Ein Mietstreit eskaliert. Eine 54-Jährige wird auf offener Straße angeschossen - und ganz Höfles ist fassungslos.
Es soll wohl schon öfters zu Streitereien zwischen dem Vermieter und der Mieterin gekommen sein. Vor ein paar Wochen kam der 87-Jährige in die Redaktion des Fränkischen Tags und beschwerte sich über seine Mieterin. Sie hätte ihm die Wohnung "runtergewirtschaftet". All der Ärger wurde sogar vor Gericht ausgetragen.
Damals ahnte niemand, dass diese Streiterei ein böses Ende nimmt. Gestern wurde das Mietshaus zum tragischen Tatort. Nach Auskunft der Polizei hat der 87-Jährige in der Auseinandersetzung mit seiner 54-jährigen Mieterin eine Waffe gezückt. Die Frau flüchtete dann nach Vermutung der Polizei auf die gegenüberliegende Straßenseite, um sich zu verstecken. Der 87-Jährige gab mehrere Schüsse ab und traf die Frau im Bauchbereich und am Arm. Mit schwersten Verletzungen kam sie mit einem Notarztteam in ein Krankenhaus. Sie ist mittlerweile außer Lebensgefahr.
Kurz nach der Tat ist Höfles komplett abgesperrt. Niemand kommt mehr durch. Viele Nachbarn warten etwa 200 Meter vom Tatort entfernt. Die Höfleser sind entsetzt. "Ich habe die Frau kurz vorher noch gesehen", sagt eine Nachbarin. Gegen 9.52 Uhr fielen die Schüsse. Ein anderer deutet an, dass der Vermieter wohl nicht sehr beliebt gewesen ist. Sie waren schon zuvor nicht gut auf ihn zu sprechen. "War das nicht der Katzenhasser?", fragt eine andere. Immer wieder halten Radler an, die vom Rodachtal nach Kronach unterwegs sind. Kaum sind sie um die Kurve gefahren, können sie ihren Augen kaum trauen. "Was ist denn da los?", fragen einige. Doch das weiß erst einmal niemand so genau.
Mulmig wird es den Nachbarn, als das Sondereinsatzkommando eintrifft. Bewaffnet und mit Schutzwesten besprechen die Beamten, wie der Einsatz nun aussehen soll. Die Anspannung unter den Höflesern ist groß. Als die Einsatzkräfte in Richtung des Wohnhauses des 87-Jährigen laufen, in dem er sich verbarrikatiert haben soll, wird es ganz still. Dann heult eine laute Sirene auf. Die Menschen zucken zusammen. Möglicherweise ist es nur die Alarmanlage eines Autos. Ein Hund fängt an zu bellen. Das Geräusch verstummt.
Nach eineinhalb Stunden wird es wieder unruhig im Ortskern. Polizisten versammeln sich unweit des Wohnhauses des Mannes. Die Pressesprecherin kommt zurück, der Einsatz ist beendet. "Der Mann wurde leblos in einer Scheune seines Anwesens gefunden", sagt sie den Vertretern der lokalen und überregionalen Presse. Das SEK rückt wieder ab, langsam fahren die Wagen wieder aus dem kleinen Höfles heraus, auch die Nachbarn dürfen wieder nach Hause. Aufatmen. Die drei Tatorte - das Mietshaus, der gegenüberliegende Hof und das Haus des Vermieters - sind mit Absperrbändern gesichert. Die Kriminalpolizei Coburg ermittelt. An den Tatorten stehen Nummern, die den Hergang nachzeichnen.
Die Menschen stehen noch auf der Straße, reden über die schreckliche Tat. Ein älteres Ehepaar hält mit dem Auto mitten auf der Straße an, niemand stört sich daran. "Weiß man schon, was passiert ist?", will die Frau wissen. Sie ist entsetzt, wie jeder in Höfles. Jeder kennt jeden.