Kronacher Weihnacht zwischen Wunsch und Wirklichkeit

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Trotz mäßigem Umsatz will die Imkerei Hugel nächstes Jahr wieder zur Kronacher Weihnacht kommen. Foto: Sandra Hackenberg
Trotz mäßigem Umsatz will die Imkerei Hugel nächstes Jahr wieder zur Kronacher Weihnacht kommen. Foto: Sandra Hackenberg
Hochbetrieb herrschte wieder an "Chippi's Glühweinparadies".
Hochbetrieb herrschte wieder an "Chippi's Glühweinparadies".
 
Ballermann-Größen wie Lorenz Büffel rockten die Rosenbergalm. Foto: Angelo Moshack
Ballermann-Größen wie Lorenz Büffel rockten die Rosenbergalm. Foto: Angelo Moshack
 
Hoch im Kurs bei den Weihnachtsmarkt-Besuchern: Die Klassiker Bratwürste und Steaks. Foto: Sandra Hackenberg
Hoch im Kurs bei den Weihnachtsmarkt-Besuchern: Die Klassiker Bratwürste und Steaks. Foto: Sandra Hackenberg
 

Obwohl das Angebot von einigen Kronachern kritisiert wird, ist das Fazit der Budenbetreiber überwiegend positiv.

Sobald es dunkel wurde, herrschte an Chippi's Glühweinbude Hochbetrieb. Gefühlt im Minutentakt ertönte die eiserne Glocke, die Christian Simmler und seine Kollegen jedes Mal läuteten, wenn ein Kunde Trinkgeld gegeben hat. "Die haben wir von jemandem übernommen, der hier auf dem Weihnachtsmarkt Crêpes verkauft hat", erzählte der 31-Jährige.

Besagter Crêpe-Verkäufer ist inzwischen nicht mehr auf der Kronacher Weihnacht vertreten, aber die Tradition lebt weiter. Die Simmlers waren mit "Chippi's Glühweinparadies" bereits das neunte Jahr dabei. Auf die Frage, wie der Verkauf denn heuer gelaufen sei, antwortete Simmler: "Wir können uns absolut nicht beschweren - obwohl das Wetter eine Katastrophe war."

So habe es häufig pünktlich zur Weihnachtsmarkteröffnung um 15 Uhr zu regnen begonnen, wovon sich die Besucher aber nicht hätten vertreiben lassen. "Vor allem das erste Wochenende ist sehr gut gelaufen, obwohl da zeitgleich in Mitwitz Weihnachtsmarkt war", berichtete Simmler."Ich finde schon, dass der Weihnachtsmarkt hier unten sehr gut angenommen wird."

Neuer versus alter Standort

Den Vergleich des ehemaligen mit dem aktuellen Standort - Obere Stadt versus Marienplatz - kennt Thorsten Hugel von der Bude nebenan nur zu gut. "Viele ignorieren den Weihnachtsmarkt inzwischen", glaubt der Imker aus Gehülz. "Letztes Jahr ist das Geschäft bereits nur mäßig gelaufen - und dieses war noch mal schlechter."

Neben Honig aus eigener Produktion und Kerzen aus Bienenwachs haben Hugel und seine Frau Susanne auch alkoholische Getränke angeboten, die in der kalten Jahreszeit von innen wärmen, zum Beispiel heiße Bowle mit beschwipsten Früchten. "Nur mit Honig bräuchte ich hier nicht her kommen, da würde ich kaum Gewinn machen. Inzwischen kommen fast nur noch Leute, die etwas essen oder trinken wollen." Aufgeben will der Imker aber nicht: "Ich komme nächstes Jahr trotzdem wieder."

Buden wie die der Metzgerei Kraus haben dagegen davon profitiert, dass es viele Besucher gerade wegen den kulinarischen Genüssen auf den Marienplatz zieht: "Letztes Jahr war hier noch eine Bratwurst-Bude mehr", berichtete Stephan Löffler, während er und seine Frau den hungrigen Kunden eine Wurst nach der anderen reichten. "Heuer war bei uns noch mal mehr los. Das merken wir auf jeden Fall." Die Klassiker Bratwürste und Steaks seien nach wie vor gefragt.

Wer nach dem Weihnachtsmarkt-Bummel noch nicht nach Hause wollte, den zog es, wie in den Vorjahren, in die Rosenbergalm. Dort traten, neben diversen Künstlern auf der Weihnachtsmarktbühne, mit Lorenz Büffel und Schäfer Heinrich zwei echte Größen der Party-Schlagerszene auf. "Manche haben sich beschwert, dass wir an diesen Abenden Eintritt verlangt haben", berichtet Alm-Betreiber und Vorsitzender des ausrichtenden Vereins kronach.er.leben, Steffen Mahr. "Aber solche Künstler bekommst du nicht umsonst. Das Geld dafür muss ja irgendwo eingenommen werden."

