Neufanger "Pfeffera" kommen zu Fernsehehren

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Die Tannenreiser hat der "Pfefferer" schon bereit. Die nächste Frau ist auch schon da, der er traditionsgemäß die Zweige hinten auf die Beine hauen kann.
Die Tannenreiser hat der "Pfefferer" schon bereit. Die nächste Frau ist auch schon da, der er traditionsgemäß die Zweige hinten auf die Beine hauen kann.
Die beiden Jäger Manuel und Lukas
Die beiden Jäger Manuel und Lukas
 
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
 
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
 
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
Am Samstag trieben in Neufang wieder die "Pfeffera" ihr Unwesen.
 
Ein Tänzchen in Ehren mit Monika Kukowski
Ein Tänzchen in Ehren mit Monika Kukowski
 
Kinder ärgern den Schlotfeger Kai Oliver
Kinder ärgern den Schlotfeger Kai Oliver
 
Ein Tänzchen in Ehren mit Barbara Müller
Ein Tänzchen in Ehren mit Barbara Müller
 
Schlotfeger Kai bei der Arbeit
Schlotfeger Kai bei der Arbeit
 
Ein Tänzchen in Ehren mit Franziska Müller
Ein Tänzchen in Ehren mit Franziska Müller
 
Franziska Müller wird angeschwärzt
Franziska Müller wird angeschwärzt
 
 

Traditionell am 28. Dezember ziehen junge Burschen in Neufang von Haus zu Haus, singen, tanzen und "pfeffern". Die "Pfeffera" schlagen den Frauen mit Tannenzweigen hinten auf die Beine. Das soll Glück bringen.

"Tief im Frankenwald" schallt es laut aus den Kehlen elf junger, etwas seltsam aussehender Gestalten. Unter ihnen ist auch Schifferklavier-Spieler Tobias, der den sich mehr oder weniger schnell durch das Bergdorf bewegenden "Pfeffera"-Zug musikalisch begleitet. Am Ende des Lieds setzt einer der jungen Burschen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren zu einem Art Jauchzer an, den man in Worten nur schlecht beschreiben kann. Dann wird beim nächsten Haus in Neufang geklingelt - in diesem Fall dem von Rudolf und Brunhilde Kotschenreuther, die den Burschen gern Einlass gewähren.

Zum "Pfeffera"-Zug gehören neben Musikant Tobias auch Schlotfeger Kai Oliver, Scherenschleifer Jonas, Sackträger Andreas sowie Schnapsträger Tobias und Kürassier Chris, der die Kasse mit sich führt. Dann gibt es noch die beiden Jäger, Manuel und Lukas, sowie die drei Tänzer Jürgen, Stefan und Maximilian. Die Zeremonie in den Häusern läuft immer gleich ab: Es wird getanzt, getrunken und natürlich gepfeffert.

Zunächst wird ein Schneewalzer mit der Hausherrin und den anderen weiblichen Mitbewohnerinnen getanzt. Anschließend vertreibt man durch das Hauen mit dem Pfefferstrauß (geschnittene Tannenzweige) auf die Beinrückseiten der Damen die bösen Geister fürs kommende Jahr. Gepfeffert werden in Neufang lediglich die Frauen.

Mit dem Ritual, das Glück bringen soll, wünscht man den Frauen in jedem Haus ein gutes neues Jahr. Besondere Lebenskraft wird den Zweigen zugeschrieben, da sie auch im Winter ihr Grün behalten oder im Frühjahr als erste austreiben und Blüten tragen.

Nach einem Aberglauben geht beim sogenannten "Pfeffern" Kraft, Frische, Gesundheit und besonders die Fruchtbarkeit auf die Gepfefferte über.


Schell'n für die Herren

Gepfeffert wird in Neufang zwar nur die Frauenwelt, doch es gibt noch eine weitere Tradition, in deren "Genuss" auch die Männer kommen: Eine rußige schwarze Schell'n. Angeschwärzt wird jeder, der den "Pfeffera" über den Weg läuft. Diese ehrenvolle Aufgabe obliegt Schlotfeger Kai Oliver, der sich zunächst die Hände mit schwarzer Faschingsschminke einreibt. Damit streicht er Rudolf und Brunhilde Kotschenreuther genüsslich über die Wangen.

Als kleine Wiedergutmachung erhalten sie einen kräftigen Schluck Schnaps aus einem großen Schöpflöffel. "Der Brauch ist super. Ich habe früher selbst sieben Jahre mitgemacht. Das waren damals die Jahrgänge 1941 bis 1946", erzählt Rudolf Kotschenreuther. Er hofft, dass der Brauch weitergeführt wird.

