Aus heiterem Himmel erklärte am späten Freitagnachmittag Marktrodachs Bürgermeister Norbert Gräbner (SPD) seinen Parteiaustritt. Wie geht es jetzt weiter?
Verliert die SPD in Marktrodach bei den nächsten Kommunalwahlen im März 2020 nach über 40 Jahren den Bürgermeistersitz? Wird Marktrodach ein zweites Tettau? Auch dort in der einstigen SPD-Hochburg stellen die Genossen seit der letzten Bürgermeisterwahl im November 2013 nach rund 60 Jahren keinen Bürgermeister mehr.
Fakt ist, die Nachricht das Bürgermeister Norbert Gräbner die SPD verlässt, schlug am Freitagnachmittag ein wie eine Bombe. Offiziell heißt es in seiner Stellungnahme, dass er die Wertschätzung, Respekt und Solidarität der SPD-Genossen vermisst. Und das dürfte sich auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im März 2020 beziehen. Denn wie bereits berichtet, will sein Stellvertreter Oliver Skall auch seinen Hut in den Ring werfen. Und dann hätte Norbert Gräbner, der seine fünfte Amtszeit anstrebt, einen Mitbewerber aus den eigenen Reihen gehabt.
"Ich finde es gut, dass er seine Konsequenzen zieht und aus der SPD austritt", sagt der CSU-Ortsvorsitzender Jörg Müller aus Marktrodach. Dennoch: "Ich war sehr überrascht!" Unverständnis äußerte er über Oliver Skall, der gegen einen beliebten Bürgermeister aus der eigenen Partei antreten will. Er hätte die eine Wahlperiode noch abwarten können. Letztendlich sei dies aber deren persönlicher Kampf.
Jörg Müller macht keinen Hehl daraus, dass die Türen für Gräbner beim CSU-Ortsverband offen sind. Er könne sich auch vorstellen, dass Gräbner als Parteiloser auf der CSU-Liste kandidiert. Die CSU würde ihn auf jeden Fall unterstützen, "das ist bereits abgesprochen!" Und: "Dafür würde ich auf eine Kandidatur verzichten!"
Müller erinnerte an den letzten Bürgermeisterwahlkampf, als er gegen Gräbner antrat. "Es gab nie ein böses Wort!"
Auch der Vorsitzende der Frankenwald-CSU, Jürgen Baumgärtner, findet lobende Worte für Gräbner. Er bezeichnet ihn als einen ausgewiesenen Fachmann, der ein hohes Ansehen genießt - und das auch in der Frankenwald-CSU. Gräbner sei beliebt, ehrlich und er komme bei den Menschen an. Das habe er beim Landratswahlkampf vor drei Jahren gemerkt. "Gräbner hat mir manche schlaflose Nacht gebracht!".
Die Frage, ob er denn einen Parteieintritt von Gräbner in die CSU begrüßten würde, beantwortete Baumgärtner zwar nicht direkt. Aber seine Ausführungen lassen erkennen, dass der Marktrodacher Bürgermeister durchaus willkommen in der CSU wäre. Baumgärtner macht zwar keinen Hehl daraus, dass er seine Partei verjüngen will. "Aber das alles muss mit Maß und Ziel passieren!". Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen bei Spitzenpolitikern auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene eine Amtszeitbegrenzung wollen, dies gelte jedoch nicht für die Kommunalpolitik. "Gräbner ist kein altes Eisen!". Und: "Mit seinen 62 Jahren wirkt er wie 50!" Außerdem: "Warum sollte jeder Arbeitnehmer bis 68 Jahre arbeiten müssen, aber ein Politiker kann mit 60 Jahren mit einer überhöhten Pension in Rente gehen - das passt nicht zusammen!"