Mitarbeiter von Heinz-Glas sind höchstes Gut

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Carletta Heinz wird künftig die Heinz-Glas Group führen. Foto: pr
Carletta Heinz wird künftig die Heinz-Glas Group führen. Foto: pr

Carletta Heinz wird die Nachfolge ihres Vaters in der Heinz-Glas Group übernehmen. Sie erklärt, mit welchen Herausforderungen dies verbunden ist.

Carletta Heinz ist die künftige Chefin der Heinz-Glas Group. Die 32-jährige Diplom-Kauffrau ist bereits seit drei Jahren fest mit in der Firma und wird sukzessive, unter anderem von ihrem Vater Carl-August Heinz, an ihre Führungsaufgaben herangeführt. Im Interview äußert sie sich zu ihren künftigen Herausforderungen.

Was war für eine junge Frau wie Sie der Grund, ins Familienunternehmen einzusteigen?
Carletta Heinz: Es hat für mich nie etwas dagegen gesprochen. Schon mein Vater hat mir als Kind ein sehr positives Bild seiner Arbeit vorgelebt. Jetzt bin ich dabei und ich habe das Glück, dass es einfach ein tolles Umfeld ist. Die Mitarbeiter, die Produkte und auch die Kunden sind einfach klasse.
Am wichtigsten ist für mich, dass ich selbst mitgestalten und einiges bewegen kann.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher im Unternehmen gemacht?
In den letzten drei Jahren habe ich viele Eindrücke gewinnen und Erfahrungen sammeln dürfen. Ich muss sagen, dass ich bisher durchweg Positives erfahren durfte. Ich habe Kunden in unserer Branche kennen gelernt. Ich habe meinen Platz bei uns im Unternehmen gefunden und die Zusammenarbeit mit den Kollegen macht mir Spaß. Ich fühle mich im Kollegenteam sehr wohl.

Für ein rund 3000 Mitarbeiter starkes Unternehmen verantwortlich zu sein, ist bestimmt keine leichte Aufgabe...
Die Verantwortung ist in der Tat groß. Aber ich fühle mich nicht allein dabei. Ich weiß ein tolles Team hinter mir.

Sie haben ja schon Neues bei der Heinz-Gruppe eingebracht, beispielsweise die Nachhaltigkeitstage. Was ist Ihre Intention?
Ich möchte etwas bewegen. Die Nachhaltigkeit ist für mich nicht einfach ein Lippenbekenntnis. Die Heinz-Gruppe wird mittlerweile in der zwölften Generation geführt. Ohne ein nachhaltiges Wirtschaften wäre das nicht möglich gewesen. Durch Aktionen wie die Nachhaltigkeitstage oder beispielsweise die Veröffentlichung unseres "Code of Conduct" (Zusammenfassung der Verhaltensgrundsätze in unserem Unternehmen) und des Nachhaltigkeitsberichtes, der dieses Jahr erstmals erscheinen wird, bringen wir das Thema näher an die Mitarbeiter und Geschäftspartner heran.

Hat sich denn bereits etwas verändert?
Ja, ich habe gemerkt, die Leute sind umsichtiger geworden. Sie denken bei ihrem Wirken auch an nachhaltige Aspekte. Sie bringen aktiv Ideen ein, beispielsweise wenn es um Energiesparen oder Abfall reduzieren geht. So wollen wir unser Ziel erreichen, das nachhaltigste Unternehmen unserer Branche zu sein.

Wie schaut aktuell der Markt in Ihrer Branche aus. Mit welchen Herausforderungen hat ein Unternehmen wie die Heinz-Gruppe zu kämpfen?
Die Zeiten sind turbulenter geworden - politische Ereignisse und der immer näher kommende Terror machen vielen Menschen Angst und dämpfen auch den Konsum. Das merken wir auch in unserer Branche. Trotzdem stehen wir als Unternehmen sehr gut da. Wir liegen im ersten Halbjahr 2016 über unserem geplanten Ergebnis. Meiner Einschätzung nach haben wir auch im Wettbewerb eine gute Position, die wir künftig behaupten müssen, beispielsweise durch Kundenorientierung oder qualifizierte Mitarbeiter. Außerdem haben wir viel Energie in unseren Vertrieb investiert und entwickeln immer wieder neue Glasflakons nach Kundenwunsch.

Was spricht für den Standort "Rennsteig-Region"?
Meine Familie hat sich vor fast 400 Jahren hier angesiedelt, weil es in der Region viel Holz gab, um die Glasöfen befeuern zu können. Dieser Grund ist schon längst nicht mehr relevant. Wir zählen heute auf Ressourcen wie die Mitarbeiter aus der Region. Meistens bilden wir den Nachwuchs selbst aus. Und: Wer einmal unser Unternehmen kennen und lieben gelernt hat, bleibt auch in der Regel viele Jahre lang ein treuer Mitarbeiter unserer Unternehmen. Das sind Standortvorteile. Unsere Mitarbeiter sind das höchste Gut. Ohne sie wären wir nicht hier.

Hat man als Jungunternehmerin noch Zeit für Hobbys?
Trotz der vielen Geschäftsreisen reise ich auch gerne privat. Ich lerne gerne neue Länder und Kultur kennen. Ich lese viel, treibe gern Sport und koche zusammen mit meinem Mann. Er ist natürlich eines meiner liebsten Hobbies.

Ist Heinz ein familienfreundliches Unternehmen?
Davon bin ich überzeugt. Wir haben fast 30 verschiedene Arbeitszeitmodelle, um möglichst flexibles Arbeiten bieten zu können. Seit wir beim Netzwerk "Lebensqualität für Generationen" mit integriert sind, haben unsere Mitarbeiter zusätzlich die Möglichkeit, sich mit all ihren Sorgen, beispielsweise Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, an das Netzwerk zu wenden. Die Kosten für diesen Service tragen wir als Arbeitgeber.
Trotzdem, es gibt weiteres Verbesserungspotenzial. Wir sind gerade dabei, die Arbeitszeit noch weiter zu flexibilisieren und wollen mit den Kindergärten in der Region enger zusammenarbeiten. Hierfür haben wir ein eigenes Projektteam ins Leben gerufen, in dem ich auch mit dabei bin.

Auf was kommt es Ihrer Meinung nach als Führungskraft an?
Ehrliches Interesse am Unternehmen und seiner Belegschaft, Offenheit und Transparenz gegenüber Mitarbeitern, "Mitspielen" im Team und Rückhalt und Unterstützung der Mitarbeiter, wenn es nötig sein sollte.

Hat man es als Frau schwerer als ein Mann, ein Unternehmen zu führen?
Diese Zeiten sind meiner Meinung nach vorbei. Die Emanzipation unserer Elterngeneration hat uns hier den Weg geebnet. Auch Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist mit dem Betreuungsangebot heute wesentlich einfacher geworden. Es mag Leute geben, die eine Frau als Führungskraft ungeeignet halten, aber solche sind mir schon lange nicht mehr begegnet.

Welche Ziele verfolgen Sie in nächster Zeit?
Wir wollen unser Familienunternehmen im Markt stärken und weiter ausbauen. Momentan geht es überwiegend darum, in dem was wir tun, noch besser, effizienter und professioneller zu werden.

Was ist für Sie Kleintettau?
Meine Heimat und meine Wurzeln. Ich bin gerne hier, genieße aber auch die Zeit in Nürnberg, wo ich meinen Zweitwohnsitz habe. Die Abwechslung zwischen Stadt und Land ist für mich perfekt.

Die Fragen stellte
Veronika Schadeck