Facharzt Dr. Achim Singh von der Helios-Frankenwaldklinik hat eine neue Methode erprobt, die sogenannte Kryoablation.
Der leitende Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie der Helios-Frankenwaldklinik
Kronach, Achim Singh, ist spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Er hat eine für die Frankenwaldklinik neue Methode, die sogenannte Kryoablation, erprobt und nun auch schon mehrfach an Patienten erfolgreich durchgeführt. Singh spricht von einem stabilen Verfahren zur effektiven Behandlung von Vorhofflimmern, das sich durch eine hohe prozentuale Sicherheit und Effektivität auszeichnet.
Kryoablation? Herzrhythmusstörungen? Achim Singh beginnt zu erklären und man merkt während des Gesprächs: Er ist überzeugt von dieser Therapie, die allerdings nur bei bestimmten Rhythmusstörungen sinnvoll durchgeführt werden kann.
Er spricht davon, dass Vorhofflimmern eine häufige Herzrhythmusstörung sei. Diese Krankheit gehöre zwar primär nicht zu den lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen, ist aber verstärkt mit Schlaganfällen verbunden. Bei Vorhofflimmern können Beschwerden wie unregelmäßiger Herzschlag, Herzrasen, innere Unruhe, Luftnot etc. auftreten. Es sei statistisch erwiesen, dass die Häufigkeit der Erkrankung im fortgeschrittenen Lebensalter zunimmt, erklärt er. Es gebe aber auch kontrollierbare Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, hoher Blutdruck, Übergewicht, Alkoholmissbrauch und Rauchen. "Das ist das Dümmste, was man machen kann!"
Was ist nun Vorhofflimmern? Singh erklärt, dass normalerweise die Herzmuskelzellen perfekt im Team arbeiten. Er bezeichnete das Herz als einen Muskel mit vier Kammern (rechter und linker Vorhof, rechte und linke Kammer), der ständig mit Sauerstoff angereichertes Blut durch den Körper pumpt.
Ablauf gerät durcheinander
Im gesunden Herz erzeugt eine spezialisierte Zellstruktur im rechten Vorhof (Sinusknoten) in regelmäßigem Takt elektrische Impulse. Diese aktivieren die Muskulatur der Vorhöfe. Kurz darauf erreichen sie über das sogenannte Reizleitungssystem (AV-Knoten, HIS-Bündel, Tawara-Schenkel) die Herzkammern und lösen dort in regelmäßigen Abständen eine Kontraktion aus.
Beim Vorhofflimmern gerät dieser Ablauf durcheinander. Singh beginnt zeichnen. Er malt außerhalb des Sinusknotens gebildete elektrische Signale, die unkontrolliert in den Vorhöfen kreisen. Die Folge ist, dass keine wirksame Vorhofkontraktion mehr stattfindet. Die Bewegungen der Vorhöfe flimmern, sie können die Herzkammern nicht mehr effektiv bei der Pumparbeit unterstützen. In den Nischen der Vorhofmuskulatur kann Blut liegen bleiben und damit zur Bildung von Gerinnsel führen. Dieses kann sich lösen und in den Körperkreislauf fortgeschwemmt werden. Dort verstopft es womöglich eine Hirnarterie und verursacht damit einen Schlaganfall. Auch andere Organe können durch Gerinnsel betroffen sein. Achim Singh ist hochzufrieden mit den ersten Therapieergebnissen der Kryoablation. Die Erfolge decken sich mit den ersten Therapieergebnissen internationaler Studien, erklärt er. Er ist auch überzeugt, dass dieses Verfahren in Kronach verstärkt Anwendung finden wird, nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung, denn "die Menschen werden immer älter!"
Kryoablation
Leitung Bei der Kryoablation werden die verantwortlichen Herzmuskelzellen durch Kälteeinwirkung so verändert, dass sie elektrische Erregungen nicht mehr leiten. Die Katheterlegung erfolgt über die Leistenvene. Ein nicht entfalteter Kälteballon wird im linken Vorhof positioniert. Dort wird der Ballon entfaltet und im Vorhof an der Einmündungsstelle der Lungenvenen platziert. Dieser Kryoballonkatheter besteht aus einem doppelwandigen Ballon, der das Kühlmittel aufnimmt. Durch die Verdunstung kommt es zu einer Abkühlung bis zu minus 60 Grad.
Isolation Somit entsteht an der Kontaktstelle zwischen Ballon und Lungenveneneinmündung nach einer Kühlzeit von etwa vier Minuten eine örtlich begrenzte Narbe mit nachfolgender elektrischer Isolation zwischen Lungenvene und linkem Vorhof. Dieser Vorgang wird an allen vier Lungenveneneinmündungen durchgeführt, bis keine elektrische Leitung mehr vorhanden ist und somit die "falschen Zündkerzen" kein Vorhofflimmern mehr auslösen können. "Der
Patient spürt beim Eingriff die Kälte nicht", so Singh. Im Vergleich zum etablierten Verfahren mit Radiofrequenzablation sei die Methode meist deutlich schneller und genauso
effektiv. Wesentliche Schmerzen entstünden für den Patienten nicht.
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