Kunstpark am Rennsteig geht auf die Zielgerade

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Der neue Kunstpark mit fantasievollen Skulpturen aus gewachsenen Fichtenstämmen nimmt mehr und mehr Gestalt an.Heike Schülein
Der neue Kunstpark mit fantasievollen Skulpturen aus gewachsenen Fichtenstämmen nimmt mehr und mehr Gestalt an.Heike Schülein
Judith Franke befestigt mit Bürgermeister Thomas Löffler den geflochtenen Blütenkopf an ihrer Blumen-Skulptur. Mit im Bild ist (links) Ingo Cesaro.Heike Schülein
Judith Franke befestigt mit Bürgermeister Thomas Löffler den geflochtenen Blütenkopf an ihrer Blumen-Skulptur. Mit im Bild ist (links) Ingo Cesaro.Heike Schülein
 
Aus einem vom Borkenkäfer befallenen Fichtenwäldchen neben der evangelischen Kirche wird der Kunstpark.Heike Schülein
Aus einem vom Borkenkäfer befallenen Fichtenwäldchen neben der evangelischen Kirche wird der Kunstpark.Heike Schülein
 
Heike Schülein
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Die Corona-Pandemie greift diese Skulptur auf.Heike Schülein
Die Corona-Pandemie greift diese Skulptur auf.Heike Schülein
 
Heike Schülein
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In Steinbach am Wald entsteht ein Kunstpark mit gestalteten Baumstümpfen. Nun hat die Holzbildhauerin Judith Franke ihre vier Kunstwerke vollendet.

Die Katze mit ihrem lang gezogenen Buckel fixiert ihren Betrachter erwartungsvoll aus weit geöffneten Augen, während der farbenfrohe Phantasievogel mit dem vorwitzigen Schnabel keck in die Lüfte schaut. Der Blick der feinen Dame mit der rotbraunen Haarpracht wandert indes gedankenverloren in die Ferne - und da ist noch die zarte Blume, die gerade ihren geflochtenen Blütenkopf erhält: Mit vier ganz unterschiedlichen Skulpturen bereichert Judith Franke den mehr und mehr Gestalt annehmenden "Kunstpark am Rennsteig".

Vor dem evangelischen Gotteshaus war im vergangenen Jahr ein angrenzendes kleines Fichtenwäldchen der Gemeinde dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Förster Martin Körlin regte an, die Baumstümpfe für eine weitere Konzeption zu retten. Gemeinsam mit dem Kronacher Kulturvermittler Ingo Cesaro entstand die Idee, die verbliebenen Stammanläufe in Skulpturen zu verwandeln und zu einer Art Wegweiser zum in Sichtweite befindlichen Freizeit- und Tourismuszentrum werden zu lassen. Seit Mai dieses Jahres rücken nun Michael Steigerwald aus Steinach in Baden-Württemberg sowie Walter Busch aus Selbitz den Fichtenstämmen mit schwerem Gerät zu Leibe - wie auch jetzt Judith Franke.

"Das ist schon eine echte Herausforderung", räumt die gebürtige Wurzbacherin ein, die seit Februar 2020 in ihrem Wohnatelier im Künstlerdorf Nordhalben lebt und arbeitet. Zu schaffen gemacht habe ihr insbesondere die Höhe der Stämme, wobei sie teilweise in bis zu vier Meter Höhe hätte arbeiten müssen. Hinzu komme die sehr weiche und faserige Struktur des Fichtenholzes mit seinem ganz eigenen Charakter.

"Es ist zwar nicht das schönste Schnittholz, dafür komme ich aber mit der Kettensäge gut rein und durch. Mir reicht schon die Höhe. Von daher ist es schon gut, dass es kein so festes Holz ist", relativiert die Holzbildhauerin, die allen Kunstinteressierten im Landkreis Kronach vor allem durch ihre zahlreiche Teilnahme an Kunstprojekten von Ingo Cesaro bekannt ist, der ein großer Förderer von ihr ist. Bereits sechs Mal beteiligte sie sich an dessen internationalem Kunstprojekt "HolzART". Stammgast ist sie auch beim von Cesaro mit dem früheren Bürgermeister Hans-Peter Laschka initiierten Mitwitzer Künstlermarkt sowie auf der Kunstmesse "ARTkronach".

