Lichter bewegen Kronach

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Von links: Prof. Veronika Hammer,die Studentin Natali Schlansky, Thomas Helbig, Andre Felsecker, Elke Barthen und Projektleiter Markus Stirn freuten sich über die tollen Auswertungsergebnisse.Heike Schülein
Von links: Prof. Veronika Hammer,die Studentin Natali Schlansky, Thomas Helbig, Andre Felsecker, Elke Barthen und Projektleiter Markus Stirn freuten sich über die tollen Auswertungsergebnisse.Heike Schülein

Die Lichtenfelser Studentin Natali Schlansky beschäftigt sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit der Publikumswirkung von "Kronach leuchtet".

In einem Fragebogen schildern die Besucher ihre Sicht des Lichtevents und damit verbundene Emotionen. Das Ergebnis ist überwältigend. "Fühle ich mich daheim, geborgen", "Bin ich stolzer Kronacher", "Entdecke ich die Stadt anders" und "Fühle ich mich positiv überrascht" -
Viele der Besucher von "Kronach leuchtet" beschreiben mit solchen Aussagen
ihre Empfindungen und Gefühle, die das Lichtevent bei ihnen auslöst. Am
Mittwoch stellte Natali Schlansky, Studentin der Sozialen Arbeit an der
Coburger Hochschule, auf der Bastion Marie die Auswertung ihres Fragebogens
vor, an dem sich 1000 Besucher im Alter von sechs bis 110 Jahren
beteiligten.

"Was sie auf die Beine stellen, ist der Wahnsinn! Kronach leuchtet; aber ihr
seid die Lichter. Wie ihr die Menschen motiviert, unglaublich!" - Ihrer
Präsentation der sehr bemerkenswerten Besucher-Angaben schickte die
26-Jährige ein großes Lob dem engagierten Helfer-Team voraus, von dem ein
Teil anwesend war. In dem Fragebogen ging es darum, wie den Besuchern
"Kronach leuchtet" gefallen hat und ob sie es genossen haben. Des Weiteren
wollte sie wissen, ob ihnen das Festival bei der Vernetzung mit anderen
Besuchern behilflich ist und wie sie die Stadt Kronach wahrnehmen. Die dabei
gewonnenen Erkenntnisse lassen bedeutsame Rückschlüsse über das Festival
hinaus für die ganze Region zu.


Staunende Ergriffenheit

Es sind Zahlen, die aufhorchen lassen: 81 Prozent fühlten sich von "Kronach
leuchtet" überwältigt, fasziniert, berührt. Beim Flanieren durch die
beleuchtete Stadt zeigen sich fast zwei Drittel "immer wieder überrascht".
Etwa die Hälfte der Befragten ist dabei gespannt auf Neues und verspürt eine
Wohlfühl-Atmosphäre. "Dies bestätigt das Leitbild "Neues entdecken,
wohlfühlen, staunen", freute sich die Lichtenfelserin.

Jeweils 45 Prozent der Teilnehmenden fühlen sich zum Entspannen eingeladen und zeigen sich
sicher, sich daran zu erinnern. Etwa jeder Dritte fühlt sich belebt oder
ermutigt, sich selbst zu engagieren. Die Empfindungen reichen von Freude und
Staunen im Allgemeinen - über Freude über die Gemeinschaft, Begegnungen und
den Zusammenhalt - bis hin zu Faszination und Bewunderung für das Engagement
der Initiatoren. Fast ein Drittel der Antworten beziehen sich auf die Empfindung von Glück und Freude, 15 Prozent auf Stolz beziehungsweise Nationalstolz. 8,1 Prozent sind überrascht und staunen.

Ein für Prof. Veronika Hammer überwältigendes Ergebnis ist, dass sich
86,6 Prozent der Befragten vernetzt fühlen und 60 Prozent dieses Vernetzungsgefühl
abhängig von "Kronach leuchtet" machen. "Wir sind davon ausgegangen, dass
"Kronach leuchtet" keinen wesentlichen Beitrag zum Vernetzungsgefühl
leistet", zeigte sich die die Bachelor-Arbeit betreuende Dozentin
überrascht.

Erfreulich sei die hohe Rücklaufquote der Fragebögen von 1000
Teilnehmern bei einer Besucheranzahl von 100 000 Personen. Dieser Wert sei
repräsentativ. Für das Lichtevent 2018 wünschten sich die meisten, wieder
überrascht zu werden, ein erneutes Wohlgefühl in der positiven Atmosphäre zu
verspüren - ebenso wie auch menschliche Qualitäten des Umgangs und
Zusammenhalts. Fast 83 Prozent der Befragten kamen aus Oberfranken, 50 Prozent aus dem
Landkreis beziehungsweise der Stadt Kronach, 4 Prozent aus dem Ausland - wie
Österreich, Indien oder Polen.

