhof, das ist wegen des Stadtverkehrs auch nicht schneller."
Früher, betont er, hätten sie fast immer Sitzplätze bekommen.

Wenig verwunderlich angesichts der Rechnung des OVF: Zweimal 50 gibt 100. Der neue, größere Bus hat aber nur 56 Sitz- dafür 67 zusätzliche Stehplätze. Dass der Omnibus aus Sicht der Fahrgäste voll ist, weiß auch Peter Biedermann. Der Bus sei aber nicht übervoll, betont er. Vor einer Woche habe er den Bus gemeinsam mit der Polizei überprüft. "Da wurde festgestellt, dass noch weit nicht die Kapazitäten ausgeschöpft werden. Da mussten circa 30 Kinder stehen."

Es wird erneut gezählt

Er verstehe zwar, dass sich viele für Schulkinder ausschließlich Sitzplätze wünschten, "aber wir haben hier keinen reinen Schulbusverkehr. In Linienbussen sind Stehplätzen zulässig." Sollten Fahrgäste stehen, dürfen die Busse ohnehin nicht schneller als 60 Stundenkilometer fahren, sagt Christiane Odewald, Sprecherin der Regierung von Oberfranken. "Die Busse sind sehr voll, aber sie sind nicht überfüllt", betont auch sie.

Wie das Landratsamt werde auch der OVF beobachten, wie viele Menschen mit dem Bus um 6.35 Uhr fahren, sagt ein Bahnsprecher. "Wir führen diese Woche nochmals Zählungen durch, die der Busfahrer durchführt. Sollte festgestellt werden, dass nachgesteuert werden muss, dann werden wir das auch tun. Mehr können wir momentan nicht machen." Für Niklas und Philipp wird sich vorerst nichts ändern. Gegen 7.13 Uhr steigen sie an der Kronacher Haltestelle "Innerer Ring" aus - in der Gewissheit, dass das Gedränge morgen von Neuem beginnt.