Lucas-Cranach-Turm in Kronach wird 100 Jahre alt

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Diesen Bauplan fand Hans Hablitzel auf dem Dachbden. es sind Skizzen vom Lucas-Cranach-Turm. Fotos: privat
Diesen Bauplan fand Hans Hablitzel auf dem Dachbden. es sind Skizzen vom Lucas-Cranach-Turm.  Fotos: privat
Ludwig Haun (Sohn) zeichnete den Lucas-Cranach-Turm, den sein Vater 1913 gebaut hat. Fotos: privat
Ludwig Haun (Sohn) zeichnete den Lucas-Cranach-Turm, den sein Vater 1913 gebaut hat.  Fotos: privat
 
Franz Haun
Franz Haun
 
Die Kirche baute Franz Haun in Steinberg.
Die Kirche baute Franz Haun in Steinberg.
 
Das Hochzeitfoto von Marie und Franz Haun
Das Hochzeitfoto von Marie und Franz Haun
 
Franz Haun baute den Kühnlenzhof 1907 (jetzt Spielothek).
Franz Haun baute den Kühnlenzhof 1907 (jetzt Spielothek).
 
Bahnbrücke bei Hummendorf
Bahnbrücke bei Hummendorf
 
1930: Franz Haun kümmerte sich um den Erweiterungsbau des Kronacher Bahnhofs.
1930: Franz Haun kümmerte sich um den Erweiterungsbau des Kronacher Bahnhofs.
 
Die Familie: Hans Hablitzel (Schwiegersohn), Dora Hablitzel (Tochter), Marie Haun (Ehefrau), Franz Haun und Ludwig Haun (Sohn).
Die Familie: Hans Hablitzel (Schwiegersohn), Dora Hablitzel (Tochter), Marie Haun (Ehefrau), Franz Haun und Ludwig Haun (Sohn).
 

Hans Hablitzel fand kürzlich alte Dokumente; sein Großvater hat den Aussichtsturm auf dem Kaltbucher Knock geplant. Dieser wurde ganz ohne Bohrmaschine, Lastwagen und Kran erbaut.

Hans Hablitzel räumte seinen Dachboden auf. Doch statt nur Ordnung zu schaffen, entdeckte er viele Schätze. Keinen Schmuck, sondern Zeugnisse vergangener Tage. Zwischen verschiedenen vergilbten Papieren und Schwarz-Weiß-Bildern fand Hablitzel in einer Schublade eines alten Schranks einen gut beschrifteten Plan: "Erbauung eines Aussichtsturmes auf der Kaltbucher Höhe für den Frankenwaldverein Kronach." Darunter wurde fein säuberlich der Bauplan eines Turms gezeichnet.

Sein Großvater Franz Haun muss diesen Plan angefertigt haben, ist sich Hablitzel sicher. Haun war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bauunternehmer. Hablitzel wusste, dass Franz Haun den Lucas-Cranach-Turm in Kronach errichtet hatte.

"Es ist schön, dass ich den Plan ausgerechnet zum 100. Jubiläum gefunden habe", sagt Hablitzel. In der rechten Ecke des gut erhaltenen Dokuments ist das Datum vermerkt: Mai 1913.


Wunsch nach solidem Bauwerk

Doch wieso wurde mitten im Wald ein Turm gebaut? Hablitzel rekonstruiert, was sich zu dieser Zeit zugetragen hat. Schon 1880, als Franz Haun, noch gar nicht in Kronach war, gab es auf dem Kaltbucher Knock eine Art Aussichtsturm. Damals bestand er allerdings nur aus einem Steinhaufen. Später folgte ein Holzturm, der jedoch bei einem Sturm schnell zerstört wurde.

Die Kronacher und viele Wanderer wünschten sich endlich ein solides Bauwerk, ein Ziel für ihre Ausflüge. 1911 gründete sich außerdem noch die Ortsgruppe des Frankenwaldvereins, heute ist der Verein Eigentümer des Turms.

