Raiffeisen Volksbank schließt fünf Filialen

2 Min
Die Geschäftsstelle in Rothenkirchen wird zum 30. September geschlossen. Foto: Veronika Schadeck
Die Geschäftsstelle in Rothenkirchen wird zum 30. September geschlossen. Foto: Veronika Schadeck
Jürgen Möhrle
Jürgen Möhrle
 

Die Raiffeisen Volksbank Kronach-Ludwigsstadt trennt sich in diesem Jahr von einigen Geschäftsstellen. Laut Vorstandsmitglied Jürgen Möhrle wäre dieser Schritt eigentlich schon vor fünf Jahren erforderlich gewesen.

Thomas Stöcker aus Friesen hat von der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt einen Brief erhalten, in dem er über die Schließung der Geschäftsstelle in Friesen informiert wird. Stöcker hat dafür überhaupt kein Verständnis. "Da wird damit geworben, näher am Kunden sein zu wollen - und dann kommt so was. Es gibt Leute, die haben kein Auto auch machen auch kein Internet-Banking", ärgert er sich. Für ihn selbst ist es auch nicht einfach. Die nächste Filiale ist für ihn nun Kronach. Die schließt allerdings spätestens um 17 Uhr. "Ich muss aber bis 17 Uhr arbeiten", verdeutlicht er sein Problem.

Neben der Filiale in Friesen werden auch die Zweigstellen in Neufang, Seibelsdorf, Fischbach jeweils zum 30. Juni und Rothenkirchen zum 30. September geschlossen.
Auch die Geldautomaten in Reichenbach und in der Kronacher Knochgasse werden abgeschafft.

Großes Filialnetz

Für Jürgen Möhrle, Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Volksbank, ist dieser Schritt nicht zu vermeiden. "Wir haben die Entscheidungen nicht aus Jux und Tollerei getroffen", betont Möhrle und verweist dabei auf das große Filialnetz, das in Bezug auf die Bilanzsumme im Vergleich zu anderen Banken vergleichsweise hoch sei. "Wir betreiben zirka ein Drittel mehr Geschäftsstellen als benachbarte Genossenschaftsbanken."

Schon vor fünf Jahren wäre dieser Schritt laut Möhrle notwendig gewesen. Damals hatte man sich aber dazu entschlossen, einige Filialen im so genannten Tandemverfahren zu betreiben. Während eine Geschäftsstelle geschlossen hat, ist eine zweite geöffnet. Dies ist aktuell beispielsweise in Rothenkirchen und Pressig oder auch in Neufang und Friesen der Fall. "Wir haben mit der damaligen Regelung versucht, Schließungen möglichst lange hinauszuzögern", weil man sich nicht zuletzt den Mitgliedern, Kunden und auch dem Landkreis gegenüber verpflichtet sehe, erklärt Möhrle. Letztlich müsse man sich jedoch für die Zukunft wappnen. Zwar stehe die Bank mit einer Bilanzsumme von 358 Millionen Euro und einer "hervorragenden Eigenkapitalquote" sehr gut da, dennoch müsse man schon jetzt überlegen, wie man dauerhaft profitabel bleiben könne.

Auch wenn die Raiffeisen-Volksbank von der Finanzkrise direkt nicht betroffen sei, die Auswirkungen seien angesichts des aktuell niedrigen Zinsniveaus dennoch zu spüren. "Das Kostenproblem rückt immer stärker in den Mittelpunkt. Die Kosten nehmen weitaus stärker zu, als sie durch die Geschäfte auszugleichen wären", erklärt Möhrle und spricht damit nicht nur immer höhere Sicherheitsstandards an. "Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man alleine eine Geschäftsstelle betreiben konnte. Das ist heute undenkbar."

Niedriges Zinsniveau

Zu schaffen macht den Banken offensichtlich auch die niedrige Zinssituation. Als Beispiel nennt Möhrle Bundesanleihen, die auf zehn Jahre gerechnet aktuell nur einen jährlichen Zinssatz von 1,33 Prozent abwerfen. Und den Prognosen zufolge soll die Zinssituation in den nächsten fünf Jahren so bleiben. "Viele nehmen deshalb keine Kredite mehr auf, sondern stecken ihr Erspartes beispielsweise ins Haus." Dabei würde die Bank gerne deutlich mehr Kredite vergeben, um damit letztlich über die Zinsen selbst Geld zu verdienen.

Natürlich spielen bei einer Geschäftsstellenschließung die nackten Zahlen eine wichtige Rolle - aber nicht nur, wie Möhrle erklärt. "Wir haben den Genossenschaftsverband Bayern mit einer Analyse beauftragt." Dabei seien Vertreter in jeder einzelnen Geschäftsstelle gewesen, hätten Gespräche mit den Mitarbeitern geführt, sich in den einzelnen Ortschaften hinsichtlich der strukturellen Bedingungen umgeschaut und letztendlich die Situation vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung beleuchtet.

Gespräch gesucht

Darüber hinaus hat die Bank laut Möhrle selbst mit ihren Mitgliedern in den betroffenen Ortschaften das Gespräch gesucht. "Dabei wurde nie erwähnt, dass die arbeitende Bevölkerung ein Problem mit den Schließungen haben könnte", geht Möhrle auf die Bedenken des Frieseners Thomas Stöcker ein. Trotz der bevorstehenden Einschnitte sei die Versorgung der Bevölkerung über die Geldautomaten nahezu zu jeder Zeit gewährleistet. Schon jetzt würden zudem 99 Prozent der Kunden ihre Kontoauszüge an einem Automaten abholen, verdeutlicht Möhrle. Und wenn es um die Beratung gehe, sei dies unabhängig von den jeweiligen Öffnungszeiten der Geschäftsstellen zu sehen. "Eine Beratung ist nahezu rund um die Uhr möglich. Wenn es gewünscht wird, kommt sogar jemand von uns vorbei."