Im Blickpunkt der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften (AGJ) stand die Schwarzwildbejagung. Die Wildschäden sollen reduziert werden.
Zur Problematik der Schwarz wildbejagung nahm Reinhold Heinlein Stellung. Heinlein ist seit 25 Jahren passionierter Jäger, seit 1998 hat er sein Revier in Förtschendorf und wurde 2006 zum Leiter der Hegegemeinschaft VI Rothenkirchen gewählt, die in diesem Jahr der Ausrichter der Hegeschau des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes Kreisgruppe Kronach sein wird. Er informierte, wie die hohen Schäden durch Schwarzwild in der Landwirtschaft zu erklären sind:
1. Die Zahl der Wildschweine nach der Grenzöffnung hat deutlich zugenommen.
2. Zunahme der Flächen, auf denen Mais angebaut wird
3. Zunahme der Buchen und Eichenmast
4. Auf Grund der Subvention der EU beim Ausbringen von organischem Dünger (Gülle, Festmist, Jauche) auf die Wiesen entsteht auf der Wiesenoberfläche ein Fäulnisprozess, der den im Boden befindlichen Würmern als Nahrungsquelle nützt.
Wildschweine benötigen einmal im Frühjahr und einmal im Herbst tierisches Eiweiß. Dieses holen sie sich unter der Grasnarbe durch die Aufnahme dieser Würmer und Engerlinge. Deshalb werden im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst insbesondere in der Nähe des Waldes gelegene Wiesen intensiv durch Sauen aufgesucht und teilweise regelrecht umgepflügt.
5. Mit Ausnahme verlaufen die Winter der vergangenen Jahre recht mild, so dass eine zusätzliche Auslese des Nachwuchses fast nicht mehr vorhanden ist. Auch schwache Wildschweine kommen durch den Winter. Die Sozialstruktur der Sauen ist so durcheinander, dass immer mehr im Frühjahr gerischter (geborener) Nachwuchs bereits vor Ablauf des ersten Lebensjahrs geschlechtsreif ist und von den Keilern beschlagen (gedeckt) wird.
Mit Stolz verweist Heinlein auch darauf, dass die "Streckenentwicklung", also die Zahl abgeschossener Schwarzkittel im Landkreis, in den vergangenen Jahren
deutlich erhöht werden konnte, was die Zahlen belegen. 1990 wurden 91 Wildschweine zur Strecke gebracht, im Jahr 2001 waren es schon 365, im Jahr 2011 988 und im Jahr 2012 763.
Drückjagden organisieren Michael Porzelt aus Seelach ist seit knapp einem Jahr der Sprecher der 78 Jagdgenossenschaften im Landkreis Kronach, von denen 61 Jagdgenossenschaften im Bayerischen Bauerverband (BBV) organisiert sind. Er forderte bei der Arbeitstagung dazu auf, mehr Jagdseminare zu besuchen. Eingeladen hatte er neben Jagdvorstehern auch die Jagdpächter und erklärte dazu, "wir haben gemeinsame Probleme". "Wir als Jagdgenossenschaften möchten und müssen unseren Jagdpächtern soweit wie möglich entgegenkommen.
Dabei wären wir auch bereit, den Jagdpreis entsprechend zu senken, auf Jagdessen zu verzichten und bei Einzäunungen der Problemflächen mitzuhelfen, sowie Drückjagden zu organisieren", sagte Porzelt und fügte hinzu: "Ich kämpfe um eine Einhaltung der 100 Prozent Wildschaden-Übernahme, da nur der Jagdpächter in die Wildregulierung eingreifen kann." Der Sprecher gab auch Tipps und Hinweise zur Wildschadensregulierung und auch über das Aufarbeiten, wozu es mittlerweile eine relativ gute Maschine gebe, informierte er. Dazu brachte er die Überlegung ein, ob eine solche Maschine im Landkreis nicht sinnvoll wäre. Ferner setzten sich die Jagdgenossenschaften für die Durchsetzung des Einsatzes von Nachtzielgeräten ein.
Nicht entmutigen lassen Über Eignungstests berichtete BBV-Berater Harald Köppel und fügte an, es gebe durchaus positive Erfahrungen für den Einsatz so genannter Nachtzielgeräte. Seine Informationen zum Schwarzwild-Informationssystem (SIS) begann Köppel mit der Feststellung, sich nicht durch Tiefschläge entmutigen zu lassen. Andererseits plädierte er nicht nur für Fortbildung, sondern forderte ebenfalls dazu auf, an Fortbildungen teilzunehmen, ob Jagdgenossen, Jäger oder Landwirte. "Ohne Fortbildung läuft nichts", meinte Köppel.
Das SIS wurde im Rahmen des Projekts "Brennpunkt Schwarzwild-Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" entwickelt und läuft derzeit als Modellprojekt in vier Landkreisen in Bayern und zwar in den Regionen Aschaffenburg, Nittenau, südlicher Landkreis Bayreuth und Landkreis Kulmbach.
Dieses Projekt wurde vom BBV initiiert und wird aus Jagdabgabemitteln finanziert. Seit 2010 arbeiten in fünf Modellregionen Bayerns die von der Schwarzwildproblematik Betroffenen vor Ort intensiv zusammen. Das sind die Landwirte, Jagdgenossen, Jäger, aber auch Förster, Waldbesitzer und relevanten Behördenvertreter. "Bislang besteht ein großes Defizit im Schwarzwildmanagement darin, dass sachliche Informationen und belastbare Daten zu Wildschäden, Sichtbeobachtungen von Sauen und vielen anderen bei der Schwarzwildbejagung wichtigen Grundlagen auf Ebene der Jagdgenossenschaften bzw. der Jagdreviere und darüber hinaus nicht vorliegen", sagte Köppel. Dies führe oft dazu, dass gegenseitige Schuldzuweisungen ein zielgerichtetes Handeln überlagern und die Konflikte eskalieren, doch das helfe keinem weiter.
"Mehr Transparenz unter Einbindung aller Akteure führt zum Ziel!"
Ein ehrliches System In seinem Fazit stellte Köppel fest, hierbei handele es sich um ein ehrliches System. Gemeinsames Ziel sei es, den Bejagungsaufwand und die Wildschäden gleichermaßen zu minimieren. Das Projekt sollte auf jeden Fall weitergeführt und auf ganz Bayern ausgedehnt werden, meinte Köppel. Rainer Herr stellte den digitalen Jagdkataster des BBV vor.