Mehr Leben in den Landkreis Kronach holen

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Das alte KEZ-Gebäude in Ludwigstadt wurde als Beispiel genannt, welche Probleme es bei der "Wiederbelebung" von Leerständen geben kann.
Das alte KEZ-Gebäude in Ludwigstadt wurde als Beispiel genannt, welche Probleme es bei der "Wiederbelebung" von Leerständen geben kann.

Das Bündnis "Familienfreudiger Landkreis" will Abwanderungstendenzen stoppen und das Umfeld attraktiver gestalten.

Im Landratsamt fand ein Planungstreffen des Bündnisses "Familienfreudiger Landkreis Kronach" statt. Es ging es bei der Veranstaltung unter dem Motto "Familienfreudig auf dem Weg: Beständigkeit zeigt Erfolg" um Leerstände, Integration und bürgerschaftliches Engagement.

Die über 100 Besucher verteilten sich auf drei Workshops. Für den Workshop "Leerstand" konnte Isabel Strehle von der Regierung von Oberfranken, zuständig für Städtebau, als Referentin gewonnen werden. Anhand von Beispielen wie dem KEZ-Gebäude in Ludwigsstadt und einem ehemaligen Bauernhof in Mitwitz erzählte sie, wie man brachliegende Gebäude einer Nutzung zuführen könne.

Es sei eine schwierige Aufgabe, leerstehende Gebäude wiederzubeleben. Bauwillige investieren eher in ein neues Haus. Und warum? "Leerstände sind große Unbekannte", so Strehle.


Bei Strehles Worten kam klar zum Ausdruck, dass die Kommunen mit aktiv werden müssen. Zudem sollte versucht werden, Investoren zu finden. Gerade im Hinblick auf das vorherrschende Zinsniveau könnte die Wiederbelebung eines Leerstands als Kapitalanlage funktionieren.

Zuerst sollte eine Gemeinde, wie in Ludwigsstadt passiert, ein Leerstandskataster von einem Ingenieurbüro erarbeiten lassen. Es folgt eine Einschätzung, ob es Sinn mache, diesen Bestand zu sanieren oder ob es besser sei, das Gebäude abzureißen.

Danach sei es wichtig, den Bedarf auszuloten. Dafür könnten beispielsweise Ferienwohnungen, Wohnungen junge Familien, Senioren, Gewerbe/Handel infragekommen. Unausweichlich seien Gespräche mit den Eigentümern beziehungsweise deren Erben, die oft mit einer leerstehenden Immobilie überfordert seien.
Strehle wies darauf hin, dass bei der Erfassung der Leerstände in Ludwigsstadt in der Kernstadt und im Stadtteil Lauenstein 18 Leerstände erfasst worden seien. In Tettau habe wegen Leerständen ein Gespräch in der Gemeinde stattgefunden.

Tettau, so meinte Strehle, biete eine Menge attraktive Arbeitsplätze. Aber für die Arbeitnehmer sei es nicht attraktiv, dort zu leben, weil adäquate Wohnungen für junge Arbeitnehmer fehlen, die sich noch nicht langfristig binden möchten.

Sie ging auch auf den Markt Mitwitz und auf das Projekt "Ort schafft Mitte" ein. Anhand eines Bauernhofs, der umfunktioniert wurde, machte Strehle deutlich, dass die Beseitigung von Leerständen Geduld erfordere.



Basics vermitteln

Viel zu berichten gab es im Workshop "Asyl- und Integrations-Engagement im Landkreis". Beispielsweise berichtete der Präsident des Lions-Clubs, Stefan Pfadenhauer, vom Programm "Flüchtlingshilfe". Es geht dabei um die minderjährigen Flüchtlinge, die im Spital untergebracht sind. Indem die Heranwachsenden beispielsweise Möbel bauen, Fahrräder reparieren oder Sport treiben, sollen sie lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Wichtig sei, dass alle Gruppen mit verschiedenen Nationalitäten besetzt seien, auch mit Deutschen.

Abgesehen davon, dass dadurch Sprachbarrieren abgebaut werden, lerne man auch den anderen kennen, das Verständnis füreinander werde gestärkt. Auch das therapeutische Malen habe sich bewährt, denn so manche Flüchtlinge könnten über das Erlebte nicht sprechen, es aber dafür in Bildern zum Ausdruck bringen.

Ein Anliegen der Projektgruppe war auch, den teilweise vorhandenen Sozialneid zwischen Deutschen und den Flüchtlingen abzubauen. Es sollte jedem klar sein, dass nicht nur Flüchtlinge die Hilfen des Staats in Anspruch nehmen könnten.

Beim Workshop "Entwicklungstendenzen bürgerschaftlichen Engagements in Kronach" wurden die Ergebnisse der Fragebogenaktion der "Engagierten Stadt Kronach" durch das Modus-Institut Bamberg vorgestellt.

Dabei kam heraus, dass das bisher übliche Modell "einmal Mitglied in einem Verein und das bis zum Lebensende" sich gewandelt habe. Bürgerschaftliches Engagement sei nach wie vor vorhanden, jedoch möchten die Freiwilligen sich mehr bei zeitlich begrenzten Projekten engagieren.

Die Befragung soll nun auf den Landkreis ausgeweitet werden. Es kam auch die Frage auf, ob bürgerschaftliches Engagement bei den Leerständen möglich wäre.

Seit 2007 gibt es das "Bündnis für Familie". Die Trägerschaft hat der Regionalmarketingverein unter dem Vorsitz von Rainer Kober inne. Es galt damals, so Kober, die Familienfreudigkeit in den Blick der gesellschaftlichen Interessen zu stellen.