"Reiner Preiskampf": Patienten-Fahrdienste im Kreis Kronach kämpfen mit Problemen
Autor: Rebecca Vogt
LKR Kronach, Freitag, 07. August 2020
Im Kronacher Nachbarlandkreis Kulmbach hat das BRK Ende Juni seinen Patienten-Fahrdienst eingestellt. Wir haben einen Blick auf die Lage im Landkreis Kronach geworfen. Der Preiskampf belastet die hiesigen Anbieter.
Sie fahren Patienten zum Arzt, zur Therapie oder nach einem Krankenhaus-Aufenthalt wieder nach Hause: Mitarbeiter von Patienten-Fahrdiensten haben eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft inne. Denn die Menschen, die die Mitarbeiter des Patienten-Fahrdienstes befördern, haben oft niemanden, der sie zum Arzt fährt. Oder die Betroffenen sind zum Beispiel so krank, dass sie mit einer Trage zum Fahrzeug gebracht werden müssen.
Trotz der wichtigen Aufgabe, welche die Patienten-Fahrdienste leisten, herrscht im Markt ein hoher Preisdruck. Ende Juni erst stellte das Bayerische Rote Kreuz (BRK) im Kronacher Nachbarlandkreis Kulmbach seinen ambulant betreuten Fahrdienst ein. Die Verluste seien nicht mehr auszugleichen gewesen, hieß es. Mit den hohen Lohnkosten nach Tarif konnte das BRK dem Wettbewerb nicht mehr Stand halten.
Fahrdienst 2015 eingestellt
Im Landkreis Kronach hat das BRK seinen Patienten-Fahrdienst bereits im Jahr 2015 eingestellt. Man habe damals entschieden, sich auf das Kerngeschäft mit qualifiziertem Krankentransport und Rettungsdienst zu konzentrieren, berichtet Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes auf FT-Anfrage.
Lesen Sie auch: Kulmbacher Rotes Kreuz kapituliert im Preiskrieg
Die Gründe für das Aus des Patienten-Fahrdienstes waren ähnlich gelagert, wie jetzt beim BRK in Kulmbach. Man habe einen hohen Qualitätsanspruch, sagt Beierwaltes. Zwei Mitarbeiter hätten jede Fahrt begleitet. Diesen habe man einen guten Tarif zahlen wollen. Der Kostendruck im Bereich des Patienten-Fahrdienstes wäre letztendlich zu Lasten der Mitarbeiter und der Qualität gegangen, erklärt Beierwaltes, sodass die BRK-Verantwortlichen entschieden, den Fahrdienst einzustellen.
Dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist es zu verdanken, dass im Landkreis Kronach nach dem Ausstieg des BRK vor fünf Jahren dennoch keine größere Lücke entstanden ist. Der Patienten-Fahrdienst des ASB-Kreisverbands besteht aus 15 Mitarbeitern. An sechs Tagen in der Woche sind diese in einem Schichtsystem im Einsatz, wie der stellvertretende Geschäftsführer des ASB Kronach, Ingo Holzmann, erklärt. Sechs Fahrzeuge bilden den zugehörigen Fuhrpark. Die Mitarbeiter sind zu zweit unterwegs, "um die Patienten ihren Anforderungen entsprechend transportieren zu können".
Unterschied zu Mietwagenunternehmen
Eine Einstellung des Patienten-Fahrdienstes sei nicht geplant, sagt Holzmann. Einen Konkurrenzdruck durch private Anbieter sehe er im Landkreis Kronach nicht. "Unser Patienten-Fahrdienst unterscheidet sich von klassischen privaten Mietwagenunternehmen", erklärt Holzmann. Die privaten Anbieter beförderten meist Patienten, die noch selbst zum Bürgersteig kämen und dort ins Auto steigen könnten. "Unser Fahrdienst ist speziell auf Personen ausgerichtet, denen es nicht mehr möglich ist, eigenständig Treppen zu steigen oder aus eigener Kraft das Haus zu verlassen."