Marienplatz: Schrittmacher für Kronacher Markt?

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Der Grüne Markt an den Freitagen hat sich am Marienplatz eingespielt. Doch hat das Areal auch das Potenzial, um den monatlichen Markt aufzunehmen? Das will die Stadtverwaltung prüfen. Foto: Marco Meißner
Der Grüne Markt an den Freitagen hat sich am Marienplatz eingespielt. Doch hat das Areal auch das Potenzial, um den monatlichen Markt aufzunehmen? Das will die Stadtverwaltung prüfen. Foto: Marco Meißner

Das Kronacher Stadtratsmitglied Markus Oesterlein (CSU) regte einen Markt in der Innenstadt an. Davon sollen Stadt und Fieranten gleichermaßen profitieren. Wir fragten nach, was es damit auf sich hat und was andere Ratsmitglieder sowie die Fieranten davon halten.

Die Supermärkte suchen seit Jahren den Weg auf die so genannte grüne Wiese. Für den monatlichen Markt auf dem Kaulanger schwebt CSU-Stadtratsmitglied Markus Oesterlein nun eine gegenläufige Entwicklung vor. Während die großen Geschäfte immer mehr Platz für ihr Angebot benötigten, gehe der Jahrmarkt angesichts rückläufiger Fierantenzahlen auf dem großen Areal am Rande der Innenstadt allmählich unter.

"Es ist eine schleichende Entwicklung", stellt Oesterlein fest. "Trotzdem ist es noch gar nicht so lange her, dass die Straße vor der Polizei für den Marktbetrieb gesperrt werden musste. Heute ist schon der halbe Platz leer."
In der jüngsten Stadtratssitzung (der FT berichtete) hinterfragte Oesterlein im Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses diesen Trend. Er ging aber nicht zu einem Abgesang auf den Jahrmarkt über.
Vielmehr versuchte er, eine Chance aufzuzeigen, wie der Markt gesichert und gleichzeitig die Innenstadt belebt werden kann: eine Verlagerung.


Viel weniger Fieranten

Bei einem Rückgang der Fieranten von 85 (2008) auf 53 (2014) ist der Kaulangerplatz als Standort seines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Oesterlein regt an, den Marktplatz am Rathaus oder den Marienplatz als Alternativen in Erwägung zu ziehen. Dadurch könnten seiner Meinung nach auch die Geschäftswelt und die Gastronomie im Stadtkern unterstützt werden. Als Nebeneffekt würde zudem der Kaulangerplatz als wichtiger Dauerparkplatz für die Pendler freigehalten. Oesterlein selbst würde den Marienplatz favorisieren, da dieser vor allem für die älteren Bürger leichter zu erreichen wäre. Die Resonanz auf seinen Vorstoß sei bisher jedenfalls sehr positiv ausgefallen, erklärt der CSU-Stadtrat.

Ob es noch andere Möglichkeiten gibt, den Markt aufzuwerten, oder ob die Fieranten am jetzigen Standort festhalten wollen, dass soll ermittelt werden. "Es ist daher wichtig, dass Harald Suffa-Blinzler von der Stadtverwaltung nun eine Umfrage starten will. Es geht ja auch um die Wünsche der Fieranten."

Hauptamtsleiter Stefan Wicklein weist ebenfalls darauf hin, dass man erst einmal die Möglichkeiten prüfen und die Interessen der Fieranten abfragen müsse, ehe man tiefer in das Thema einsteige. Er bestätigt aber die rückläufige Entwicklung bei den Stammfieranten. 2010 bis 2012 waren jeweils 63 registriert, in den folgenden Jahren waren es 58, 53 und heuer sind es schließlich 49. Hinzu kommen noch Fieranten, die sich kurzfristig anmelden.


Fierantin ist noch unschlüssig

Seit zwei Jahren besucht Simone Kriesche vom Deko-Stübla in Neustadt bei Coburg den monatlichen Markt auf dem Kronacher Kaulanger. Die Fierantin weiß noch nicht so recht, was sie von den Überlegungen einer Verlagerung halten soll.