Kunstwerke von ihr befinden sich unter anderem im Eingangsbereich des Steinbacher Freizeit- und Tourismuszentrums und in Teuschnitz, wo sie für die Arnikastadt eine weibliche Arnika-Figur geschaffen hat. Charakteristisch für Judith Franke sind dann insbesondere auch ihre schlanken, filigranen, sehr aufrechten Frauenfiguren. Ihr großes Markenzeichen ist das Zusammenspiel geschnitzter Skulpturen mit feinem Geflecht; hat sie doch auch einen Gesellenbrief als Flechtwerkgestalterin. Auch für den Kunstpark kombiniert sie bei ihrem Blumenmotiv beide Techniken, sodass die Blume einen geflochtenen Blütenkopf ziert.

"Das größte Problem sind die relativ dünnen Stämme mit einem Durchmesser von maximal 30 cm", erläutert Ingo Cesaro, der sich sehr freut, für das Projekt drei so renommierte Holzkünstler gewonnen haben zu können. Der Kultur-Ausschuss des Steinbacher Gemeinderats habe zwar eine Vorauswahl der Motive getroffen, jedoch viele künstlerische Freiheiten bei der Umsetzung eingeräumt. "Steinbach verfügt damit über ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Wo in Franken oder auch darüber hinaus steht schon ein Platz mit 19 Holzskulpturen?", freut sich der Organisator.

Mittlerweile hat man sogar zwei weitere Holzstämme hinzugenommen, woraus ein Pelletzünder und eine Glasflasche der ortsansässigen Firmen Rauschert und Wiegand geschaffen wurden.

Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler und seinem Kultur-Ausschuss war es dann auch wichtig, dass einige Arbeiten das Charakteristische der Gemeinde wiederspiegeln - wie eben durch das Einfließen regionaltypischer Materialien. Besonders hübsch ist auch die in Holz geschnitzte Glaskönigin - Eine kleine Anregung, vielleicht am Rennsteig tatsächlich einmal eine Glaskönigin zu wählen.

Die Grenze als Motiv

Zur Geschichte der Rennsteig-Gemeinde gehört aber auch die Vergangenheit mit der Nähe zur ehemaligen Grenze. Thematisiert wird dies beispielsweise durch ein abstraktes Ketten- bzw. Knotenmotiv sowie eine Skulptur, angefertigt mit Figuren und einem diese zunächst eng umschließenden Stacheldraht, der später in ein florales Motiv übergeht.

Umgesetzt wurde auch eine Corona-Skulptur mit einem roten Kopf und einer Krone, nachdem ja die Pandemie derzeit das allseits vorherrschende Thema ist. Gesellschaftskritisch widmet sich Michael Steigerwald dem "sozialen Wohnungsbau" für Vögel. So hat er ein kleines Mahnmal für Vögel hinter Gittern geschaffen, zugleich mit einer Toilette oben und einem Insektenhotel als "Kantine" gleich ums Eck. Zu sehen sind abstrakte Motive ebenso wie unter anderem auch Märchenfiguren wie Pinocchio und die Wünsche erfüllende blaue Fee sowie die unterschiedlichsten Tierfiguren, an denen sicherlich insbesondere Kinder ihre helle Freude haben werden. "Manche mögen das Figürliche, andere lieber das Abstrakte. Hier ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei", verdeutlicht Ingo Cesaro.

Abwechslung, Begegnung und Intensität - so lässt sich dann der spannende bunte Mix an Stilen und Techniken auch am besten beschreiben. So unterschiedlich die Werke auch sind, finden sie doch harmonisch zusammen. Die unterschiedlichen Handschriften ihrer Schöpfer gehen dabei ein Miteinander ein, können aber zugleich als Einzelnes wahrgenommen werden - mit viel Platz für eigene Phantasien, Wahrnehmungen und Empfindungen!

Hellauf begeistert vom neuen Leuchtturmprojekt ist auch der Bürgermeister. Nachdem die Gemeinde stark industriell geprägt sei, möchte man nach seinen Worten Kunst und Kultur mehr in den Fokus rücken. Er hoffe, dass der Park zum Anziehungspunkt und Begegnungsort werde. Die Besucher könnten hier ins Gespräch kommen, sich eine Auszeit vom Alltag nehmen und neue Energie tanken. Hierfür werden noch eine massive "Beinbaumel-Bank" aufgestellt sowie weitere Sitzmöglichkeiten für Kinder. Auch kleine Erklär-Täfelchen an den Skulpturen soll es geben und eine Wegführung, vermutlich mit Hackschnitzeln, soll angelegt werden. Die Fertigstellung soll in den kommenden Wochen erfolgen.