Kronach profitiert vom Coburger Fleischskandal

2 Min
Seitdem in Coburg nicht mehr geschlachtet wird, haben die Mitarbeiter des Kronacher Schlachthofs mehr zu tun. Fotos: Jan Koch
Seitdem in Coburg nicht mehr geschlachtet wird, haben die Mitarbeiter des Kronacher Schlachthofs mehr zu tun. Fotos: Jan Koch
Jörg Deuerling, Geschäftsführer des Kronacher Schlachthofs
Jörg Deuerling, Geschäftsführer des Kronacher Schlachthofs
 

Der Coburger Fleischskandal hat dem Kronacher Schlachtbetrieb neue Kunden beschert. Geschäftsführer Jörg Deuerling freut sich zwar darüber, bleibt allerdings skeptisch - vorerst zumindest.

Als sich die Nachricht vom Coburger Fleischskandal vor einem Monat wie ein Lauffeuer ausbreitete, ging alles sehr schnell: Die Stadt schloss den Schlachthof vorübergehend und die Coburger Staatsanwaltschaft begann zu ermitteln, wer die Verantwortlichen sind.

Zur gleichen Zeit klingelte im Kronacher Schlachthof das Telefon von Geschäftsführer Jörg Deuerling. Die Frage war immer die gleiche: Ob der Kronacher Schlachthof einspringen könne. Dabei habe er nie "die Werbetrommel gerührt", betont Deuerling. Seitdem werden in Kronach rund 60 bis 100 Schweine und zwischen einem und fünf Rindern pro Woche mehr geschlachtet. Tiere, die bislang ihr Ende in Coburg fanden. Das bedeutet einen Zuwachs von rund zehn Prozent bei den Schlachtzahlen - normalerweise werden dort 700 Schweine und rund 40 bis 50 Rinder pro Woche geschlachtet. Ausgelastet ist der Betrieb damit noch nicht.
"Wir schlachten ja nur an drei Tagen in der Woche", erklärt Deuerling, "unsere Kapazität ist damit lange nicht am Ende."

Kronach und Bamberg profitieren

Dass die Schlachtzahlen weiter steigen, erwartet er jedoch nicht. Für den Großteil der Coburger Schlachtzahlen sorgte die Firma Dellert, die in den Fokus der Ermittlungen geraten ist. Übrig bleiben Direktvermarkter, die vergleichsweise wenige Schweine und Rinder schlachten lassen. "Das Geschäft wird sich rein streckenmäßig zwischen den Schlachthöfen Bamberg und Kronach aufteilen." Dabei ist ihm klar, dass er rein zahlenmäßig nicht mit Bamberg konkurrieren kann. Dennoch biete sein Unternehmen Vorteile: "Wir sind etwas kleiner und flexibler. Woanders ist man nur eine Nummer." So könne er stärker auf die Wünsche der Kunden eingehen, was zum Beispiel Anlieferung und Abholung anbelangt. " Wir machen im Moment alles möglich - auch Sonntagsanlieferungen für Schweine, was wir bisher noch nicht hatten."

Das zusätzliche Geschäft ist für den Kronacher Schlachthof ein Glücksfall: Ende des vergangenen Jahres stand der Betrieb mit dem Rücken zur Wand, bis einige Metzger aus der Region den Betrieb übernommen und 100 000 Euro investiert haben. Seit März geht es laut Deuerling wieder bergauf. Die Neukunden, die bisher in Coburg schlachten ließen, will Jörg Deuerling natürlich behalten, obgleich er sich vorsichtig gibt. "Es gibt mit Sicherheit noch eine Übergangszeit, in der sich der eine oder andere umorientiert. Jetzt wird sich her auskristallisieren, ob die Kunden dauerhaft bei uns bleiben." Er wolle aber nicht "auf irgendwelche Planzahlen" spekulieren. Mitentscheidend wird sein, ob sich der Coburger Stadtrat heute Abend für oder gegen eine Zukunft des Coburger Schlachthofs ausspricht.

"Haben uns nichts vorzuwerfen"

Das Zusatzgeschäft ist nur die eine Seite der Medaille, denn auch der Kronacher Schlachthof bekomme zu spüren, dass die Menschen verunsichert sind. Deuerling versucht zu beschwichtigen: "Wir werden regelmäßig vom Landratsamt überwacht. Damals wurde verstärkt kontrolliert, ob die nachweispflichtigen Dokumente geführt werden." Es sei alles in Ordnung gewesen, was auch eine Zulassungsprüfung der Regierung von Oberfranken bestätigt habe. Außerdem, fügt Jörg Deuerling hinzu, seien die Betriebe in Coburg und Kronach nicht zu vergleichen. Da Fleisch, das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist, in Kronach kaum anfällt, wird dies aus Kostengründen in der Tierverwertungsanlage entsorgt, statt als K3-Material beispielsweise zu Schmierfett verarbeitet zur werden. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", sagt Deuerling.