"Ich habe einen Sieben-Meter-Anhänger dabei. Am Kaulanger erreiche ich mein Ziel damit sehr schön, in der Innenstadt wäre das wahrscheinlich komplizierter", vermutet die Händlerin. Überhaupt sei der Markt am Kaulanger vom Standort her aus Fieranten-Sicht gut. "Mein Auto steht am Platz, ich brauche nicht zu rangieren und die Kunden können schön herumlaufen."

Allerdings sieht sie im Vergleich zu den anderen Märkten, die sie besucht, dass der Andrang an ihrem Stand in Kronach "nicht schlecht, aber geringer" ist. Sie kann sich durchaus vorstellen, dass dies an einem zentraleren Standort anders aussehen würde. "In der Innenstadt wäre der Kundenverkehr vielleicht besser", spekuliert sie. Schließlich seien die anderen Märkte, die sie besuche, alle im Stadtkern angesiedelt. Kronach sei vom Standort her eine Ausnahme. Eine Verlagerung könnte ihrer Meinung nach eine positive Wechselwirkung zwischen Einzelhandel und Marktfieranten mit sich bringen. Einen Faktor vermag Kriesche aber nicht einzuschätzen: Wie würden die Kronacher die Verlagerung schlucken? Schließlich handelt es sich am Kaulanger um einen Standort mit Tradition.


Stimmen aus dem Ratsgremium

Jonas Geissler Der Fraktionsvorsitzende der CSU findet es "grundsätzlich gut, wenn man sich Gedanken macht". Der Rückgang beim Jahrmarkt sei dramatisch. In solchen Situationen gehöre es zur Aufgabe des Gremiums, Dinge auf den Prüfstand zu stellen. "Wir müssen sehen, wie es für die Fieranten zu machen wäre und was es für die Parkplatzsituation bedeuten würde", meint Geissler zu einer möglichen Verlagerung. Er fügt an: "Die Idee mit dem Marienplatz finde ich spannend."

Michael Zwingmann Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler meint: "Grundsätzlich wäre es gut, wenn man den Markt mehr in die Innenstadt bekäme." Aus Gesprächen wisse er, dass der Einzelhandel an Markttagen ohnehin schon eine höhere Kundenfrequenz verzeichne. Der Markt im Kernbereich Kronachs könnte daher aus seiner Sicht eine weitere Belebung der Innenstadt zur Folge haben. Allerdings schränkt Zwingmann ein, dass sich Platzprobleme stellen könnten, sowohl was die Anlieferung durch die Fieranten angeht als auch was die Zahl der Stellplätze betrifft.

Sven Schuster Der SPD-Fraktionsvorsitzende erklärt, dass seine Fraktion grundsätzlich der Meinung sei, "dass man jede städtische Einrichtung auf Wirtschaftlichkeit und Funktionalität überprüfen muss". Die beiden angesprochenen Ausweichflächen schätzt die SPD sehr unterschiedlich ein. Während sie dem Markt am Marienplatz offenbar keine Steine in den Weg legen würde, zweifelt die Fraktion am Standort Marktplatz. "Die Obere Stadt sehen wir aus Sicht der Fieranten und älteren Leute etwas kritisch", sagt Schuster. Um dort einen Markt abzuhalten, müssten aus Sicht der SPD erst Verbesserungen am Standort vorgenommen werden.

Martina Zwosta Die Frauenliste-Stadträtin hat grundsätzlich kein Problem mit einem Markt am Kaulanger. "Auf dem Marienplatz zur Belebung der Innenstadt fände ich ihn aber auch sehr schön. Ob das verkehrstechnisch machbar wäre, weiß ich nicht." Den Marktplatz in der Oberen Stadt hält sie als Standort für unrealistisch.

Peter Witton Der Grünen-Stadtrat betont, dass immer wieder Fieranten wegbrechen, weil ihre Kinder das Geschäft nicht fortführen. Angesichts dessen habe der Markt am Kaulanger keine Zukunft. "Man muss überlegen, wie man den Markt attraktiver gestalten kann", fordert Witton auch die Bürger zur aktiven Teilnahme am "Denkprozess" auf.