Der bayerische Staatsminister Georg Eisenreich besichtigte am Freitagnachmittag das Tettauer Gerresheimer-Werk.
Mit Floskeln hielt sich Bernd Hörauf, Geschäftsführer des Tettauer Gerresheimer-Werks, nicht lange auf. Zu kostbar war ihm die Zeit. Kaum hatte sich Georg Eisenreich (CSU), bayerischer Staatsminister für Digitales, Medien und Europa, ins goldene Buch des Marktes Tettau eingetragen, ging es ans Inhaltliche. "Das ist ein Arbeitstermin", verdeutlichte Hörauf, der das seit 1998 zum Düsseldorfer Gerresheimer-Konzern gehörende Glasmacher-Werk seit 17 Jahren leitet.
Gerresheimer-Auszubildender wurde vom Vater infiziert
"In der Glasindustrie arbeiten in Deutschland 54 000 Menschen, fast so viele wie in der Stahlindustrie", sagte Hörauf. "Und das gläserne Herz Deutschlands liegt in der Rennsteigregion", betonte er.
Von Söder befördert
Nach der Vorstellung des Tettauer Werks, das vor allem Glasbehältnisse für die Kosmetikindustrie herstellt, schloss sich ein Firmenrundgang an. "Den habe ich auch daheim", sagte Minister Eisenreich im Ausstellungsraum beim Blick auf einen Deoroller. Der 47-Jährige sitzt seit 2003 im Landtag und gehört seit 2013 dem Kabinett als Staatssekretär an. Im März wurde Eisenreich, vorher deutlicher Kritiker von Horst Seehofer, von Ministerpräsident Söder befördert.
Eine gute halbe Stunde lang zogen die Besucher, die dazu Schutzanzüge, Ohrstöpsel und Kopfhauben anlegten, durch die Glasfirma im Tettauer Gemeindeteil Alexanderhütte. Vorbei an den Schmelzwannen, in denen aus den Grundprodukten Sand, Kalk und Soda bei "diesen verrückten 1600 Grad Celsius" (Hörauf) Glas wird. Der Werkleiter zum Vergleich: "Wenn man sich am Adventskranz brennt, sind das 300 Grad." Sein unmissverständlicher Tipp: "Nirgends mit den Fingern hin, sonst sind die Finger weg."
Extrem heiße Räume, in denen das Rot des Feuers an den Maschinen mit dampfendem Rauch untermalt daherkommt, wechseln sich in den Firmenhallen ab mit dem sogenannten "kalten Ende", an dem die Glasverpackungen gestaltet werden.
Rundgang beeindruckt
"Das war sehr beeindruckend", sagte Minister Eisenreich. "Man sieht, dass es sich um einen Hochtechnologiestandort handelt." Der Münchner betonte, sich aus zwei Gründen für gleiche Lebensverhältnisse auf dem Land einzusetzen. "Zum einen stammt meine Familie aus Niederbayern und mein Vater musste damals nach München, weil er dort keinen Job fand." Zum anderen seien die Ballungsräume an der Belastungsgrenze. "Deshalb ist die Balance zwischen Großstädten und Peripherie Grundziel der Regierung. Auf dem Land müssen Menschen gute Schulbildung, gute Arbeitsplätze und damit Perspektive haben."