Der Steinbacher Bürgermeister Klaus Löffler soll für die CSU den 1998 verlorenen Landratsposten im Landkreis Kronach zurückerobern. Mit einem eindeutigen Votum wurde Löffler am Donnerstagabend in Kronach zum Kandidaten gekürt.
Videowand, Talkrunde, Lichteffekte - die Nominierung Klaus Löfflers am Donnerstagabend im Kronacher Schützenhaus mit 124 von 125 Stimmen mutete fast wie eine Wahlkampfshow nach amerikanischem Vorbild an - hochmodern und bis ins Detail ausgeklügelt. Stylisch. Der Unterschied zu den Veranstaltungen in Übersee: Bei aller Show blieben die Protagonisten geerdet und unaufgeregt.
Klaus Löffler selbst präsentierte sich sehr locker. Er konzentrierte sich auf das, was er vorhat, falls er den Landratsposten im Herbst 2016 für die CSU erobern kann. Seine Themenliste war lang - und für diesen Zeitpunkt schon sehr konkret. "Wir wollen!", hatte Löffler schon vor dem Beginn der Kreisvertreterversammlung wiederholt beteuert.
Michelbach: "Wir brauchen einen starken Mann"
"Es geht um die Zukunft unseres Landkreises. Wir brauchen einen starken Mann", impfte MdB Hans Michelbach den Teilnehmern der Versammlung ein. Dass Löffler diese Zukunft gestalten soll, unterstrich Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner: "Er hat tolle menschliche Qualitäten. Er ist ein Teamplayer."
In der Talkrunde wurde aufgezeigt, wo es im Landkreis zwickt. Mathilde Hutzl, Angela Wiegand, Stefanie Neubauer, Hans Rebhan, Jonas Geissler, Bernd Liebhardt und Rudolf Kotschenreuther sprachen mit Moderator Jens Korn über Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur, über die erhoffte Schule im Norden, den ÖPNV und den Fachkräftemangel. Die Rede war von einem Streetworker, vom Einwohnerverlust und von Betreuungsangeboten für Kinder. Geissler sprach aber auch von einem "Turnaround" zum Guten, der seiner Ansicht nach in Sicht ist. "Dafür brauchen wir einen Manager." Und diese Aufgabe sei Löffler wie auf den Leib geschneidert.
Löffler legt fünf Eckpunkte fest
1. Die Wirtschaft ist in Klaus Löfflers Fahrplan nach einer erfolgreichen Wahl ein Kernthema. Um die hohe Industriedichte halten und so Arbeitsplätze sichern zu können, "müssen wir unsere mittelständischen Unternehmen hegen und pflegen". Firmen, die sich ansiedeln möchten, dürfe man keine Steine in den Weg legen. Eine motivierte Verwaltung müsse den Unternehmen bei Schwierigkeiten Lösungen anbieten. Es brauche einen fairen und menschlichen Dialog. Die Sicherung der Energieversorgung müsse Chefsache sein, so Löffler. Hinzu kommt aus seiner Sicht eine leistungsfähige Infrastruktur; eine vierspurige B 173, Verbesserungen und Ortsumgehungen im Verlauf der B 85 sowie der B 303 nannte er dafür ebenso wie eine gute Anbindung des Kreises an die ICE-Bahnhöfe und einen IC-Halt in Kronach. Beim Ausbau des Breitband- und des Mobilfunknetzes dürfe nicht Schluss sein. Neue Impulse in Land- und Forstwirtschaft sowie im Tourismussektor will er fördern.
2. Das gute Miteinander im Kreis will Löffler weiter unterstützen. "In Würde in der Mitte der Gesellschaft alt werden zu können", dieses Ziel gelte es zu verfolgen. Gleichzeitig müsse sich die junge Generation gut aufgehoben fühlen. Damit diese in den Vereinen weiter einen Ort findet, an dem sie gut aufgehoben ist, steht für Löffler die Vereinsförderung "ganz oben auf der Agenda". Auch die offene Jugendarbeit und ein Streetworker sind ihm wichtig, um junge Menschen nicht an Drogen und Kriminalität zu verlieren.
