Die High-Tech-Anlage, die Hubertus von Künsberg gemeinsam mit Partnern in Schmölz betreibt, macht aus Silage Energie. Nach neun Monaten liegt die Auslastung bei 100 Prozent.
"Die Anlage ist eigentlich nichts anderes als eine Kuh aus Beton. Und genau so muss man sie auch behandeln und füttern. Man darf auf keinen Fall alles in eine Biogasanlage reinschmeißen", erklärt Hubertus von Künsberg (51) und greift wie zum Beweis in die Silage und riecht daran.
Sie verströmt einen sauerkrautartigen, etwas säuerlichen Duft - der aber nicht unangenehm ist. Von Künsberg betont, dass die Energieausbeute am Besten ist, wenn die Zusammensetzung der Ausgangsmaterialien immer gleich bleibt und sich nicht verändert. In die Anlage kommen Mais- und Grassilage, Ganzpflanzensilage, aber auch Rinder- und Schweinegülle, Pferde- und Hühnermist.
Diese Stoffe liefern die umliegenden Landwirte an. "Und im Gegenzug bekommen die Landwirte dann von uns die Gärreste. Denn das ist ein ganz hochwertiger Dünger", erklärt von Künsberg. Und zwar ein Dünger, der deutlich weniger riecht als Rinder- oder Schweinegülle als Ausgangsstoffe.
Silage wird erwärmt In dem so genannten Fermenter wird die Silage auf 40 bis 42 Grad Celsius erwärmt und vermischt. Dann nehmen die Bakterien ihre Arbeit auf. Bei der Vergärung steigt Gas nach oben und sammelt sich im flexiblen Dach des Gaslagers. Dann wird das Gas gereinigt und anschließend in Leitungen zu den beiden Motoren transportiert.
In Schmölz wird viel Aufwand betrieben, damit es der "Kuh aus Beton" auch immer gut geht und dass die Bakterien mit voller Power arbeiten können, ihnen nicht "schlecht" wird. Denn das kann tatsächlich passieren, wenn Schimmel oder andere Beeinträchtigungen eingetragen werden. Dann geht die Leistung zurück.
Ein gigantischer Futterwagen mischt die Ausgangsbestandteile in exakt den richtigen Verhältnissen zusammen. Auch vor der Befüllung der Anlage wird noch einmal gewogen. Automatisch fördern riesige Schrauben dann den fehlenden Stoff in den Fermenter - Maissilage, Ganzpflanzensilage, Grassilage und dazu kommen dann die flüssigen Stoffe. "Das Besondere bei unserer Anlage ist allerdings ein liegender Fermenter", erläutert von Künsberg. In liegenden Fermentern findet eine Zwangsdurchmischung der Ausgangsstoffe statt. Zwei riesige Paddelrührwerke an zwei horizontalen Wellen durchmischen die Ausgangsstoffe immer wieder. So schwimmen Feststoffe nicht oben auf. "Man ist unabhängiger von der Struktur der Ausgangsstoffe, aber so ein liegender Fermenter ist teuerer in der Anschaffung", so von Künsberg.
Überhaupt handelt es sich bei der Anlage in Schmölz um eine High-Tech-Anlage, eine der modernsten überhaupt. Sie läuft rund um die Uhr - 8760 Stunden im Jahr. Von der Anlage führt eine Gasleitung zur Firma Zöllner in Schmölz. Dort steht ein Satelliten-Blockheizkraftwerk.
Wärme für Zöllner Der erzeugte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist und die Wärme an die Firma Zöllner geliefert. Das zweite Netz versorgt den Lerchenhof mit Wärme. Dort wird auch mit der Wärme der Biogasanlage eine Hackschnitzel- und Getreidetrocknung betrieben.
Insgesamt erzeugt die 700 Kilowatt-Anlage Strom für 1500 bis 2000 Haushalte - also mehr als sechs Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
"Ich bin aber der festen Überzeugung, dass die Biomassevergärung nur eine Übergangsphase sein wird. Wir werden auf Dauer vielleicht zehn oder zwanzig Prozent des Strombedarfs ersetzen können. Für die Zukunft brauchen wir einen Ersatzstoff für Erdöl, vielleicht wird die Brennstoffzelle diese Technik sein. Das weiß man noch nicht", so von Künsberg.
365 Tage pro Jahr Strom Immerhin ist Biogas auch grundlastfähig. Denn im Gegensatz zu Energie aus Sonne und Wind erzeugt die Anlage zuverlässig 365 Tage im Jahr Strom.
