Die 36-Jährige Jihee Lee aus Südkorea hat sich in Kronach niedergelassen und eine Ausbildung zur Biersommelière absolviert. Als Kennerin des Gerstensafts ist sie im Weißenbrunner Brauer- und Büttnermuseum ein willkommener Gast.
Im Weißenbrunner Brauer- und Büttnermuseum wird künftig neben einem Stück Geschichte, Werkzeugen und Gegenständen aus der Braukunst vergangener Jahrhunderte ab und zu eine weitere Besonderheit zu sehen sein, nämlich die Biersommelière Jihee Lee. Sie wird auf Wunsch ihr Wissen rund um das Bier weitergeben.
Es kommt nicht oft vor, dass eine Südkoreanerin sich zur Biersommelière ausbilden lässt, um sich anschließend bei Veranstaltungen, in Museen und Brauereien mit dem bayerischen Kultgetränk zu befassen. Interessiert hört der Vorsitzende des Fördervereins Brauer- und Büttnermuseum, Heinz Krausen zu, wenn Jihee Lee mit ihm über Bierduft, Bieroptik, Geschmack und über die Eigenschaft eines Bierglases diskutiert oder mit ihm die Vorbereitungen zur Biergenuss-Schulung bespricht.
Schmecken, riechen, sehen Mit Begeisterung erzählt Jihee Lee, was dabei alles zu beachten ist, beispielsweise muss das Bier auf Fehler überprüft werden. Es muss erschmeckt, gerochen und gesehen werden. Alle störenden Einflüsse müssen ausgeschaltet sein; das bedeutet keine Kosmetik, kein Zigarettenkonsum in der Nähe, keine scharfen oder stark gewürzten Speisen und eine geruchsfreie Umgebung. "Auch die Temperatur des Bieres ist wichtig", sagt die 36-Jährige. Das Bier sollte daher am Tag vor der Verkostung auf circa acht bis zwölf Grad gebracht werden. Ein kälteres Bier erfrischt zwar, aber die feinen Aromen sind da nicht mehr zu erkennen. Ein zu warmes Bier liefert zwar eine gewaltige Geschmacks- und Geruchsfülle, ist dann aber nicht praxis- und konsumentengerecht bewertet.
Seit zehn Jahren ist die zweifache Mutter Jihee Lee in Deutschland.
"Ursprünglich waren nur drei Jahre Aufenthalt geplant", erzählt sie. Ihr Mann arbeitete damals als Techniker bei LG in Düsseldorf. Dort lernte er auch Loewe und Kronach kennen. Seit sieben Jahren ist die Familie Lee nun in der Kreisstadt und hat sich mittlerweile ein Haus gekauft. Mittlerweile hat ihr Mann einen Job in Nürnberg.
"Wir bleiben aber hier in Kronach", berichtet Jihee Lee, "denn ich habe hier meine zweite Heimat gefunden". Außerdem, habe sie hier das Bier kennen und lieben gelernt. Ihr Lieblingsgetränk ist mittlerweile das Bio-Weizen.
Fundierte Ausbildung Die junge Mutter beschloss im vergangenen Jahr, nach neun Jahren Mutterschaftspause eine Ausbildung als Biersommelière in Bamberg und München zu absolvieren.
Sie lernte unter anderem Biersorten zu charakterisieren, den Duft der Biere zu deuten, die Bierfarbe, die Trübung, den Schaum zu beurteilen. Sie lernte, welches Bier zu welchem Essen passt. Noch gut ist ihr in Erinnerung, als sie 14 Tage lang täglich um 11 Uhr circa acht Biere probieren musste. "Insgesamt waren es rund 200 Biersorten!"
Mittlerweile war Jihee Lee mehrmals im Einsatz: bei Brauereiverkostungen in Deutschland und Österreich. Bei verschiedenen Veranstaltungen hat sie zum Thema "Bier" beraten und das Lieblingsgetränk vieler Bayern erlebbar gemacht. Nun ist sie auch im Brauer- und Büttnermuseum anzutreffen. Dass durch Bier auch Freundschaften entstehen können, davon sind sowohl die Biersommelière als auch Heinz Krause überzeugt: "Wir sind das beste Beispiel!"
Für beide ist dieses Zusammenwirken ein Gewinn.
Krause, der zugleich auch als Genussbotschafter für die Genussregion Oberfranken fungiert, ist überzeugt, dass die Kronacherin dazu beiträgt, das Brauer- und Büttnermuseum noch bekannter und attraktiver zu machen. Und ihr Beitrag passt in seinen Augen auch hervorragend zum Konzept "Genussregion Oberfranken" und zur Direktvermarktung. Gerade Letzteres soll künftig stärker ins Blickfeld gerückt werden. Man denkt unter anderem daran, verstärkt Bierverkostungen und Bierseminare durchzuführen.
Neue Ziele gesetzt Lee hat nun ein weiteres Ziel. Sie lässt sich derzeit am "Institute of master of beer" ausbilden. Hierbei geht es um Präsenzschulungen an akkreditierten Ausbildungsinstituten und um ein begleitendes Eigenstudium. Es geht inhaltlich um eine Wissensvertiefung über Bierstile und die praktischen Kenntnisse der Bierbeschreibung.
Es geht um die Vermittlung von Kenntnissen bezüglich des Bierstils, der Bierregion, der Brauereien und Gebinde etc.
Jihee Lee ist überzeugt, dass sie mit ihrem Wissen im touristischen Bereich durchaus berufliche Perspektiven hat. Heinz Krause vertritt die Meinung, dass sie mit ihrem Bierwissen hervorragend zur Genussregion passt und dass sie in Weißenbrunn eine touristische Attraktion wird.