Hardy Kistner steht seit Kindesbeinen auf der Bühne und ist Schauspieler aus Leidenschaft.
"Wie die Jungfrau zum Kind. Ich habe einfach ja gesagt", fasst Schauspieler und Entertainer Hardy Kistner seinen Sprung ins kalte Wasser nach
Kronach zusammen. Denn eigentlich sollte es ein entspannter Sommer werden. Laufende Projekte wurden abgesagt, sodass einer ruhigen Zeit nichts im Wege stand. Soweit der Plan, bis vor drei Wochen nachts um halb eins das Telefon klingelte.
Ein lieber Kollege, mit dem Krüger sonst lockeren Kontakt pflegte, rief an. "Er hat mich gefragt, was ich im Sommer so machen würde. Aber um die Uhrzeit dachte ich, da muss etwas passiert sein", beschreibt der Schauspieler seine Verwunderung über den späten Anruf. Denn mit einem Engagement bei den Rosenberg Festspielen hätte er zu solch einer späten Stunde definitiv nicht gerechnet. Grund dafür sei gewesen, dass er für den Hamburger Regisseur und Schauspieler Ulrich Allroggen einspringen sollte, der aus familiären Gründen seine Rollen abgegeben hatte.
"Nachdem ich eine Nacht darüber nachgedacht habe, sagte ich zu", freut sich Kistner heute über seine abenteuerlustige Entscheidung, den Sommer in Kronach zu verbringen.
Satt aus dem Leben
Bei den Rosenberg Festspielen 2016 wird er als Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung" und als Bürgermeister in "Besuch der alten Dame" zu sehen sein. Eine Herausforderung, die den Berliner kurz vor der Premiere nervös macht.
Besonders freut sich Kistner, der seine Schauspielausbildung an der renommierten Fritz-Kirchhoff-Schule absolvierte, auf die Rolle des Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung" von William Shakespeare: "Das wird toll, weil es satt aus dem Leben ist. Ein Kerl der mit der Faust auf den Tisch haut." Eine Herausforderung sei allerdings die Sprache: "Shakespeare ist ein bisschen gewöhnungsbedürftiger.
Wir Schauspieler sagen immer, dass muss man erst in die Schnauze bekommen." Aber das sei für Kistner, der bereits vor 10 000 Menschen bei den Störtebeker Festspiele auftrat, keine Last, sondern ein großes Vergnügen: "Die Proben laufen und es macht sehr viel Spaß."
Und auch mit seinen Kollegen habe er bereits gute Kontakte knüpfen können, erklärt uns der Vollblutschauspieler, der dabei an die Atmosphäre auf der Festung denkt: "Die Rollen sind toll. Das Stück ist toll. Und vor allem, was man im Vorfeld nicht weiß, das Ensemble auch." Eine solche Zeit sei immer wieder ein Erlebnis und immer wieder neu: "Das ist das Spannende an unserem Beruf", schwärmt Kistner, der sich kein anderes Leben vorstellen könne, auch wenn ihn immer kurz vor der Premiere die Angst einhole: "Dann frage ich mich oft, warum ich nichts anderes gelernt habe.
Aber sobald ich auf der Bühne stehe und das Publikum mitmacht, weiß ich, dass es das Richtige war", sagt der Profi scherzend und fügt hinzu, dass er schon immer Schauspieler werden wollte: "Sogar die Nachbarn haben es geahnt: Entweder wird er Opernsänger oder Schauspieler. Und er ist tatsächlich Schauspieler geworden."
Und wenn Kistner so von seinem Beruf und seiner Leidenschaft erzählt, dann weiß er auch, wovon er spricht. "In Berlin habe ich selbst eine kleine Agentur im Eventbereich. Dort arbeite ich als Regisseur", erklärt er und räumt ein, dass er sich deswegen noch mehr auf die Spielzeit freue: "Jetzt ist es toll, wieder selber auf der Bühne zu stehen." Dabei habe er auch kein Problem damit, unter der Regie von Heidemarie Wellmann zu stehen: "Ich bin zwar Künstler, aber auch eben Dienstleister."
Mann mit zwei Hunden
Und damit mit der Premiere am 29.
Juni auch alles gut geht, bereitet sich Kistner Tag und Nacht auf den großen Tag vor. "Wer nachts einen Mann mit zwei Hunden und einem Textbuch durch Kronach laufen sieht, das bin ich", sagt Kistner lachend und steckt die Aufregung sowie den Probenstress weg. Schließlich blieb dem Schauspieler knapp ein Monat, um seine Rollen einzustudieren. Seit nun zwei Wochen ist Kistner zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Hunden in Kronach zu Gast: "Meine Frau hilft mir sehr und wird bis zur Premiere hier bleiben."
Er kennt Kronach
Die Stadt Kronach kennt Kistner noch aus seiner frühen Kindheit. "Es ist, als wenn man nach Hause kommt", beschreibt der Schauspieler seinen Eindruck und erinnert sich zurück: "Früher war ich mit meinem Vater in der Gegend. Ganz Grün, ganz schön." Doch Zeit zum Umschauen wird Kistner wohl erst nach den Premieren bleiben. Wenn der Text in Fleisch und Blut übergegangen ist und Ruhe einkehrt.