"Aber wir haben auch schon viel dazu gelernt", sagt Künsberg, der ausgebildeter Fachagrarwirt für erneuerbare Energien ist und jahrelang bei der börsennotierten KTG Agrar-AG in Berlin gearbeitet hat. Ein Betrieb, der 35 000 Hektar Ackerland in Deutschland und Litauen bewirtschaftet und vermarktet - und auch in Biogasanlagen investiert. So wird derzeit der Nachgärer noch isoliert, damit er noch effektiver arbeiten kann.
Die Betonwände der Fahrsiloanlage werden zum Schutz mit Epoxidharz gestrichen. Denn Mais greift den Beton an und löst Kalk aus dem Beton heraus. Wichtig sei es auch, dass möglichst wenig Sauerstoff mit den Ausgangsmaterialien in Berührung kommt. Deshalb wird die Silage abgedeckt, erklärt von Künsberg.
Und besonders wichtig ist es auch, dass die Silage mit einem glatten Schnitt entnommen wird - eben von dem Profi-Siloking. Denn jede abgebrochene Kante bietet wieder Angriffsflächen für Sauerstoff und wieder setzen sich chemische Reaktionen in Gang, die letztlich die Energieausbeute mindern.
Jeder Schnitt wird überwacht Natürlich kennt der Betreiber auch die Vorbehalte gegenüber Biogasanlagen. Meistens führen Bürger Geruchsbelästigungen ins Feld. "Aber wir tun alles, damit niemand belästigt wird", betont von Künsberg. Jeder Schritt wird genau überwacht und dokumentiert. Fehler werden sofort per SMS aufs Handy gemeldet - und könnten von überall auf der Welt behoben werden.
Und natürlich sind auch Schutzmaßnahmen integriert: "Hier kann nichts weglaufen", erklärt Künsberg.
Der Betreiber rechnet, dass sich die Anlage in etwa zehn Jahren refinanzieren wird. "Aber das ist natürlich auch immer preisabhängig", erklärt von Künsberg. Die Einspeisevergütung ist jedenfalls auf 20 Jahre festgelegt.
Und auch zum Stichwort Vermaisung hat Künsberg noch einen Kommentar: Für den Maisanbau werde nicht weniger, aber auch nicht mehr Aufwand betrieben als für jede andere Getreideart auch , so von Künsberg. Doch tatsächlich müsse man die Maisfelder auch positiv sehen. So sind derzeit alle anderen Felder bereits abgeräumt, das Wild habe nur noch in den Maisfeldern einen Rückzugsort. "Das ist auch ein Aspekt", so von Künsberg.
Vielen Dank für den Kommentar. Der Betreiber teilt zur Anmerkung von "heiwesch" mit: "Bevor wir uns dazu entschlossen hatten die Biogasanlage zu bauen, haben wir sehr genau gerechnet ob sich diese Investition rechnet. Wir sind zum Ergebnis gekommen, das wir durch die Stromproduktion und Wärmenutzung ein positives Ergebnis erzielen werden. Grundsätzlich ist der Aufwand bis zur Ernte der Gleiche, egal ob dies Biomasse für die Biogasanlage ist, oder Erzeugnisse für die Nahrungsmittelproduktion. Eine Biogasanlage ist eine Gewerbebetrieb. Bitte zeigen sie mir ein einziges produzierendes Gewerbe welches keine Transporte auslöst. Nur fällt dies in der Regel nicht auf, weil sich die Transporte über das ganze Jahr verteilen. Anders bei einer Biogasanlage, dort konzentrieren sich die Transporte auf wenige Tage im Jahr. Übrigens werden bei einer Biogasanlage die Nährstoffe immer wieder genutzt. Somit entfallen Nährstofftransporte aus anderen Erdteilen
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Müller
Lokalredaktion Kronach
"Fehler werden sofort per SMS aufs Handy gemeldet - und könnten von überall auf der Welt behoben werden.", wieder mal so ein Schlaumeier der glaubt per Fernwartung können schwerwiegende mechanische/elektrische Probleme behoben werden. Wenn ein Lager defekt ist, oder ein Motor durchgebrannt, dann wird einfach der Mausklick ein Ersatzteil eingebaut. Schön wärs, nur leider hat das überhaupt nichts mit der Realität zu tun.
Ich frage mich wie sich so eine Anlage rechnen kann? Wenn man überlegt wie viel Rohstoffe (Diesel, Maschinen usw.) da „verbraten“ werden. Jeder kennt die Riesen Maschinen die dafür benötigt werden um die Biomasse zu sähen, zu pflegen und zu ernten.