Jan Becker und Andreas Mannkopff sind auf der Bühne zu Hause. Sie haben Rollen in der turbulenten Komödie "Der Florentinerhut" übernommen und plaudern über ihr Leben auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
So unscheinbar und bescheiden Schauspieler im privatem Leben oft wirken mögen, auf der Bühne erscheinen sie im Rampenlicht umso präsenter. Eingehüllt in verschiedenste Rollen gilt es dann, authentische Persönlichkeiten zu entwickeln. Um die Aufmerksamkeit des Publikums zu erlangen, ist das gewisse Etwas gefragt: die Ausstrahlung.
Und genau das ist wohl der Grund, warum der Onkel Taubstöckel (Andreas Mnnkopff) in der Verwechslungskomödie "Der Florentinerhut" zum heimlichen Publikumsliebling erkoren wurde. Denn wenn er so gemütlich auf seinem Stuhl sitzt, lacht oder inhaltslose Kommentare einwirft, gelingt es ihm immer wieder, die Menschen zum Lachen zu bringen. "Andreas hat eine wahnsinnige Präsenz. Die jahrelange Erfahrung sieht man ihm einfach an", schwärmt Jan Becker von seinem Schauspielerkollegen. Selbst würde der Schauspieler und Synchronsprecher so etwas nie von sich behaupten: "Das ist immer so eine Sache mit der Ausstrahlung", sagt Mannkopff und erklärt, dass er sich wohl genau überlegt habe, wie er als Onkel Taubstöckel einen Gehörlosen spielt. Aus diesem Grund hatte er auch anfangs Schwierigkeiten mit der Rolle: "Es ist ganz schwer, taub zu spielen, wenn man es nicht ist. Man hört, was geredet wird und muss mit ganz anderen Sachen antworten. Da muss man erst reinwachsen."
Doch den Reaktionen des Publikums zufolge ist ihm die Sache mit dem Reinwachsen bestens gelungen: "Wenn die Leute klatschen, dann gefällt es mir noch mehr", freut sich Mannkopff.
Der gebürtige Berliner ist nun bereits zum zweiten Mal bei den Faust-Festspielen engagiert. Wie er in diesem Jahr zu seiner Rolle kam, erklärt er ganz einfach: "Ich habe Daniel Leistner wohl gefallen." Seine langjährige Karriere schmücken zahlreiche Engagements bei Bühne, Film und Fernsehen. Nach seiner Schauspielausbildung an der Fritz-Kirchhoff-Schule in Berlin wandte er sich zunächst dem Kabarett-Theater zu. Erste Filmrollen ließen auch nicht lange auf sich warten. So spielte er beispielsweise in "Jack the Ripper" oder "Otto - der Film" mit. Vor allem aber auch durch Auftritte in verschiedensten Serien, wie Tatort oder Traumschiff, wurde Mannkopff bekannt.
Fragt man den Profi nach seinen zahlreichen Erfahrungen, fällt es ihm mittlerweile schwer, sich konkret an all das zu erinnern: "Mehr als tausend Rollen sag ich immer", lacht er. Auch als erfolgreicher Synchronsprecher kennt man seine Stimme, wenn man an Garfield, Benny Hill oder Lucky Luke denkt. "Ich bin ein einfacher Cowboy, weit weg von zu Haus", imitiert Mannkopff eine seiner legendären Synchronrollen, lächelt dabei vor sich hin und fängt an, ein wichtiges Detail über seine Sprechrollen zu erzählen: "Um gut synchronisieren zu können, muss man Schauspieler sein."
Aber auch Jan Becker als Graf Achilles von Rosalba oder als Offizier Hartenkopf begeistert sein Kronacher Publikum. Ob als tänzelnder Graf oder wilder Offizier arbeitet er ständig an seinen vielen verschiedenen Facetten und gibt zu, dass er sich noch viel bei seinem Freund Mannkopff abschauen könne. Insgesamt gefalle es ihm in Kronach schon jetzt sehr gut: "Eine tolle Natur und eine schöne Kulisse", beschreibt er seinen Wirkungsort auf der Festung Rosenberg und freut sich, "dort arbeiten zu dürfen, wo andere Urlaub machen". Neben Andreas Mannkopff, mit dem er Vorbild und Freund zugleich entdecken durfte, fühlt er sich auch sonst bei seinen Schauspielkollegen in Kronach gut aufgehoben: "Es sind tolle Menschen, die man kennen lernt. Das ist bei einem Sommertheater immer wichtig."
Kein unbeschriebenes Blatt Mit seinen 42 Jahren ist Jan Becker kein unbeschriebenes Blatt. "Die Schauspielerei zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben", beginnt er sich an die Anfänge zurückzuerinnern. Bereits im Kindergarten habe alles angefangen. Über das Schultheater ging es zur Zauberei: "Ich bin damals als Nachwuchszauberer bis zu David Copperfield gekommen. Ich war gerade in der zwölften Klasse und musste mich dann zwischen Zauberei und Schauspiel entscheiden." Schließlich habe er sich der Schauspielerei verschrieben, auch wenn sein Abitur dafür auf der Strecke blieb: "Nach vier Vorsprechen wurde ich in München an der Otto-Falckenbergschule genommen. Dort durfte ich als Schüler bei den Münchner Kammerspielen zusammen mit Bruno Ganz meine erste große Erfahrung sammeln."
Besonders stolz ist Jan Becker auch auf seinen ersten Kinofilm "Jakob der Lügner" mit Robin Williams: "Das war das Größte, was ich bisher gemacht habe. Irgendwann habe ich mich dann aber nicht mehr um Film und Fernsehen gekümmert, denn mein Herzblut hängt weiter am Theater." Und so ist er wohl auch nach Kronach gekommen, nachdem er vor vier Jahren eine Rundumbewerbung an verschiedenste Sommertheater in Deutschland schickte: "Dieses Jahr hat es nun endlich in Kronach geklappt."
Nachdem der gebürtige Mainzer für seine Engagements in vielen großen Städten lebte, wird ihm Kronach als neue Erfahrung besonders aus einem Grund in Erinnerung bleiben: "Ich mag das fränkische Essen und die großen Portionen. Ich esse sehr gerne Braten mit Klößen oder Bratwürste mit Sauerkraut", erzählt Jan Becker begeistert. Sein Kollege Andreas Mannkopff stimmt ihm dabei zu - mit Ausnahme der Klöße.