Bürgermeister Peter Hänel zog beim Kerwa-Wettstreit in Neuengrün den Kürzeren gegenüber Pater Jan Poja.
"Diesmal schaffe ich es wieder! Der neue Pfarrer kennt sich noch nicht aus", versprach Bürgermeister Peter Hänel (FW) bei der Kirchweihgaudi in Neuengrün. Doch wer das verschmitzte Lächeln von Pater Jan bemerkte, zweifelte an den Worten des Stadtoberhauptes.
Er war mit gemischten Gefühlen nach Neuengrün gekommen, der neue Pfarrer von Wallenfels. Was würde ihn dort erwarten? Welche "unlösbaren" Aufgaben hatten die Mitglieder des Kirchweihkomitees wieder ausgeheckt? Und es galt vor allem auch, die Ehre der Kirche zu verteidigen - so wie es Pater Heinrich all die vergangenen Jahre - mal mehr, mal weniger erfolgreich - getan hatte.
Hauptsache unverletzt Voller Spannung harrten die beiden Kontrahenten der bevorstehenden Ereignisse. Doch zunächst konnten sie sich in Sicherheit wiegen, gemütlich dem Treiben zusehen. Plötzlich sollten beide ein kleines Grußwort sagen. Der Ernst des Tages begann. Für Pater Jan war es wichtig, "ohne Verletzungen davonzukommen". Er stellte fest: "Etwas Bammel habe ich schon. Ich weiß ja nicht, was auf mich zukommt."
Für Bürgermeister Peter Hänel war es eine Premiere, einmal einen "anderen Pfarrer" zum Gegner zu haben. "16 Jahre habe ich mit Pater Heinrich gekämpft wie ein Löwe, mal sehen was ein junger Pfarrer dagegenhält", meinte Hänel lachend.
Zehn Hühner - zehn Herausforderungen Und dann ging's richtig los. Motoren dröhnten, und zwei "heiße Feuerstühle" brausten im "rasanten Tempo" von 20 Kilometern pro Stunde durch Neuengrün. Bürgermeister und Pfarrer lieferten sich kein Rennen, sondern zogen gemeinsam ihre Runden. Doch das war nur die Ruhe vor dem Sturm. Zünftig gekleidet mit karierten Hemden und flotten Kopfbedeckungen warteten die beiden Gegner auf ihre Aufgabe. Eine Ahnung hatte sie ja schon beschlichen, als sie den "Drahtkäfig" sahen, der wie ein Zirkuszelt aufgebaut war und in dem Strohballen lagen. Schnell wurden noch zehn Hühner in diesen großen Käfig gelassen, und schon konnte das Wettrennen beginnen.
Die meisten Hühner zu fangen, lautete die Aufgabe. Pater Jan entpuppte sich als Naturtalent. Mit stoischer Ruhe marschierte er von einem Huhn zum anderen, packte es und steckte es in seinen Korb. Nicht so Bürgermeister Hänel. Jedes Federvieh nahm Reißaus, wenn er sich näherte. Er stolperte über Strohballen, griff daneben - und das Huhn entfloh gackernd. Das Stadtoberhaupt konnte nur dank der Anfeuerung der zahlreichen Zuschauer am Ende doch noch drei Hühner schnappen.
Hat der Pater geblufft? Mit einem neidischen Blick auf die sieben Hühner seines Kontrahenten bemerkte Hänel: "Ich hab Pater Jan gefragt, ob er weiß was Hühner sind. Daraufhin hat er gemeint, gegessen habe er sie schon mal. Aber dass er auch ein so geschickter Hühnerdieb ist, hat er mir nicht verraten." Pater Jan war voller Stolz und meinte, dass sich seine Erfahrung in der Landwirtschaft endlich einmal gelohnt habe. Für nächstes Jahr kündigten die beiden eine Revanche an.
Auch beim Hahnenschlag gab es viel zu Lachen. Den Kinderhahn holte Lisa aus Bonn, die mit dem ersten Schlag bereits traf. Bei den Erwachsenen traten einige Kontrahenten an, die ihre Schläge jedoch weit neben das Ziel setzten. Am Ende traf Petra Kremer aus Wellesberg und konnte einen stolzen Hahn mit nach Hause nehmen. Beim traditionellen Zug durchs Dorf durfte sie sich noch einmal so richtig feiern lassen.