Die Farbe lassen er und seine Ehefrau den ganzen Tag dran. "Runtermachen bringt nichts. Wenn die ,Pfeffera' das sehen, ist man gleich wieder schwarz", bestätigt auch Brunhilde Kotschenreuther, die sich jedes Jahr freut, wenn die "Pfeffera" in ihr Haus kommen.

Derweilen schärft Scherenschleifer Jonas die Scheren der Familie mit einem Wetzstein - eine weitere Tradition. "Da ist Garantie für ein Jahr darauf. Die bleiben bis nächstes Jahr scharf", verspricht der Scherenschleifer. Er erhält dafür ebenso einen kleinen Lohn wie auch die Jäger, die den Christbaum von oben bis unten inspizieren - nicht, dass er vielleicht im Wald heimlich geholt wurde.

Schnell einigt man sich auf eine bestimmte Summe für die Baumauslösung. All das wandert in die Kasse von Chris, der den "Pfefferhafer" verwaltet. Damit wird alljährlich ein "Pfeffera-Tanz" für die gesamte Bevölkerung ausgerichtet.

Natürlich müssen sich die Burschen auf ihrer langen Tour stärken. Fürs leibliche Wohl stehen in den Häusern Knabbereien, Häppchen, Hochprozentiges und Nichtalkoholisches bereit. Schließlich sind die "Pfefferera" vor Sonnenaufgang bis weit in den Abend unterwegs. Ihre Tour begann um sechs Uhr am Morgen in der Schäferei Leitsch sowie in Tempenberg, bevor es schließlich in Neufang weiterging.

Nicht jeder Hausherr öffnet. Meist hängt in diesem Fall jedoch ein Geldkuvert an der Tür und eine kleine Aufmerksamkeit steht davor - beispielsweise "ein guter Schluck". Wann sie dieses Mal fertig sind, steht noch in den Sternen. In den letzten Jahren war es immer etwa 20 Uhr.

Doch heuer sind sie aufgrund der Filmaufnahmen von TV Oberfranken in Verzug. Lediglich für das Frühstück und Mittagessen wird eine kleine Pause eingelegt. Hierfür zeichnen ihre Helferinnen verantwortlich - sieben Mädchen beziehungsweise junge Frauen, die Essen zubereiten und sich in die Vorbereitung des Events einbringen.


"Bettelfraala und Gendarma"

In Verbindung mit dem Pfeffern gibt es im Bergdorf am letzten Tag im Jahr noch eine weitere Tradition, nämlich "Bettelfraala und Gendarma". An Silvester kommen die jungen Leute nochmals zusammen. Dann wird ausgemacht, welche zwei Kerle sich für diesen Brauch zur Verfügung stellen. Eine schlüpft in die Rolle einer Zigeunerin, die einen großen Korb zum Betteln bekommt. Der andere ist der Gendarm, der diese vom Betteln abhalten möchte. Auch hier geht man von Haus zu Haus, jedoch nur im Ortskern von Neufang. Dennoch dauert dieser Brauch, der wohl einmalig im Landkreis Kronach sein dürfte, nochmals einige Stunden. Dabei wird auch der Pfeffertanz "ausgeschrien".

Termin
Der Pfeffera-Tanz findet am Samstag, den 17. Januar 2015 ab etwa 20 Uhr im Feststoudl statt. Es spielt die Gruppe "Ghostriders". Einladung ergeht an die gesamte Bevölkerung. Der Eintritt ist frei. Spenden sowie der Erlös des Tanzes kommen traditionell einem wohltätigen Zweck in Neufang oder im Landkreis zugute. So wurde beispielsweise schon der örtliche Kindergarten, die Dorfgemeinschaft und die DJK/SV Neufang sowie die Lebenshilfe Kronach mit stattlichen Spendensummen bedacht. hs

Fernseh-Beitrag
Der Fernseh-Beitrag über die Neuanger "Pfeffera" wird von TV Oberfranken voraussichtlich am Montagabend in der Sendung "Oberfranken Aktuell" ausgestrahlt. hs

Pfeffersprüche
"Ich bin der kleine König, drum gebt mir nier zu wenig, gebt mir lieber gleich mein Lohn, dess ich wieder weiter koo", "Pfeffer, pfeffer Reue - der Brandwein, der ist teuer. Drum schenk uns noch a Schnäpsla ein. Dou will ich heut dein Schätzla sein" oder "Ich pfeffer dich mein Liebchen, ich weiß, Du bist ein Diebchen, letztes Jahr hast du mein Herz gestohlen, heuer werd ich es mir wiederholen". Die Ursprünge des heidnischen Fruchtbarkeitsrituals finden sich bereits im 18. Jahrhundert. Gepfeffert wird traditionell am "Tag der unschuldigen Kinder", dem 28. Dezember. Leider wird dieser schöne Brauch nur noch in wenigen Dörfern aufrechterhalten.