Nicht jeder ist für den Nationalpark Frankenwald

3 Min
Nicht bei allen kommt der Plan eines Nationalparks Frankenwald gut an. Foto: Archiv
Nicht bei allen kommt der Plan eines Nationalparks Frankenwald gut an. Foto: Archiv

Bis jetzt zeigten sich alle Gruppen gesprächsbereit, wenn es um den Nationalpark Frankenwald geht. Die Waldbesitzervereinigung Rennsteig sieht das anders.

Fünf Tage ist es nun her, dass Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) mit seinem Vorschlag überraschte: Der Frankenwald soll in die Diskussion, um einen dritten bayerischen Nationalpark mit aufgenommen werden. Bis jetzt signalisierten die Politiker und auch die Interessensvertreter Gesprächsbereitschaft (wir berichteten).


Unverständnis für das Projekt

Hans-Georg Lindig, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung (WBV) Rennsteig, sieht das ganz anders. Er hält von den Plänen nichts - und macht auch kein Geheimnis daraus. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die letzten 300 Jahre Forstwirtschaft nichts wert sein sollen", meint Lindig. Ein Nationalpark würde die ganze Arbeit kaputt machen, das mache ihm zu schaffen.

"Das, was einmal gut war, wird auf einmal in Frage gestellt und die Arbeit soll umsonst gewesen sein?"
Für Lindig funktioniert und harmoniert im Frankenwald alles - Natur, Tier und Mensch. "Das jetzt zu ändern, ist gegen meinen Menschenverstand", sagt Lindig. Für ihn sind die Pläne für einen Nationalpark Frankenwald ein abgekartetes Spiel.

Doch er werde diskutieren und sich weiter darüber informieren. Auch mit anderen Interessensgruppen sei er im Gespräch. Auf den Besuch von Ulrike Scharf angesprochen, sagt Lindig: "Wenn sich etwas bewegt, werden wir dabei sein und uns informieren."


Auswirkungen nicht absehbar

Georg Konrad von der WBV Kronach-Rothenkirchen steht dem Thema Nationalpark erst einmal aufgeschlossen gegenüber. "Wir brauchen jetzt erst einmal Gespräche und Informationen", sagt Konrad auf Nachfrage des FT. Es sei jedoch wichtig, jetzt keine Fronten aufzubauen, sonst ersticke die Diskussion so wie im Steigerwald. Man müsse erst einmal schauen, was geplant ist. Welche Auswirkungen das auf die Waldbesitzer haben könnte, kann Georg Konrad aktuell noch nicht sagen. Es brauche alles seine Zeit. "Einen Schnellschuss zu machen, wäre nicht im Interesse des Parkes und der Menschen im Frankenwald", erklärt Konrad.

Bernhard Schmitt, Kreisvorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverbands Kronach, hat die Pläne in Sachen Nationalpark Frankenwald anfangs positiv aufgenommen. Ein Nationalpark könne die Region schließlich bereichern. "Aber sowohl für Wald- und Grundbesitzer als auch für die Jäger ist es nach jetzigem Kenntnisstand noch nicht absehbar, welche negativen Auswirkungen das haben wird", erklärt Schmitt. Es gebe viele bislang ungeklärte Problemfelder. "Wir stochern im Dunkeln", sagt Schmitt: Wie groß wird der Nationalpark wirklich? Wen betrifft es? Wie viele Jäger könnten ihr Revier verlieren? Und wer kommt für die Schäden auf, die Wildschweine rund um den Nationalpark anrichten?

"Bei den bis jetzt aufgetauchten Problemfeldern könnte man sagen, dass das für unsere Jäger eine nicht akzeptable Geschichte wird", macht Schmitt deutlich. Ihm ist es aber dennoch wichtig, sich weiter objektiv über den Nationalpark zu informieren. "Wir werden uns intensiv mit anderen Verbandsvertretern auseinandersetzen und schauen, womit wir leben könnten und wo es größere Probleme geben wird. Und dann suchen wir das Gespräch", erklärt Schmitt.


Der Schwarzstorch und der Borkenkäfer

Auch Cordula Kelle-Dingel, Kreisgruppenvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz, meldete sich am Montag in einer Pressemitteilung zu Wort. Der Frankenwald werbe immer häufiger beim Thema Naturschutz mit dem Schwarzstorch. "Im Gegensatz zu anderen Mittelgebirgen in Deutschland, wo der Schwarzstorch alte Laubbäume als Brutbaum bevorzugt, nistet er im Frankenwald nahezu ausschließlich auf Fichten", erklärt Cordula Kelle-Dingel. Das liege daran, dass es hier noch nicht genügend altes und geeignetes Laubholz gebe, das als Nestunterlage brauchbar wäre. "Auch liebt der Schwarzstorch die Frankenwaldtäler, wo er ungestört in den Bächen und den angrenzenden Wiesen auf Nahrungssuche gehen kann und einfach seine Ruhe hat", erklärt sie.

Der Frankenwald bleibe von den Auswirkungen des Klimawandels nicht verschont, immer häufiger gebe es trockene Frühjahre oder Sommer und starke Stürme - Faktoren, die den Borkenkäfer begünstigen.

"Bestes Beispiel waren der trockene Sommer 2003 und die nachfolgenden Jahre, in denen im Frankenwald rund 1,5 Millionen Festmeter an Schadholz angefallen sind. In der Zeit sind alleine 10 Brutplätze des Schwarzstorches dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen", erklärt die Kreisgruppenvorsitzende.


Frankenwald sei nicht für einen Nationalpark geeignet

Cordula Kelle-Dingel fordert, sich genau zu überlegen , ob man tatsächlich das immer vorhandene Risiko einer Kalamität eingehen möchte. In den letzten Jahren ist es den Forstleuten mit großer Mühe immer gelungen, den Käfer einzudämmen und gleichzeitig Laubholz in die Bestände einzubringen.

"Allen Beteiligten muss klar sein, was eine Entscheidung für einen Nationalpark bedeuten würde - mit allen Konsequenzen. Aus Sicht des LBV ist der Frankenwald von allen potenziellen Kandidaten naturschutzfachlich gesehen am wenigsten geeignet für einen Nationalpark", erklärt Cordula Kelle-Dingel. Sie wäre bereit, an einem Dialog teilzunehmen, wo man gemeinsam überlegt, welche Möglichkeiten es statt dessen für den Frankenwald gäbe.