Noch vor zehn Jahren hatten Ältere kaum eine Chance auf einen neuen Job. Das scheint sich drastisch zu ändern. Ein Beispiel dafür ist Stephanus Neubauer.
Seit 1. Mai hat sich das Berufsleben von Stephanus Neubauer geändert. Nach 33 Jahren Selbstständigkeit als Vertreter im Lebensmittelbereich hat er nun eine feste Anstellung im Vertrieb beim Behälterglashersteller Wiegand-Glas gefunden.
Für den 58-Jährigen bedeutet der neue Job auch "neues Lernen". Er muss sich mit den Computersystemen auseinandersetzen. Er befasst sich mit Glas, Flaschenmündungen und Inhalten. Der 58-Jährige ist glücklich, in seinem Alter eine feste Anstellung gefunden zu haben.
Es sei schon schwierig gewesen, als Quereinsteiger einen Job zu finden, räumt der Teuschnitzer ein. Bei 45 Betrieben habe er angefragt. Zu lange lag seine kaufmännische Ausbildung zurück, zu lange habe er einen anderen Beruf ausgeübt.
Stephanus Neubauer ist dankbar, dass die Geschäftsführer Nikolaus und Oliver Wiegand sowie der Personalleiter von Wiegand-Glas, Ingbert Löffler, ihm nun diese Chance gegeben haben. Es mache Spaß, sich auch im fortgeschrittenen Alter mit neuen Dingen zu beschäftigen, zumal er Kollegen habe, die ihn unterstützen. "Es ist ein gutes Gefühl!"
"Wir brauchen Mitarbeiter 50 plus", erklärt Personalleiter Ingbert Löffler. Er begründet dies mit deren Berufs- und Lebenserfahrungen. Es ist die Generation, die weiß, worauf es ankommt. Er verweist auch auf die demografische Entwicklung. Die Aufgabe der Arbeitgeber wird es sein, so weit als möglich Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die älteren Mitarbeiter solange als möglich an ihrem Arbeitsplatz zu halten.
Folgt jetzt also eine Kehrtwende, was die beruflichen Möglichkeiten von Arbeitssuchenden ab 50 betrifft? Noch Mitte der 80-er Jahre setzte der damalige Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) darauf, die hohe Arbeitslosigkeit durch Frühverrentungsmodelle zu drücken. Die Älteren sollten Platz machen und so den Jüngeren den Einstieg in den Job erleichtern.
Alter spielt keine Rolle
"Wir brauchen ältere Mitarbeiter", so die Personalleiterin der Heinz-Gruppe, Melanie Fiedler. Sie weist darauf hin, dass das Alter eines Bewerbers in keinster Weise entscheidend sei. Ähnliches ist von der Personalleiterin der World of medicine (WOM), Barbara Schöffel, zu hören. Die WOM habe schon vor Jahren ältere Mitarbeiter eingestellt und dabei gute Erfahrungen gemacht.