Es ist nicht die einzige Kritik, die Mahr und seinen Mitstreitern Jahr um Jahr entgegenschlägt: Das Angebot der Kronacher Weihnacht reicht so manchem Besucher nicht aus, wie diverse Negativ-Kommentare im Internet belegen. Doch das Angebot richtet sich nach der Nachfrage, wie Mahr erläutert: "Klar wäre es schön, wenn wir mehr Buden hätten, an denen Händler ihre Produkte verkaufen. Doch am Ende ist immer die Frage, ob sich das für die Budenbetreiber rechnet."

Kritik hätte es auch wegen den Öffnungszeiten gegeben. "Manche finden, dass es zu spät ist, wenn die Buden erst um 15 Uhr öffnen. Aber dass wir vorher bereits eineinhalb Stunden alles vorbereiten, sehen sie nicht." Immerhin handle es sich bei den Mitgliedern des Vereins um Ehrenamtliche, hauptsächlich Gewerbetreibende, die den Weihnachtsmarkt parallel zu ihrer eigentlichen Arbeit organisieren und betreiben.

Viele würden außerdem kritisieren, dass es auf dem Weihnachtsmarkt zu wenig Angebote für Kinder gibt. "Die Leute meckern, dass es kein Karussell gibt. Aber wir haben trotz aller Bemühungen keines bekommen. Und was würde ein Karussell bringen, wenn am Ende vielleicht zehn Kinder am Tag damit fahren?"

Der Verein hat mit der Kinderschneewelt eine Alternative geschaffen. "Die wurde auch sehr gut angenommen. Alleine am letzten Sonntag hat unsere Ehrenamtliche mit den Kindern 60 Stockbrote gebacken."

Neuerungen gut angenommen

Neu in diesem Jahr war auch die Eisstockbahn. "Anfangs war es ein wenig schwierig, doch seit dem dritten Adventswochenende ist sie rege genutzt worden", freut sich Mahr. Neben Kindern hätten auch sie viele Weihnachtsfeier-Gesellschaften genutzt. Auch die Unterstände seien gut angenommen worden: "Wir haben gemerkt, dass die Leute trotz des mäßigen Wetters länger geblieben sind, weil sie sich unterstellen konnten."

Diese Angebote will der Verein im nächsten Jahr weiter ausbauen, die Planungen laufen bereits. "Jeder ist eingeladen, sich einzubringen oder natürlich Kritik zu äußern - wenn sie denn konstruktiv ist", betont Mahr.

Kommentar von FT-Redakteurin Sandra Hackenberg: Lieber mit anpacken statt meckern

Früher war alles besser. Das trifft laut vieler Kronacher auch auf den Weihnachtsmarkt zu. "Braucht man nicht hin" und "Wieder mal ein totaler Witz" lauten nur zwei der negativen Kommentare, die sich auf der Facebook-Seite des Fränkischen Tags tummeln.

Auch sieben Jahre, nachdem die Kronacher Weihnacht von der Oberen Stadt auf den Marienplatz gezogen ist, können - oder besser gesagt: wollen - sich viele noch immer nicht mit dem neuen Standort anfreunden.

Ich kann die Familien verstehen, die sagen, dass sie auf dem Weihnachtsmarkt eine Bratwurst essen und dann wieder verschwinden, weil für Kinder und Jugendliche zu wenig geboten sei. Sicher könnte vieles noch ausgebaut oder verbessert werden. Doch dafür benötigt es Menschen, die mit anpacken. Und jeder ist eingeladen, sich mit Vorschlägen oder tatkräftiger Unterstützung an der Planung und Umsetzung der Kronacher Weihnacht zu beteiligen.

Dutzende Ehrenamtliche opfern Jahr für Jahr ihre Freizeit, um an den vier Adventswochenenden den Besuchern einen schönen Weihnachtsmarkt zu bereiten. Das machen sie nicht für sich, sondern für Kronach und seine Bürger. Viele vergessen, dass so viel Engagement, wie von den Mitgliedern des Vereins kronach.er.leben, keine Selbstverständlichkeit ist.

Das zeigt sich an vergleichbaren Städten wie Kulmbach, wo nur noch an einem Wochenende ein Weihnachtsmarkt stattfindet.

Sollte das in Kronach auch der Fall sein oder es irgendwann gar keinen Weihnachtsmarkt mehr geben, werden sich die ganzen Kritiker wieder zu Wort melden - ohne zu bemerken, dass sie einen erheblichen Anteil an dieser traurigen Entwicklung haben.

Darum: Lieber mit anpacken, anstatt darüber zu schimpfen, was alles schlecht ist.