Die Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU) und Marc Henrichmann (CDU) werden sich bald mit den eingeladenen Schützenvertretern auseinandersetzen.
Gerät Tradition ins Wanken?
Der Lichtenfelser Schützenmeister Erwin Kalb erklärt, dass sich die Aktiven in Lichtenfels in einer ähnlichen Situation sehen, wie ihre Kronacher Kollegen. "Wir haben eine Tradition seit 1413", sagt er und verweist auf "einen sicherheitstechnischen Standard am oberen Ende". Doch inzwischen keime Angst im Verein auf, wie es mit dieser Tradition weitergehen wird.
Kalb selbst meint, er müsste im Fall der geplanten Gesetzesverschärfung wohl 180 Tage auf dem Schießstand antreten, um alle Auflagen zu erfüllen. Sein Rückschluss: "Dann könnte ich mein Ehrenamt zur Verfügung stellen." Denn dafür würde in der Folge die Zeit fehlen.
Was Kalb ebenso ärgert, ist, dass sich die Schützen in der Diskussion unter eine Art Generalverdacht gestellt sehen. Wer sich nicht anständig in einem Schützenverein benehme, der könne - und müsse - auch nach jetzigem Recht schon sanktioniert werden. Aber für Kalb fühlt es sich so an, als müssten sich die Mitglieder ständig für ihren Sport rechtfertigen.
"Die Podiumsdiskussion ist eine Chance für uns Sportschützen und auch Jäger, mit der Politik ins Gespräch zu kommen und unsere Standpunkte darzustellen", freut sich Kümmet über diese Gelegenheit. Denn er hofft weiter darauf, dass die Politik noch die richtigen Weichen stellen kann - und das neue Gesetz am Ende für Vereine, Brauchtum und Politik kein Schuss in den Ofen wird.
Jäger und Politik sehen Gesprächsbedarf
Neben den Schützen gibt es eine weitere große Personengruppe, die legal Waffen besitzt: die Jäger. Diese sehen die rechtlichen Planungen aus zweierlei Blickwinkeln.
"Viele Änderungen im neuen Gesetzentwurf kommen den Jägerinnen und Jägern ja entgegen", sagt Bernhard Schmitt. Der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägerverbandes Kronach nennt beispielhaft den Erlaub von Nachtzieltechnik, den Verzicht auf eine medizinisch-psychologische Untersuchung oder das Bejagen von Schwarzwild mit halbautomatischen Waffen.
Allerdings erkennen auch die Jäger einen großen Haken an den aktuellen Planungen. Sie wollten natürlich den illegalen Zugang zu scharfen Waffen verhindern, versichert Schmitt: "Dem stimmen wir uneingeschränkt zu, da wir ja auch bei den Jägern keine Schwarzen Schafe haben wollen beziehungsweise niemanden, der unter dem Deckmantel Jagdschein und Jagd an scharfe Waffen kommt."
Doch die offenbar angedachte Kontrolle sorgt für Skepsis. Schmitt stellt fest: "Mit einer künftigen Regelanfrage beim Verfassungsschutz, der dann aufgrund seiner Daten im Geheimdienstcomputer darüber entscheidet, ob ein Jäger weiter den Jagdschein verlängert bekommt oder nicht, sind wir nicht einverstanden." Dies käme einem Generalverdacht für alle legalen Waffenbesitzer gleich.
Der Bayerische Jagdverband habe diese Probleme in Berlin bereits auf den Tisch gebracht. Auch bei ihren jeweiligen Abgeordneten wollen die Jäger weiter auf eine Nachbesserung des Gesetzentwurfs drängen.
Politik feilt an Regelungen
MdB Hans Michelbach (CSU) hat das Thema schon längere Zeit auf seiner Agenda. Sein Büro teilte auf unsere Anfrage mit, dass die Christsozialen im Bundestag "ungerechtfertigte Belastungen von Besitzern legaler Waffen" für nicht hinnehmbar halten. Ebenso dürfe niemand einem Generalverdacht ausgesetzt werden. "Der Schießsport, die Jagd und das Sammeln historischer Waffen gehören zu den bürgerlichen Freiheiten und der Tradition unseres Landes und werden in Deutschland besonders verantwortungsbewusst praktiziert", heißt es in der Stellungnahme.
Bei jeder Neuregelung im Waffenrecht werde darum kritisch geprüft, ob sie zu einem Sicherheitsgewinn führt oder nur einen bürokratischen Mehraufwand bedeutet. Außerdem habe die CSU mit der EVP-Fraktion schon auf europäischer Ebene auf Verbesserungen hingearbeitet. "Einige Regelungen der EU-Feuerwaffenrichtlinie müssen jedoch als geltendes europäisches Recht nun auch im deutschen Waffenrecht umgesetzt werden", wird eingeräumt.
Der weitere Diskussionsbedarf sei allerdings erkannt, und Abstimmungsgespräche liefen. Deshalb könne derzeit auch nicht auf Zwischenstände eingegangen werden.