"Als Bürgermeister bin ich stolz, Kronacher zu sein", zeigte sich Wolfgang
Beiergrößlein sehr angetan von den Ergebnissen. Seitens der Stadt habe man
vom "Kronach Creativ"-Vorsitzenden Rainer Kober gelernt, nicht zu jammern,
sondern den Landkreis voller Leidenschaft nach vorne zu bringen. Er kündigte
eine Prüfung an, ob die Arbeit für den Johann-Kaspar-Zeuß-Preis nominiert
werden könne.

"Wir müssen unsere eigenen Leute begeistern", appellierte
Heinz Hausmann. Einheimische, die im Alltag an den Schönheiten Kronachs
achtlos vorbeiliefen, sähen diese jetzt tatsächlich im anderen Licht. Er
wünschte sich, dass Jahr für Jahr etwas von der Beleuchtung erhalten bleibe.
"Die Ergebnisse berühren mich sehr", gestand Kober, belegten sie doch genau
das, was man mit dem Lichtevent bezwecke. Tatsächlich bei den Menschen
Heimatstolz und das Gefühl der Vernetzung auszulösen sowie die Motivation
für eigenes Engagement zu wecken, sei ein sehr schönes Gefühl.
Die Studentin habe mit ihrem Fragebogen einen Balanceakt zwischen Individualität und
Emotionalität geschafft. Erstaunlich sei für ihn, dass 4 Prozent der Teilnehmer
aus dem Ausland kamen. Rechne man das hoch, ergebe sich insgesamt eine
Anzahl von 4000 Besuchern aus dem Ausland - ein enorm hoher Wert!

"Das war eine Riesenleistung", lobte Hammer die intensive empirische Arbeit
der Studentin, die sich einer großen Herausforderung gestellt habe. "Die
Arbeit war viel und anstrengend. Aber sie hat mir auch viele schöne Momente
beschert und Spaß gemacht", bekundete Schlansky, deren Bachelor-Arbeit noch
nicht abgeschlossen ist. Die zweifache Mutter muss noch einen theoretischen
Teil um die Auswertung erarbeiten - mit einer Fertigstellung wohl zu Beginn
2018.
Die Idee hatte "Kronach leuchtet"-Projektleiter Markus Stirn. Da kein
Geld zur Verfügung gestanden hat, konnte man die wissenschaftliche Erfassung nur als
Bachelor- oder Masterarbeit leisten. Stirn freute sich, dass bereits 50
Lichtpunkte für "Kronach leuchtet" 2018 feststehen. Den Wunsch der Besucher,
man möge sie erneut überraschen, könne man mit Sicherheit erfüllen.
Thomas Helbig verwies auf "Mein Lichtprojekt", mit dem sich Privatleute, Vereine,
Institutionen oder Firmen einbringen können. Wer Ideen habe, möge sich für
die fachliche Unterstützung an ihn wenden. hs

Fragen (Bei einigen Mehrfachnennung möglich): Häufigkeit des Besuchs: rund
ein Viertel Erstbesucher, aufmerksam geworden durch: Mundpropaganda (drei
Viertel), Plakat (50 Prozent), Rundfunk/online (ein Drittel), "Als Kronicher wass
mer des!" (50 Prozent), Zeitschriften/Tagespresse (ein Fünftel), Kollegen,
Mitschüler (Ein Zehntel), Gefühle beim Erzählen von "Kronach leuchtet":
emotional berührt (drei Viertel), Empfindungen/Gefühle beim Flanieren durch
beleuchtet Stadt: 1. Überrascht mich immer wieder (65 Prozent), 2. Neues entdecken
(57 Prozent), 3. Wohlfühlen (53 Prozent), 4. Entspannung (45 Prozent), 5. Erinnerung (45 Prozent),
Belebung und Motivation für Engagement (30 Prozent), Wahrnehmung von Kronach:
kreativ (90 Prozent), lebenswert (90 Prozent), familienfreundlich (85 Prozent), zukunftsfähig
(75 Prozent), Emotionales Empfinden - Stolz: Glück und Freude (32 Prozent),
Stolz/Lokalstolz (15 Prozent), überwältigt (8 Prozent), Dankbarkeit /Anerkennung (8 Prozent),
überrascht (4 Prozent), staunen (4 Prozent), Zusammengehörigkeitsgefühl und Motivation
(2 Prozent), negative Emotionen (9 Prozent), Vernetzungsgefühl: ja (86,6 Prozent), abhängig
von "Kronach leuchtet" (60 Prozent), Engagement: 39 Prozent engagieren sich bereits, 61 Prozent sind nicht ehrenamtlich tätig.