Eine Stelle, die sein Nachfolger nicht ohne ein weinendes Auge verlassen werde, prognostizierte Herrmann: "Markus, du wirst relativ schnell feststellen, dieser Posten in Kronach ein Suchtpotenzial hat." Welisch werde in seinem weiteren Berufsleben womöglich noch wichtigere Dienstposten bekommen, aber höchstwahrscheinlich keine schöneren.
Dass der gebürtige Hofer große polizeiliche Fußspuren hinterlässt, verdeutlichte Oberfrankens Polizeipräsident. Herrmann übergebe das Zepter mit einer Aufklärungsquote von 76,1 Prozent: "Das ist eine Quote, die man außerhalb Bayerns gar nicht artikulieren mag, weil sie einem dort gar nicht geglaubt wird." Die PI Kronach liege damitnämlich nicht nur zehn Prozent über dem bayernweiten Schnitt, sondern auch noch über dem Schnitt des Polizeipräsidiums Oberfranken - das wiederum die höchste Aufklärungsquote Bayerns hat. "Sie belegen in der polizeilichen Kriminalstatistik also einen Spitzenplatz", lobte Schieder.
Der Wert verdeutliche einmal mehr, dass die Menschen im Raum Kronach in einer der sichersten Regionen Deutschlands leben. Ein Verdienst, der auch Herrmanns Arbeit zuzuschreiben sei.
Prägende Erlebnisse
Ein Tag im Jahr 2004, an dem allerdings selbst die Polizei nicht sicher war, zählt Herrmann zu dem negativsten Erlebnis seiner Zeit in Kronach. "Damals wurden zwei Kollegen meiner Dienststelle von einer Gruppe von Punkern im Bahnhofsbereich übel zusammengeschlagen", erinnert er sich. "Die beiden haben lange Jahre unter den Verletzungen gelitten, die sie dabei erlitten haben."
Besonders positiv bleibe ihm hingegen die neue Dienststelle am Kaulanger in Erinnerung, die er mit konzipiert hat. "Für mich ist es die schönste in ganz Oberfranken", betont Herrmann. Fast noch schwieriger als die Logistik eines Umzugs sei es dabei gewesen, das Innenministerium davon zu überzeugen, dass Kronach tatsächlich eine neue Dienststelle braucht.
So ganz vom Polizeidienst lassen, kann Herrmann allerdings nicht. Er habe bereits bei der Verkehrswacht in Hof angekündigt, sich in die Verkehrssicherheitsarbeit einbringen zu wollen. "Außerdem habe ich mich beim Weißen Ring Hof-Wunsiedel angemeldet, weil ich mich aktiv um Kriminalitätsopfer kümmern möchte", kündigte er an. Auch als Nachhilfelehrer für Mathematik möchte der 61-Jährige wieder anfangen: "Das macht mir Spaß, aber da muss ich mich sicher erst wieder etwas reinfinden."
Die restliche Freizeit werde in Zukunft zudem sicherlich verstärkt sein sechsjähriges Enkelkind anfordern, vermutet er. Und dennoch dürfte sich noch die ein oder andere Minute finden, in der beim Fußballschauen die Stimmbänder strapaziert werden können.
Persönlich: Der alte und der neue Kronacher Dienststellenleiter
Uwe Herrmann (61): Der gebürtige Hofer begann 1978 sein Studium an der damaligen Fachhochschule der Polizei. Nach erfolgreichem Abschluss war er fünf Jahre lang Dienstgruppenleiter bei der Verkehrspolizei in Hof. Es folgten mehrere verantwortliche Positionen, unter anderem bei der damaligen Polizeidirektion Hof sowie eine siebenjährige Dienstzeit in der dortigen Einsatzzentrale. 2002 übernahm Herrmann schließlich die Leitung der Polizeiinspektion Kronach.
Markus Welisch (50): Welisch begann seine Ausbildung im März 1986 in Würzburg bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Nachdem er anschließend bis 1997 überwiegend im Streifendienst bei der Münchner Polizei eingesetzt wurde, wechselte er zur Grenzpolizei Schirnding - und damit zurück in seine oberfränkische Heimat.
2004 schloss er das Studium an der damaligen Fachhochschule der Polizei ab und legte so den Grundstein für seinen weiteren beruflichen Werdegang. Im Rahmen eines Aufstiegsverfahrens durchlief Welisch verschiedenste Stationen innerhalb der Bayerischen Polizei und leitete in diesem Rahmen auch ein halbes Jahr lang die Kriminalpolizei Coburg.
Nach einem Masterstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei kehrte er 2012 erneut nach Oberfranken zurück und war seitdem stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Hof. Nun übernimmt er die kommissarische Leitung der Kronacher Inspektion.