3. In Sachen Bildung gelte es, die VHS zu fördern sowie auch künftig genügend Krippen- und Kindergartenplätze vorzuhalten. Die teilweise immens langen Schulwege im Kreis könnten nicht länger hingenommen werden. Am Thema "Schule im Norden" will er dranbleiben - ohne die Kreisstadt und ihre Bildungsstätten zu schwächen. Er betonte: "Ein attraktiver Landkreis braucht eine attraktive und pulsierende Kreisstadt als Zentrum." Für das Lehrschwimmbecken an der Realschule I schwebt ihm beispielsweise ein Neubau vor.
4. Durch Verbesserungen bei der Ärzte-Situation im Kreis möchte Löffler der Daseinsvorsorge gerecht werden. Den Fünf-Prozent-Anteil an der Klinik werde der Landkreis mit ihm als Landrat nicht abtreten. Darüber hinaus will Löffler die Nahversorgung optimieren und den sozialen Wohnungsbau wieder aufgreifen.
5. Als wichtige weiche Standortfaktoren will sich Löffler für die Kultur- und Freizeiteinrichtungen stark machen. Zudem soll der Radwegebau ein zentrales Thema sein (zum Beispiel von Weißenbrunn nach Kulmbach).
Kommentar von Marco Meißner
CSU teilt ersten Wirkungstreffer im Landratswahlkampf aus
Nicht erst als sich die Versammlung im Kronacher Schützenhaus langsam auflöste, während im Hintergrund noch der "Rocky"-Song "Eye of the Tiger" dudelte, war auch dem neutralen Beobachter klar, dass die CSU an diesem Abend ein Pfund im (Wahl- )Kampf ausgepackt hatte. Um im Boxerjargon zu bleiben: Die zweite Runde im Ringen um den Landratsposten ging klar an die Christsozialen.
Runde eins hatte die SPD eingeläutet. Da hätten die Sozialdemokraten vorlegen können. Sie hätten die wichtigen Positionen besetzen und die CSU in die Ecke drängen können. Mehrere Verlegungen des Nominierungstermins für Norbert Gräbner machten diesen Vorteil allerdings zunichte. Nun wird es nicht leicht, einen Konter zu setzen und noch Lücken in der dichten Deckung des Kontrahenten zu finden.
Das "Team Klaus" hat am Donnerstag alle wichtigen Themen für sich beansprucht. Und man bot eine moderne Wahlkampfshow, die für eine Landratswahl die Messlatte hoch setzte. Macht die CSU in den kommenden Wochen auch öffentlich mit dieser Schlagzahl weiter, könnte sie den Rivalen in arge Bedrängnis bringen, noch ehe der selbst zum Schlag ausholen kann.
Auch personell hat sich Löfflers Mannschaft geschlossen und gut aufgestellt präsentiert. Mit Jürgen Baumgärtner und Jens Korn in der Ecke hat Klaus Löffler zwei Leute an seiner Seite, die sich auf der "Showbühne" souverän präsentierten, die die Werbetrommel mit Begeisterung, aber unaufgeregt und ohne Pathos rührten. Bernd Liebhardt managte derweil den Auftritt des Kandidaten unaufdringlich aus der zweiten Reihe. Damit hielt dieses Trio Klaus Löffler den Rücken frei für das, was ihm am besten liegt; er kann sich auf die sachpolitische Auseinandersetzung konzentrieren. Und so teilte er bodenständig und themenorientiert die ersten wuchtigen Geraden aus - aber ohne jegliche Tiefschläge. Er konzentrierte sich in dieser Runde nicht auf Schwachstellen des Gegners, sondern auf die eigenen Stärken.
In Runde drei heißt es für die SPD daher, dem Paroli zu bieten. Um den Rückstand nach Punkten aufzuholen, braucht es nun aber schon einen ausgeklügelten Plan. Denn wenn die Sozialdemokraten der CSU weiterhin kampflos das Feld überlassen, dann könnten sie sich schnell taumelnd in den Ringseilen wiederfinden.