Kronacher Mittelschüler gehen "On Air"

3 Min
Die Neuntklässler Daniel und Leon beim Interview Heike Schülein
Die Neuntklässler Daniel und Leon beim Interview Heike Schülein

Die Gottfried-Neukam-Schule beteiligte sich als erste Schule im Landkreis an einer Umfrage zum Themenbereich Demokratie und Teilnahme am politischen Leben.

"Was bedeutet Demokratie für Dich? Was ist für Dich politisch? Welche Mitbestimmung wünscht Du Dir für junge Menschen im Landkreis? Was möchtest Du sonst noch sagen?" Reporterin Selva hält an diesem Donnerstagmittag ihrem Mitschüler Carsten das Interview-Mikrofon hin, in das ihr Klassenkamerad seine ganz persönlichen Antworten spricht. Die Neuntklässler gehören damit zu den ersten Teilnehmern einer Meinungsumfrage zum Thema Demokratie bzw. Teilnehme am politischen Leben, um daraus - mit den Stimmen möglichst vieler Schüler aller Schularten - einen Podcast zu erstellen.

Initiiert wird die Aktion vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) Regionalverband Kronach/Teuschnitz, die auch das nötige Equipment zur Verfügung stellt. Gestartet wurde das Projekt an der Mittelschule Kronach, in der dabei in den vergangenen beiden Wochen drei Schulkassen der Jahrgangsstufe 7, 9 und 10 ihre Meinung kundtaten. "Digitalisierung ist in diesem besonderen Jahr die Herausforderung auch für die Jugendarbeit. Es stellt sich die Frage, wie man Projekte mit Jugendlichen durchführen und gleichzeitig die Schutzbestimmungen einhalten kann", verdeutlicht EJA-Bildungsreferent Andy Fischer. Blicke man in den digitalen Raum, erkenne man schnell, dass sich Jugendliche oft Podcasts anhörten.

Vor diesem Hintergrund habe der BDKJ das Projekt "On Air" ins Leben gerufen - mit dem Ziel, den Blick der Jugend auch auf das Thema Politik zu lenken. Die Idee war, ein Interview-Mikrofon anzuschaffen, das eigenständig Tonspuren speichern kann. Dieses Mikrofon soll dann nach und nach an möglichst alle Schulen im Landkreis entliehen werden, um damit eine möglichst große Bandbreite unterschiedlicher Stimmen einzufangen. Die Schulen erhalten dabei jeweils den gleichen Interviewleitfaden mit den oben genannten Fragen. Abschließend können die Schüler unter der Fragestellung "Was ich noch sagen möchte" äußern, was ihnen aktuell besonders unter den Nägeln brennt.

Bundestagswahl im Blick

Diese Kurzinterviews sollen danach angehört, sortiert, aufbereitet und in einen Podcast umgewandelt werden. Der Podcast wird über die Kanäle des Kreisjugendrings Kronach, des BDKJ RV Kronach/Teuschnitz und eventuell die jeweiligen Plattformen der teilnehmenden Schulen verteilt.

Ziel ist auch, im Vorfeld des anstehenden Bundestags-Wahljahrs, erste Gedanken bei jungen Menschen im Blick darauf hervorzurufen. Auch Jugendliche, die noch keine 18 Jahre alt sind und noch nicht selbst wählen dürften, sollten dabei nicht außen vor gelassen, sondern eingebunden werden. Schließlich betrifft auch sie der Ausgang der Wahl. "Viele Jugendliche denken, dass ihre Meinungen niemanden interessieren würden und sie sowieso nichts bewirken könnten", bedauert Fischer. Dies stimme keinesfalls. Vielmehr sei man sehr gespannt, was junge Leute umtreibt und welche Verbesserungen oder Veränderungen sie sich wünschen. Dabei können sie gerne natürlich auch selbst gleich entsprechende Anregungen oder Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Die Antworten auf die Fragen erfolgen anonym.

Mit der Intention, junge Menschen dazu zu animieren, selbst jugendpolitisch aktiv zu werden, rennt der BDKJ bei der Klassenleiterin Daniela Wölfel offene Türen ein. "Ich habe meine Schüler der 9 d gefragt, wer über die Gründung des Kronacher Jugendparlaments Bescheid wusste und wer gewählt hat", erzählt sie. Von den 26 Schülern hätten lediglich drei von der Gründung gewusst, davon wiederum zwei gewählt. Mit ein Grund hierfür mag sicherlich auch die Schulschließung bzw. das HomesSchooling in den Wochen zuvor gewesen sein. Trotzdem sei diese Zahl schon sehr niedrig. Die Aktion des BDKJ empfindet sie als sehr gut. Sie ergänze auch gut das aktuell an der Schule laufende Projekt gegen Antisemitismus und Mobbing, wobei es ja auch um Demokratie gehe.

Auch die Schüler zeigten sich von der Meinungsumfrage sehr angetan; stelle diese doch eine schöne Abwechslung zum regulären Unterricht dar. Sie freuten sich sehr, Teil des Projekts sein zu dürfen und dass ihre Meinung gehört werde.

Politisch durchaus interessiert

Besonders interessant sei es, was ihre Mitschüler zu den jeweiligen Themen zu sagen hätten, da man in der Regel andere Gesprächsthemen habe. Politisches Interesse sei bei ihnen durchaus vorhanden - vor allem zu den Bereichen, die sie selbst unmittelbar betreffen. Dies spiegelte sich dann auch in ihren Antworten wider.

Projektträger der Aktion ist der BDKJ Regionalverband Kronach/Teuschnitz, Dachverband der katholischen Jugendverbände im Landkreis Kronach. Unterstützt wird das Projekt durch das Jugendforum unter dem Förderprogramm "Demokratie leben" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Antworten der Schüler

Mitbestimmung Antworten der Klasse 9 d auf die Frage "Welche Mitbestimmung wünschst Du Dir im Landkreis?": "Ich wünsche mir,

... dass wir Bauern in der Landwirtschaft mitsprechen dürfen, weil es auch um die nächste Generation geht."

" ... mehr Mitbestimmung bei der Erneuerung von den Straßen der Stadt Kronach. Viele Straßen sind so schlecht, dass man nicht gut laufen kann. Andere werden dafür erneuert, obwohl sie noch gut sind."

"... die Mitbestimmung, ob Schließungen durchgeführt werden - wie beispielsweise von Kinos."

" ... die Mitbestimmung, welche öffentlichen Veranstaltungen im Landkreis abgesagt werden."

" ..., die Mitbestimmung beim Bus- und Bahnverkehr. "

Sonstiges Antworten der Klasse 9 d, auf die Frage "Was ich sonst noch zu sagen habe?":

"Ich finde, dass die Politiker in der Praxis eher weniger Ahnung haben. Sie können nämlich nur den Stift halten."

"Ich wünsche mir, dass Frauen in der Gesellschaft respektiert und anerkannt werden."

"Ich bin der Meinung, dass Politiker jünger sein sollten, damit die Themen aktueller sind."

"Ich finde, man sollte jüngere Politiker haben, damit verschiedene Meinungen vertreten werden können."

"Ich finde, dass die Schulen offen bleiben sollen."