Zum Hintergrund: Kronachs Kreistag hatte bereits im April 2018 auf Bitte der KG-Mitglieder und auf Antrag der CSU einer Finanzspritze zugestimmt. Dann jedoch die überraschende Kehrtwende: Die Kommanditgesellschaft des Schlachthofs hat die finanzielle Hilfe im Frühjahr 2019 abgelehnt.
"Es fanden im Anschluss an den Beschluss mehrere Gespräche zwischen dem Landrat, der Kreisverwaltung und den Verantwortlichen des Schlachthofs statt", berichtet Markus Wich, Büroleiter des Landrats. "Das waren sehr konstruktive Gespräche, bei denen besprochen wurde, wo die strukturellen Defizite liegen und wie man weiterverfahren kann." Dann jedoch hätten die Verantwortlichen des Schlachthofs mitgeteilt, dass der Start ins Jahr 2019 planmäßig verlaufen und eine Finanzspritze nicht mehr nötig sei.
Der Landkreis sei auch weiterhin bereit, dem Schlachthof finanziell unter die Arme zu greifen, betont Wich: "Wir werden uns nie für Gespräche verschließen, doch es muss geklärt werden, woran die Probleme liegen. Es muss sich an der Einstellung etwas ändern."
Das sieht auch Baumgärtner so, der die Verantwortlichen zum Grundsatzgespräch geladen hat: "Ich erwarte, dass sich die Metzger und auch die Landwirte darüber klar werden, ob sie den Schlachthof wirklich wollen oder nicht. Es ist an der Zeit, mit dem Lamentieren und Rumgeeiere aufzuhören." Sollte die Kommanditgesellschaft zu dem Ergebnis kommen, dass sie den Schlachthof erhalten will, müsse der Betrieb strukturell so aufgestellt werden, dass die schwarze Null erreicht wird. "Ein Schlachthof ist nicht mit einem Bauchladen zu vergleichen." Jetzt gelte es, keine Zeit zu verlieren: "Ich kenne die Zahlen. Wir haben einen gewissen Druck. Doch bevor wir operieren, brauchen wir das Einverständnis des Patienten."
Der gelernte Betriebswirt betont: "Wir stehen noch nicht vor der Insolvenz, sondern vor einer strategischen Neuausrichtung." Der Trend geht bei den Verbrauchern in Richtung Regionalität und Tierwohl. "In der CSU sind wir davon überzeugt, dass der Landkreis Kronach dringend einen ortsnahen, regionalen Schlachthof braucht."
Momentan nicht zukunftsfähig
Baumgärtner glaubt nicht, dass der Schlachthof, wie er momentan von örtlichen Metzgern betrieben wird, wettbewerbsfähig ist, da vergleichbare Schlachthöfe wie der Kulmbacher in städtischer Hand sind. Ohne Unterstützung der Kommune funktioniere es auch in Kronach nicht: "Wir bezuschussen den Schlachthof und ziehen Leitplanken ein: Transparenz, ein besonderes Augenmerk auf Regionalität und Tierwohl und bezahlen das vorhandene Personal leistungsgerecht", schildert er seinen Plan. Geführt werden soll der Schlachthof künftig von einer Doppelspitze: ein Experte für den laufenden Betrieb und einer für die Finanzen.
Auf lange Sicht, so glaubt Baumgärtner, wären die jährlichen Zuschüsse, die der Schlachthof benötige, überschaubar: "Das hier ist keine Frage des Marktes oder des Bedarfs, sondern des Managements."
Der Kronacher Schlachthof wurde Anfang der 90er für die Menschen aus der Region gebaut. "Wir hoffen alle, dass es weitergeht", äußert sich Roland Wich von der gleichnamigen Metzgerei stellvertretend für das, was wohl alle seine Kollegen hoffen. "Es gibt nichts Besseres als Schlachtung vor Ort." Jeder redet von Regionalität. Die nächsten Tage werden entscheiden, was dieses Gerede wert ist.
Inzwischen ist klar: Der Betrieb im Kronacher Schlachthof soll bis auf Weiteres weitergehen. Dafür haben sich die hiesigen Metzger, die in Kronach schlachten, ausgesprochen. Langfristig führe jedoch kein Weg an einem Neubau vorbei.