Ein Relikt des Straßenverkehrs im 20. Jahrhundert verschwindet Schritt für Schritt aus dem Kronacher Stadtbild. Die Parkuhren werden abgeschafft.
Horst Schütz und Ricardo Ciolka setzen das silberne Rohr ein letztes Mal an. Die Münzen rasseln hindurch zu einem kleinen Wägelchen. Dann ist die Parkuhr geleert. 54 solcher Geräte mussten bis zum Dienstag in der Kreisstadt regelmäßig "abkassiert", gewartet und repariert werden. Seitdem sind es einige weniger. In absehbarer Zeit sollen die Parkuhren ganz aus dem Kronacher Straßenbild verschwinden.
"Die Parkuhr in dieser Form ist ein Auslaufmodell", erklärt Hauptamtsleiter Stefan Wicklein den sukzessiven Abbau. Ersatzteile für die Geräte aus dem vergangenen Jahrhundert seien nur noch schwer aufzutreiben. Immer wieder habe die Stadt mehrere defekte Geräte zu einem funktionierenden zusammenbasteln müssen, beschreibt Wicklein mit einem Schmunzeln die Situation in den vergangenen Jahren.
Inzwischen wurden diese Relikte der Parkraumüberwachung vielerorts von Parkschein-Automaten und Kurzparkzonen abgelöst. Deshalb werden die Verkehrsteilnehmern den silber-grauen Wegbegleitern auch kaum nachtrauern. An den nun neu entstehenden Kurzparkzonen wird nämlich der Griff zur Parkscheibe den in den Geldbeutel ersetzen.
250 Euro pro Jahr
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Für die Stadt stellt dies kein Problem dar, denn reich machten die Uhren schon lange keinen mehr. Auf rund 250 Euro pro Jahr schätzt Wicklein die Einnahmen pro Gerät. Diese Summe lässt sich allerdings schnell relativieren. Nicht nur Ersatzteil- und Reparaturkosten schlagen sich bei den Geräten nieder, von denen die jüngsten bereits 30 Jahre auf dem Buckel haben. "Die Leerung muss im Vier-Augen-Prinzip erfolgen", erklärt der Hauptamtsleiter, dass regelmäßig zwei Angestellte hierfür auf Achse gehen müssen.
Hauptsächlich übernimmt diese Aufgabe übrigens ein Feuerwehrmann. Horst Schütz ist als Gerätewart der Wehr hauptamtlich bei der Stadt angestellt und kümmert sich mit Unterstützung weiterer Kollegen um die Parkuhren.
Er wird - wie wohl auch die Autofahrer - kaum eine Träne vergießen, wenn diese Aufgabe in absehbarer Zeit ganz wegfällt. Das machte er schon in einem Gespräch mit TV Oberfranken deutlich. "Dadurch, dass die Uhren uralt sind und ständig ausfallen, wird man irgendwann von der Bevölkerung angesprochen, dass sie wieder nicht gehen", sagte er. Bedienfehler durch den Einwurf falscher Münzen und "vom Alter her verschlissene Geräte" hielten die städtischen Mitarbeiter auf Trab. Arbeitszeit, die für andere Aufgaben verloren geht. Ob er deshalb froh ist, dass die Parkuhren bald Geschichte sind? "Ja, das kann man so sagen."
Eine Weile wird er sich aber noch um die Geräte kümmern müssen. Sie werden nämlich nicht alle über Nacht demontiert. Stefan Wicklein erklärt: "Das passiert Zug um Zug, immer dann, wenn welche repariert werden müssten."