Protest gegen Ausbau der B173 zur "Autobahn"

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Was ihnen stinkt, machten die Vertreter von BN und Bürgerinitiativen auf Transparenten deutlich. Fotos: Marco Meißner
Was ihnen stinkt, machten die Vertreter von BN und Bürgerinitiativen auf Transparenten deutlich. Fotos: Marco Meißner
Am Eingang zum Schützenhaus erwarteten die Protestierenden die Versammlungsteilnehmer.
Am Eingang zum Schützenhaus erwarteten die Protestierenden die Versammlungsteilnehmer.
 
Brötchen und Mohnzöpfe sollten den Entscheidungsträgern und den Befürwortern einer großen Ausbaulösung das erneute Nachdenken über eine kleinere Alternative schmackhaft machen.
Brötchen und Mohnzöpfe sollten den Entscheidungsträgern und den Befürwortern einer großen Ausbaulösung das erneute Nachdenken über eine kleinere Alternative schmackhaft machen.
 
Die Vertreter des Bundes Naturschutz und Anwohner der Bundesstraßen 173 sowie 303 aus den Landkreisen Kronach und Lichtenfels machten vor dem Erörterungstermin ihrem Ärger Luft. Sie plädierten für eine Flächen, Natur und Menschen schonende Lösung bei den Ausbauvorhaben. Fotos: Marco Meißner
Die Vertreter des Bundes Naturschutz und Anwohner der Bundesstraßen 173 sowie 303 aus den Landkreisen Kronach und Lichtenfels machten vor dem Erörterungstermin ihrem Ärger Luft. Sie plädierten für eine Flächen, Natur und Menschen schonende Lösung bei den Ausbauvorhaben. Fotos: Marco Meißner
 
Elisabeth Hoffmann
Elisabeth Hoffmann
 
Anton Reinhardt
Anton Reinhardt
 

Beim Erörterungstermin im Kronacher Schützenhaus zu den Baumaßnahmen an den Bundesstraßen 173 und 303 formierten sich die Kritiker aus den Landkreisen Kronach und Lichtenfels.

Einer nach dem anderen tröpfeln beim Kronacher Schützenhaus Männer im Sakko ein, die Aktentasche in der Hand. Auf ihrem Weg die Treppe hoch in den Saal hinein passieren sie ein Spalier aus Menschen, die auf Transparenten ihrem Ärger Luft machen. Doch diese Leute sind nicht aggressiv. Sie teilen sogar Gebäck aus, mit dem sie ein Umdenken zum Ausbau der Bundesstraßen 173 und 303 schmackhaft machen wollen. Aus Semmeln und Mohnzöpfen ragt ihre Vorstellung auf Fähnchen heraus: "Kleinere Brötchen backen - 2+1-Lösung statt Pseudo-Autobahn".

Das Frühstückchen spendieren die Vertreter des Bundes Naturschutz, Kreisgruppen Kronach und Lichtenfels, sowie die Vertreter der Bürgerinitiativen Küps-Johannisthal und Hochstadt. Grund dafür ist der Erörterungstermin zur B 173 Lichtenfels-Kronach (Ausbau Johannisthal südlich Kronach, zweiter Bauabschnitt) und zur B 303 Schweinfurt-Coburg-Kronach (Verlegung Sonnefeld-Johannisthal, dritter Bauabschnitt), der hinter verschlossenen Türen im Schützenhaus stattfindet. Die Bedenkenträger dürfen in den etwa zur Hälfte gefüllten Saal, Presse und Bürgerschaft bleiben außen vor, weil ein Versammlungsteilnehmer gegen eine öffentliche Sitzung gestimmt hatte.


Entwicklung des Verkehrs

"Wir sehen die Planungen sehr kritisch", erklärt Elisabeth Hoffmann, die Kronacher BN-Kreisvorsitzende, die morgendliche Aktion vor dem Schützenhaus. Sie nennt den ihrer Ansicht nach viel zu hohen Flächenverbrauch für die "überdimensionierte" Lösung. Ein vierspuriger Ausbau der B 173 sei nicht gerechtfertigt, weil sich das Verkehrsaufkommen auf der Strecke seit dem Bau der Autobahn 73 entgegen den Prognosen des Staatlichen Bauamts nicht erhöht habe. Es habe sogar Verlagerungen der Verkehrsströme gegeben.

Dem pflichtet ihr Lichtenfelser Kollege Anton Reinhardt bei, der von einer "menschenfeindlichen, naturzerstörerischen Planung" spricht. 1995 seien 14 317 Kraftfahrzeuge pro Tag an der Mess-Stelle Zettlitz-West registriert worden. 2013 seien es nur noch 13 261 gewesen. "Mit welcher Begründung baut man hier so eine ,Autobahn‘ durchs Land? Eine Rechtfertigung für diese überdimensionierte Planung ist nicht vorhanden", betont Reinhardt angesichts dieser Entwicklung. Es gebe doch Alternativen, die auch von den Anwohnern und vom Bund Naturschutz mitgetragen würden.

Auch für das Gewerbe sei der Straßenausbau bei Weitem nicht so entscheidend, wie immer gesagt werde. "Wir haben keine Gewerbeansiedlung durch die A 73 in Lichtenfels bekommen. 63 Hektar Gewerbeflächen stehen im Landkreis Lichtenfels leer." Reinhardt vermutet, dass in diesem Fall die Interessen der Politiker denen der Menschen vorgezogen werden.


Druck der Politik?

Bernd Priemer von der Bürgerinitiative Hochstadt sieht das genauso. "Wenn es den Politikern um die Bürger in Hochstadt/Trieb gehen würde, würden sie ,2+1‘ verwirklichen." Und durch das Vorziehen von manchen Bauabschnitten fürchtet er, dass für die neuralgischen Streckenabschnitte Sondergenehmigungen durchgedrückt werden sollen.

Daher freut er sich, dass es einen Schulterschluss der Kritiker aus dem Lichtenfelser Raum und dem Bereich Küps-Johannisthal im Kampf für eine "naturverträgliche und intelligente Lösung" gibt. Auch Elisabeth Hoffmann sieht den Schwarzen Peter nicht beim Staatlichen Bauamt. "Es plant, was politisch gewünscht ist", stellt sie klar. Doch diese Wunschplanung würde 62 Hek tar überplanen, zehn Hektar neu versiegeln und 19 Kilometer an neuen Straßenflächen schaffen, wie sie ausführt. Die Rodach würde dadurch im Abfluss sehr eingeengt werden, der Flächenverbrauch wäre immens und der Lärmpegel in Johannisthal würde nochmals steigen, betont sie.

Als Lösung tischt sie den Entscheidungsträgern einen sanften Ausbau auf den Bestandstrassen und im 2+1-Schema, flankiert von Lärmschutzmaßnahmen und Kreisverkehren, auf. Und sie reicht dazu ein paar Brötchen mit dem Merkzettel, ehe die Türen zugehen.