In Steinbach am Wald entsteht ein Kunstpark mit gestalteten Baumstümpfen. Nun hat die Holzbildhauerin Judith Franke ihre vier Kunstwerke vollendet.
Die Katze mit ihrem lang gezogenen Buckel fixiert ihren Betrachter erwartungsvoll aus weit geöffneten Augen, während der farbenfrohe Phantasievogel mit dem vorwitzigen Schnabel keck in die Lüfte schaut. Der Blick der feinen Dame mit der rotbraunen Haarpracht wandert indes gedankenverloren in die Ferne - und da ist noch die zarte Blume, die gerade ihren geflochtenen Blütenkopf erhält: Mit vier ganz unterschiedlichen Skulpturen bereichert Judith Franke den mehr und mehr Gestalt annehmenden "Kunstpark am Rennsteig".
Vor dem evangelischen Gotteshaus war im vergangenen Jahr ein angrenzendes kleines Fichtenwäldchen der Gemeinde dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Förster Martin Körlin regte an, die Baumstümpfe für eine weitere Konzeption zu retten. Gemeinsam mit dem Kronacher Kulturvermittler Ingo Cesaro entstand die Idee, die verbliebenen Stammanläufe in Skulpturen zu verwandeln und zu einer Art Wegweiser zum in Sichtweite befindlichen Freizeit- und Tourismuszentrum werden zu lassen. Seit Mai dieses Jahres rücken nun Michael Steigerwald aus Steinach in Baden-Württemberg sowie Walter Busch aus Selbitz den Fichtenstämmen mit schwerem Gerät zu Leibe - wie auch jetzt Judith Franke.
"Das ist schon eine echte Herausforderung", räumt die gebürtige Wurzbacherin ein, die seit Februar 2020 in ihrem Wohnatelier im Künstlerdorf Nordhalben lebt und arbeitet. Zu schaffen gemacht habe ihr insbesondere die Höhe der Stämme, wobei sie teilweise in bis zu vier Meter Höhe hätte arbeiten müssen. Hinzu komme die sehr weiche und faserige Struktur des Fichtenholzes mit seinem ganz eigenen Charakter.
"Es ist zwar nicht das schönste Schnittholz, dafür komme ich aber mit der Kettensäge gut rein und durch. Mir reicht schon die Höhe. Von daher ist es schon gut, dass es kein so festes Holz ist", relativiert die Holzbildhauerin, die allen Kunstinteressierten im Landkreis Kronach vor allem durch ihre zahlreiche Teilnahme an Kunstprojekten von Ingo Cesaro bekannt ist, der ein großer Förderer von ihr ist. Bereits sechs Mal beteiligte sie sich an dessen internationalem Kunstprojekt "HolzART". Stammgast ist sie auch beim von Cesaro mit dem früheren Bürgermeister Hans-Peter Laschka initiierten Mitwitzer Künstlermarkt sowie auf der Kunstmesse "ARTkronach".
Kunstwerke von ihr befinden sich unter anderem im Eingangsbereich des Steinbacher Freizeit- und Tourismuszentrums und in Teuschnitz, wo sie für die Arnikastadt eine weibliche Arnika-Figur geschaffen hat. Charakteristisch für Judith Franke sind dann insbesondere auch ihre schlanken, filigranen, sehr aufrechten Frauenfiguren. Ihr großes Markenzeichen ist das Zusammenspiel geschnitzter Skulpturen mit feinem Geflecht; hat sie doch auch einen Gesellenbrief als Flechtwerkgestalterin. Auch für den Kunstpark kombiniert sie bei ihrem Blumenmotiv beide Techniken, sodass die Blume einen geflochtenen Blütenkopf ziert.
"Das größte Problem sind die relativ dünnen Stämme mit einem Durchmesser von maximal 30 cm", erläutert Ingo Cesaro, der sich sehr freut, für das Projekt drei so renommierte Holzkünstler gewonnen haben zu können. Der Kultur-Ausschuss des Steinbacher Gemeinderats habe zwar eine Vorauswahl der Motive getroffen, jedoch viele künstlerische Freiheiten bei der Umsetzung eingeräumt. "Steinbach verfügt damit über ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Wo in Franken oder auch darüber hinaus steht schon ein Platz mit 19 Holzskulpturen?", freut sich der Organisator.
Mittlerweile hat man sogar zwei weitere Holzstämme hinzugenommen, woraus ein Pelletzünder und eine Glasflasche der ortsansässigen Firmen Rauschert und Wiegand geschaffen wurden.