Mit Herz und Pinsel - ein Malkurs für Flüchtlinge in Kronach

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Haben Kidane Haben aus Eritrea besucht gerne den Malkurs von Karol Hurec. Besonders das figürliche Malen gefällt dem 17-Jährigen.
Haben Kidane Haben aus Eritrea besucht gerne den Malkurs von Karol Hurec. Besonders das figürliche Malen gefällt dem 17-Jährigen.
Nicht immer ist der Malkurs so gut besucht, wie an diesem Tag. Wer Zeit und Lust hat, kann kommen. Fotos: Dörrschmidt
Nicht immer ist der Malkurs so gut besucht, wie an diesem Tag. Wer Zeit und Lust hat, kann kommen. Fotos: Dörrschmidt
 

Im Kronacher Bürgerspital haben die untergebrachten jungen Flüchtlinge die Gelegenheit, mit Pinsel und Farben zu hantieren.

Was fängt man mit einem Geodreieck an? Wie führe ich einen Pinsel? Solche Dinge sind für Flüchtlinge nicht selbstverständlich bewusst und muss erst erklärt werden. Dafür gibt es die Projektreihe "Integration durch kulturellen Austausch".
In insgesamt sechs Projekten werden junge Flüchtlinge vom Lions Club Kronach unterstützt. Der ehemalige Kunsterzieher Karol Hurec, Past-Präsident des Lions Club, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Jugendlichen im Kronacher Bürgerspital an die Hand zu nehmen.


In Ruhe für sich selbst malen

Mit großer Freude vermittelt er Stadtführungen und Ausstellungsbesuche: "Wir wollen begleiten und ergänzen", erläutert der ehemalige Kunstlehrer, der vor drei Monaten einen Malkurs auf die Beine stellte. "Es ist toll zu sehen, wie sie sich entwickeln", freut sich Hurec. Das sei zu Beginn gar nicht so leicht gewesen: "Die Bildungsunterschiede sind groß und oft fehlen die Basics", erklärt er und beschreibt, dass alte Kulturtechniken für manche oft Fremdwörter seien.

Im Malkurs unterhalten sich die sieben Jugendlichen mehr oder weniger auf Deutsch, bei dem therapeutischen Malen gehe es aber vor allem um die nonverbale Kommunikation. "Sie können sich mit eigenen Gedanken und Emotionen beschäftigen, gemeinsam konzentriert arbeiten und stolz sein."

Nach Wochen der künstlerischen Ausbildung konnten sich die Nachwuchskünstler von Konstruktionen mit dem Geodreieck, Würfelzeichnungen und Abstraktionen hin bis zum figürlichen Malen mit Acrylfarben vorarbeiten: Jetzt geht es an die Selbstportraits.

Der 17-jährige Haben Kidane aus Eritrea wohnt im Kronacher Bürgerspital zusammen mit 19 weiteren Flüchtlingen. Genau wie die anderen Jugendlichen besucht er jeden Tag die Berufsschule. Neben Radfahren und Fußball hat Haben mit dem Malkurs ein neues Hobby im Bürgerspital in Kronach entdeckt. "Schau mal, wie gefällt dir mein Bild?", fragt er den früheren Kunsterzieher. Man sieht dem jungen Mann die Freude über seine künstlerische Entwicklung an. Hurec lobt sein Nachwuchstalent, gibt aber auch Verbesserungsvorschläge.
Haben beschreibt, dass er gelernt hat, Farben miteinander verlaufen zu lassen. Das Selbstportrait, das er malt, sei schwierig: "Mein Cousin in Frankfurt malt gut. Für mich ist es aber schwierig, ich habe immer nur zugeschaut, aber nie selbst gemalt. Ich musste erst lernen, wo Augen, Mund und Lippen sind."

Der Lions Club Kronach hat auf Initiative von Präsident Stefan Pfadenhauer sechs Projekte auf die Beine gestellt, um die unbegleiteten Jugendlichen besser zu integrieren. "Wir haben mit Jugendlichen aus dem Kosovo angefangen und mussten wieder abbrechen." Aufgrund rechtlicher Hürden und Vorgaben komme es oft zu einem Wechsel. Haben Kidane müsse beispielsweise in den nächsten Wochen aus seiner Wohngruppe ausziehen: "Er muss mit 18 Jahren zu den erwachsenen Männern", bedauert Hurec und denkt dabei an entstandene Freundschaften, die unter dem ständigen Wechsel leiden müssen. Auch Praktikumsstellen konnten bereits im Landkreis vermittelt werden.

Ein Möbel-Projekt entstand auf Wunsch der Jugendlichen, die sich für den Gartenbereich des Spitals Möbel gewünscht hatten. Das entsprechende Holz wurde von den Bayerischen Staatsforsten gespendet und unter Anleitung eines Schreiners in Angriff genommen. Auch in Sportvereinen sind die jungen Männer aus dem Ausland aktiv. Bald könnte möglicherweise noch ein Musikkurs dazukommen. Solange wird auf jeden Fall weiter gemalt.