Pfeffera machen Neufang unsicher

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Lukas wird vom Schlotfeger Lorenz angeschwärzt. Johannes hat es schon hinter sich. Fotos: Heike Schülein
Lukas wird vom Schlotfeger Lorenz angeschwärzt. Johannes hat es schon hinter sich. Fotos: Heike Schülein
Die Neufanger Burschen waren den ganzen Tag beim Pfeffern.
Die Neufanger Burschen waren den ganzen Tag beim Pfeffern.
 
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
 
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
 
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
Niemand entkam den Pfeffera - auch nicht die Autofahrer.
 
Schlotfeger Lorenz schwärzt Anna Jakob an.
Schlotfeger Lorenz schwärzt Anna Jakob an.
 
Schlotfeger Lorenz schwärzt Anna Jakob an.
Schlotfeger Lorenz schwärzt Anna Jakob an.
 
 
 
Am Mittwoch trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
Am Mittwoch trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
 
Am Mittwoch trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
Am Mittwoch trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
 
Ein Tänzchen in Ehren bei der Familie Petra und Jürgen Hofmann in Berglesdorf
Ein Tänzchen in Ehren bei der Familie Petra und Jürgen Hofmann in Berglesdorf
 
Ein Tänzchen in Ehren mit Anna Jakob
Ein Tänzchen in Ehren mit Anna Jakob
 
Musiker matthias
Musiker matthias
 

Immer am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder, zieht in Neufang ein Pfeffera-Zug von Haus zu Haus. Am Mittwoch war es wieder soweit.

Es ist 10.15 Uhr am Mittwoch, als ein seltsamer Zug die Hauptstraße in Neufang entlangzieht. Dabei ist Schifferklavier-Spieler Matthias, der den Pfeffera-Zug musikalisch begleitet und gerade "Tief im Frankenwald" anstimmt. Dann gibt es noch Scherenschleifer, Musikanten, Schnaps- und Sackträger, Jäger und Tänzer wie auch den einen großen Geldbeutel mit sich führenden Kürassier und natürlich den Schlotfeger.

Gleich mehrere Autos nähern sich dem Zug. "Halt", ertönt es wie aus einem Mund. Die Burschen blockieren die Fahrbahn. Während die Autofahrer mit Kennzeichen aus anderen Landkreisen einigermaßen entsetzt dreinschauen, harren die Neufanger der Dinge, die da kommen und lassen ihre Autoscheiben runter - wohl wissend, was sie erwartet.

Schlotfeger Lorenz reibt sich die Hände und zwar mit schwarzer Farbe. Er beugt sich ins Auto und streicht seinen "Opfern" genüsslich mit beiden Händen über die Wangen. Die Autofahrer bleiben bei Weitem nicht die einzigen "Angeschwärzten". Fußgänger, Radfahrer, Verkäuferinnen in den Geschäften oder auch Arbeiter: Ihnen allen werden Glückwünsche für 2017 mit einer mehr oder weniger sanften, rußigen Schelln übermittelt.
Mit dem Pfeffern, das nach einem heidnischen Brauch Glück bringen soll, wünscht man den Frauen in jedem Haus ein gutes neues Jahr. Das Pfeffern, das traditionell den Neufanger Burschen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren obliegt, ist im Bergdorf eine echte Ehre.

Los ging es für die Pfeffera bereits um 6 Uhr am Morgen. Traditionell startete die Tour in Leitsch, Tempenberg und in der Schäferei. Obwohl sie keinesfalls zu überhören sind, öffnet sich nicht jede Haustür. Meist hängt in diesem Fall jedoch ein Geldkuvert an der Tür und eine kleine Aufmerksamkeit steht davor.

Doch die meisten Hausbewohner freuen sich. Auf dem Tisch stehen Gläser bereit, Hochprozentiges und Nichtalkoholisches sowie Knabbereien. Da die Burschen so lange unterwegs sind, muss mit den Kräften gehaushaltet werden.


Stärkung in fester Form

Gefrühstückt wurde bei Familie Petra und Jürgen Hofmann in Berglesdorf, wo ihnen die Neufiche Maala einen Imbiss bereitet hatten. Doch natürlich kommt auch das Ehepaar nicht "ungeschoren" davon. Der Besuch läuft wie in allen Häusern ab: Es wird getanzt, getrunken und natürlich gepfeffert. Zunächst wird ein Schneewalzer mit der Hausherrin und den anderen weiblichen Mitbewohnerinnen getanzt. Anschließend vertreibt man durch das Hauen mit dem Pfefferstrauß (geschnittene Tannenzweige) auf die Beinrückseiten der Frauen die bösen Geister fürs kommende Jahr. Gepfeffert werden in Neufang nur die Frauen. Dabei wird ein Pfefferspruch aufgesagt, beispielsweise: "Ich bin der kleine König, drum gebt mir nier zu wenig, gebt mir lieber gleich mein Lohn, dess ich wieder weiter koo."

Nach dem Pfeffern wird etwas getrunken. Dabei wird aber nicht nur den Pfeffera ordentlich eingeschenkt. Als kleine "Wiedergutmachung" fürs Anschwärzen bieten sie selbst den Hauseigentümern einen kräftigen Schluck Schnaps aus einem großen Schöpflöffel an.

Auch das ist Tradition - ebenso wie das Anschwärzen durch den Schlotfeger sowie das Schärfen der Scheren der Familien mit einem Wetzstein. Abschließend wünscht man einander ein gutes neues Jahr und weiter geht's mit dem Lied "Muss i denn zum Städtele hinaus".


Wieselflinker Anschwärzer

Unterwegs treffen die Pfeffera auf die Jungs Johannes und Lukas, die sich ein Späßchen daraus machen, die Burschen ein wenig aufzuziehen. Aber sie haben wohl den wieselflinken Schlotfeger unterschätzt, der sie schließlich einholt. Dann ist alles zu spät: Die Jungs erhalten fürs Ärgern eine Extraladung Farbe, was ihnen offensichtlich gefällt.

Weiter geht es in die Firma Forst- und Landtechnik Kotschenreuther, in der vom Azubi bis zum Chef jeder angeschwärzt wird. Neben guten Tropfen in den Kehlen und etwas zu essen erhalten die Pfeffera in den Häusern auch Geld, den sogenannten Pfefferhafer. Damit finanzieren sie jedes Jahr Mitte Januar einen Pfeffertanz in Neufang.
Normalerweise dauert das Pfeffern bis gegen 20 Uhr, je nachdem wie oft ihnen die Tür geöffnet wird: Ein langer feuchtfröhlicher Tag. "Zudem halten wir damit die Tradition aufrecht", sind sich die Pfeffera einig. Ähnlich sehen es auch die Hausbewohner, die voll des Lobes über die traditionsbewussten Burschen sind.


Keine "Ausfälle"

Natürlich gibt es für die Pfeffera auch ein Mittagessen, das ebenfalls die Maala zubereiten. Die Pause fällt kurz aus. Bleibt die Frage, ob es "Ausfälle" gibt.

Ein entschiedenes "Nein" ist die Antwort und der Ehrenkodex: "Egal ob Schnee, Glätte, Regen oder eisige Temperaturen und unabhängig vom ,persönlichen Wohlergehen': Wer am Morgen angefangen hat, muss das durchziehen bis zum Ende!"