In der Amtsgerichtsstraße 10 ist der Unternehmer Bernd Holzmann mit seinem Projekt zur Erweiterung des Kronacher Stadthotels auf Probleme gestoßen. Das denkmalgeschützte Gebäude kann nicht wie geplant hergerichtet werden, weil die Bausubstanz laut Holzmann zu schlecht ist.
Nur ein Kran streckt seinen langen Hals über die riesige, weiße Plane vor dem Gebäude in der Amtsgerichtsstraße 10. Was hinter dem "Vorhang" geschieht, bietet Raum für Spekulationen - zumal findige Bürger einen seitlichen Spalt entdeckt haben, der einen kleinen Einblick gewährt. Und der zeigt, dass oberhalb des Erdgeschosses die Außenmauer des Gebäudes verschwunden ist.
Unter dem Aktenzeichen D-4-76-145-33 ist das Gebäude in die Liste der Baudenkmäler des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eingetragen. Dort wird es wie folgt beschrieben: "Zweigeschossiger, giebel ständiger Halbwalmdachbau mit zwei Freitreppen, verputzt, wohl 1814". Doch zweigeschossig ist das Gebäude allem Anschein nach nicht mehr.
Suiten und Wellnessbereich "Wir haben die Pläne eingereicht", erklärt Bernd Holzmann zu den Arbeiten an dem Gebäude, dass auf der Denkmalliste als Baudenkmal sowie als Teil des Ensembles verzeichnet ist. Die Planungen Holzmanns sehen vor, diesen Altbau zu sanieren und dadurch das nebenstehende Stadthotel um Suiten und einen Wellnessbereich zu erweitern.
Dass die Sanierung nun andere Dimensionen annimmt, erklärt Holzmann mit dem Zustand des Hauses. "Viele Teile sind nicht zu halten", sagt er und spricht von Salpeter und Holzwürmern. "Es hat 20 Jahre reingeregnet." Das habe Spuren an der alten Bausubstanz hinterlassen. Zum Teil habe man die Wände aufgemacht und sei auf Schimmel gestoßen. Kollidiert das Vorhaben nun mit dem Denkmalschutz? "Ohne Genehmigung machen wir nichts", beteuert Holzmann, dass hier keine Sanierung nach eigenem Gutdünken stattfinden wird. "Daher müssen wir jetzt abwarten."
Pläne überarbeiten Wie lange die Pause bei den Arbeiten ausfällt, kann er nicht sagen. Man hat neue Pläne eingereicht und muss seiner Aussage nach nun schauen, wie lange die zuständigen Behörden für die Bearbeitung brauchen. Davon hängt auch ab, ob das angestrebte Ziel für die Fertigstellung (Ende 2015) zu halten ist. Den zunächst gesteckten Kostenrahmen von etwa 500 000 Euro wird das Projekt aber sicher sprengen. "Das wird weitaus teurer werden. Das ist bei solchen Gebäuden aber eigentlich immer der Fall. Da muss man gleich ein Polster mit vorsehen", meint der Unternehmen.
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) bestätigt auf Anfrage, dass am Dienstag ein neuer Tekturplan bei der Stadtverwaltung eingegangen ist. Holzmann habe eklatante Schäden an der Bausubstanz geschildert, so dass eine Umplanung notwendig sei, stellt er fest. Eine Prüfung müsse nun klären, ob die neue Planung als Geschäft der laufenden Verwaltung oder im Bauausschuss behandelt werden muss. Beiergrößlein ist überzeugt, dass die Amtsgerichtsstraße 10 zu einem wichtigen Baustein im Konzept für die Obere Stadt werden kann. Das habe Holzmann - "ein wichtiger Partner in Sachen Tourismus" - bereits mit vorangegangenen Vorhaben bewiesen. "Was er angepackt hat, wurde zu Vorzeigeprojekten und einer Bereicherung", so das Stadtoberhaupt.
Ein laufendes Verfahren Auch das Landratsamt hat den Fall in der Oberen Stadt zur Kenntnis genommen. Der Sprecher der Behörde, Stefan Schneider, stellt auf unsere Anfrage fest: "Für das Bauvorhaben Kronach, Amtsgerichtsstraße 10, gibt es eine gültige Baugenehmigung. Im Rahmen einer Baukontrolle wurde festgestellt, dass auf Grund der anscheinend desolaten Bausubstanz weitergehende Eingriffe vorgenommen wurden." Diese neue Situation werde nun vom Bauherrn durch einen Tekturplan dargestellt. Über die Stadt Kronach werde die neue Planung dem Landratsamt zur Genehmigung zugeleitet. "Die Bauarbeiten sind bis dorthin eingestellt, Sicherungsarbeiten der noch verbliebenen Bauteile aber weiterhin möglich", so Schneider. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann das Landratsamt nicht ins Detail gehen.
Beim Landesamt für Denkmalschutz war man prinzipiell über den Abriss von Mauerwerk an einem geschützten Gebäude verwundert. Allerdings war der zuständige Mitarbeiter am Dienstag nicht erreichbar, um auf den konkreten Fall einzugehen.
Baustelle leuchtet nicht Der hohe Kran und die Plane werden also weiterhin das Bild der Amtsgerichtsstraße prägen - auch während "Kronach leuchtet" (ab 8. Mai). Einbezogen werden sie bei der Großveranstaltung aber nicht. "Ich hätte es toll gefunden, wenn die Baustelle mit berücksichtigt, vielleicht auch der Kran beleuchtet worden wäre, aber das ist wohl nicht vorgesehen", bedauert Holzmann, dass die Amtsgerichtsstraße 10 dunkel bleiben wird.