Hohe Wellen schlug das Jahreskonzert des Symphonischen Blasorchesters sowie des Schüler- und Jugendorchesters Küps.
Die Schiffsglocke erklingt, das Signalhorn ertönt: Das Schiff setzt seine Segel in Richtung Horizont. Mit "Voyage to the End of the Earth" (Reise zum Ende der Erde), die begleitet von Lauten der Wale und Seemöwen die Schönheit des Meeres beschreibt, startete am Wochenende das Symphonische Blasorchester Küps seine Schifffahrt über die Weltmeere.
Zwischen Fischernetzen, Ankern, Muscheln, altem Schiffsinventar und einer großen Schiffsglocke auf der maritim geschmückten Bühne ging das Orchester unter Leitung von "Kapitän" Wolfgang Riedel auf große Fahrt.
Schaukelnde Wellen, gewaltige Stürme, gefährliche Meeresbrandungen - das Publikum hatte waghalsige Abenteuer zu bestehen, bevor es nach dreieinhalb Stunden wieder wohlbehalten zurück in den sicheren Heimathafen der Küpser Festhalle gelangte. Zu verdanken war dies auch dem alten "Seebären" Rainer Gräbner, der als Käpt'n Finley zwischen den Stücken seine Erlebnisse von unzähligen Fahrten zur See preisgab. Zudem wusste er auch Interessantes über die dargebotenen, von Riedel sehr harmonisch ausgewählten Kompositionen zu berichten.
Punktgenau vorbereitet
Einmal mehr hatte der Dirigent sein Orchester punktgenau vorbereitet und zu einer hervorragenden Leistung inspiriert. Die Musiker waren spürbar mit ganzem Herzen dabei. Man merkte ihnen an, wie viel Spaß sie musizieren. Atmosphärisch dicht brachten sie wunderbare Musikliteratur rund um das Meer und die Seefahrt zum Klingen - einzigartig, außergewöhnlich.
Gekonnt meisterten die Musiker im ersten Programmteil die im 6/8-Takt schaukelnden Wellen sowie den gewaltigen Sturm der großen Kolumbus-Seefahrt im Jahre 1492. Ein noch waghalsigeres Unterfangen war die gemeinsame Umschiffung des Kap Hoorn - eine der gefährlichsten Schifffahrtsrouten vom Atlantik in den Pazifik. Das Stück mit einem großartigen Waldhorn-Solo von Matthias Seidl stellt die Schönheit, aber auch Gefährlichkeit des Kaps in musikalischen Bildern dar. Ganz hervorragend gelang der "Mannschaft" auch die berühmte maritime Rhapsodie "The Seafarer", die ihren Ursprung in einigen sehr bekannten irischen und schottischen Traditionen findet. "Mit vollen Segeln" - so auch der Titel des Galakonzerts - ging es anschließend in die wohlverdiente Pause.
Der zweite Teil fand mit "Aurora Borealis" - dem größten, brillantesten überirdischen Lichtspektakel - seine spektakuläre Fortsetzung. Moderne Rockrhythmen, asiatische und exotische Elemente verbinden sich in "Pacific Dreams". Zauberhaft wurde es bei "The little Mermaid Medley" mit hinreißenden Ausschnitten Oscar-gekrönter Filmmusik aus Arielle. Das Publikum staunte nicht schlecht, als sich die kleine Meerjungfrau in Küps ebenso die Ehre gab wie der kleine Wickinger Wickie, dem in einem Medley gehuldigt wurde. Das südamerikanisch anmutende "El Cumbanchero" strotzte nur so vor Lebensfreude, die sich auf den ganzen Saal übertrug, bevor das Orchester bei "Wir sind Kameraden auf See" auch gesangliches Können unter Beweis stellte. Die Komposition von Robert Küssel bildete den offiziellen Schlusspunkt des Konzerts, das die Zuschauer mit stehenden Ovationen und lautstarken Zugabe-Rufen belohnten.
Gesanglich ging es auch bei der ersten Zugabe weiter. Unter dem Motto "Schiff ahoi" schmetterten die Seebären des Gesangvereins Harmonie Oberlangenstadt gleich eine ganze Palette an Seemannsliedern. Der Saal tobte. Innig-ergreifender Abschluss des Abends war das alte schottische Lied "Auld Lang Syne" ("Nehmt Abschied Brüder") mit einem herrlichen Sopransaxofon-Solo von Claudia Müller, bei dem nicht nur ihr und ihren Musikerkollegen auf der Bühne, sondern auch so manchem Zuschauer die Tränen der Rührung in den Augen standen. Einen stimmungsvolleren Abschluss für dieses Konzert voller Emotionen hätte man sich nicht wünschen können.
Nachwuchs zum Auftakt
Der Auftakt des Programms oblag an beiden Tagen wieder dem Schüler- und Jugendorchester Küps. Unter Leitung von Johannes Piontek gaben die Nachwuchstalente mit "Beyond the Sea", dem Dampfschiffrennen "Great Steamboat Race", einem rhythmisch wirbelnden "Piratentanz" sowie dem Rock-Klassiker "Smoke on the Water" beeindruckende Einblicke in ihr tolles Können.
"Riecht Ihr die Seeluft, seht Ihr die Tiefe des Ozeans" - in seinem Grußwort zeigte sich Bürgermeister Herbert Schneider begeistert vom Gehörten. In herzlichen Worten dankte er allen Mitwirkenden sowie Verantwortlichen vor und hinter der Bühne. Aber auch ihm wurde großer Dank zuteil. Der Leiter der Musikschule, Holger Pohl, erinnerte an viele gemeinsame Erlebnisse in der nunmehr zu Ende gehenden, 18-jährigen Amtszeit des Bürgermeisters - so beispielsweise das Bundesmusikfest 2010 mit 10 000 Besuchern sowie den Bau und die Einweihung des Probenheims 2014.
"Der Kapitän verlässt die Brücke", bedauerte Pohl. Unter stehenden Ovationen beschenkte er aufgrund Schneiders großen Verdienste für die Blasmusik in Küps den sichtlich gerührten Bürgermeister mit einer Posaune, in die eine Dank-Widmung eingraviert ist. Anschließend durfte Schneider den Deutschmeister-Regimentsmarsch dirigieren, bei der sich alle Gäste von ihren Plätzen erhoben. Dies veranlasste den Bürgermeister zu der Aussage: "300 Leute kann man aus den Sitzen heben und bei 20 im Gemeinderat tut man sich schwer."