"Es war die Heimatliebe, die Begeisterung für die Natur und die Berge", erklärt Hablitzel die Situation um 1913. "Es war eine Gegenbewegung zur Industrialisierung." Während der Regierungszeit des Prinzregenten Luitpold gab es einen "unbegrenzten Optimismus", wie es Hablitzel formuliert. Dies förderte den Turmbau. Tatsächlich entstanden in der Zeit einige Aussichtstürme im Frankenwald, beispielsweise der Wiedeturm bei Lichtenberg (1903) und der Prinz-Luitpold-Turm auf dem Döbraberg (1902).

Schmaler Turm war preiswert

Im Jahr 1913 war es in Kronach soweit: In einem alten Vertrag verpflichtete sich Haun, den Turm für 3100 Mark zu bauen. "Es war halb umsonst", sagt sein Enkel. Franz Haun war schnell. Im August, nach gerade einmal drei Monaten, war der 22 Meter hohe Turm aus Sandstein errichtet.

Doch der Bau war beschwerlicher als es heute der Fall wäre. "Es gab ja schließlich keine Lastwagen, um das Material nach oben zu bringen", erklärt Hablitzel. Ochsen und Pferde mussten die Lasten schleppen. Es gab keine Elektrizität, keine Bohrmaschinen oder Kräne.

Viel Arbeit machte sich auch Regierungsrat Karl Loy. Er brachte auf der Plattform Markierungen an, in welcher Himmelsrichtung und Entfernung bestimmte Berge zu finden sind.

Nun steht der Turm seit 100 Jahren. Das wird gefeiert. Hans Hablitzel wird die Rede halten und eine Gedenktafel enthüllen. Er ist stolz auf das Werk seines Großvaters.

Wer war eigentlich Franz Haun?

Vier Jahre bevor Hans Hablitzel geboren wurde, verstarb sein Großvater. Durch Bilder, Dokumente und Erzählungen kann Hablitzel das Leben des Bauunternehmers skizzieren: Franz Haun studierte in Würzburg und machte eine Ausbildung im elterlichen Maurerbetrieb. Er arbeitete als Bauleiter in ganz Unterfranken.

Ab 1900 wurde er beim Stadtbauamt in Kronach beschäftigt. Haun bekam ein hervorragendes Zeugnis und gründete ein eigenes Baugeschäft. Gegenüber neu aufkommenden Baustoffen war er aufgeschlossen, seine überregionalen Erfahrungen kamen ihm zugute. Franz Haun entwickelte sich zu einem führenden Bauunternehmer.

Franz Haun war an einigen bedeutenden Bauwerken der Region beteiligt: am Brückenbau der Lokalbahn Neuses-Weißenbrunn, am Umbau des Kronacher Bahnhofs (1930), am Neubau der Kühnlenzfabrik (1907), am Bau der Pfarrkirche in Steinberg (1912/13) und am Bau der Kirche in Neuses.

Franz Haun war mit Marie Hofmann verheiratet. Außerdem engagiert er sich politisch. Viele Jahre war er im Kronacher Stadtrat vertreten.

Feierstunde am Lucas-Cranach-Turm:

Datum und Ort
Am Samstag, 22. Juni, gibt es um 16 Uhr eine Feierstunde. Sie findet direkt am Lucas-Cranach-Turm statt.

Programm
Robert Strobel, Vorsitzender des Frankenwaldvereins, wird die Gäste begrüßen. Die Festrede hält Hans Hablitzel, Ministerialrat a. D. , Enkel von Franz Haun und Präsident des Lions Clubs Kronach. Das Bläsercorps des Jagdschutz- und Jägervereins wird das Fest musikalisch begleiten.

Gedenktafel
Der Lions Club hat eine Gedenktafel gestiftet, die an Franz Haun erinnern soll. Sie wird bei der Feststunde enthüllt.