Vor 25 Jahren wurde Kronach Creativ aus der Taufe gehoben. Inzwischen hat der Verein viel für die Außendarstellung der Region erreicht. Projekte wie "Kronach leuchtet" wirken aber auch nach innen.
Der Verein Kronach Creativ versucht, den Landkreis Kronach über die Kreisgrenzen hinaus in aller Munde zu bringen. Mindestens genauso wichtig ist ihm aber, die Qualitäten der Region in den Köpfen der Einheimischen zu verankern. Und diese Ziele verfolgt Kronach Creativ mittlerweile seit 25 Jahren.
Aus dem so genannten Cranach-Club ist Kronach Creativ entstanden, das am 13. Dezember 1990 zum eingetragenen Verein wurde. Initiator hierfür war der damalige Landrat Werner Schnappauf. Von Anfang an dabei ist Rainer Kober. Das Gründungsmitglied ist seit 2006 Vorsitzender. "Die Zielsetzung war zunächst zweifellos, den Landkreis zu vermarkten", erinnert er sich an die Anfänge. Eine Fotoausstellung wurde von 1992 bis 1994 in Deutschland und Europa auf die Reise geschickt, ein Landkreis-Video und ein Bildband entstanden. Sogar der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl meldete sich zu Wort: "Wir brauchen in unserem Land mehr von solchen Initiativen."
Nötig war die Gründung von Kronach Creativ, weil die Stimmung im Kreis sehr schlecht war. Eine gewisse Euphorie hatte die Grenzöffnung zwar ausgelöst, doch war die laut Kober nur ein vorübergehendes Hoch im Kronacher Raum, der unter seiner Randlage litt. "Insgesamt herrschte damals eine depressive Stimmung. Die Menschen meinten, sie würden alleingelassen, niemand würde ihnen helfen - eingeschlossen am ,Ende der Welt‘." Mit Hilfe zur Selbsthilfe sollte dem Jammern begegnet werden.
Kreatives Milieu
Kronach Creativ sollte dazu beitragen, ein kreatives Milieu zu schaffen. Über eine Agentur wurden die ersten Schritte in die Wege geleitet, doch diese Ansätze versandeten bald. Die nach einiger Zeit gebildeten Arbeitskreise haben nie getagt. "Es hat sich niemand verantwortlich gefühlt", erinnert sich Kober. Zwei Dinge hat man aus dieser schwierigen Anfangszeit jedoch gelernt: "Wir müssen mehr Marketing nach innen machen. Und ohne Personal- und Managementkapazität lässt sich nicht viel erreichen."
So machte sich Kronach Creativ wieder daran, die Weichen für eine Aufbruchstimmung in der Region zu stellen. "Die Strategie lautete: Wenn wir durch Eigenverantwortung und -initiative die Vielfalt unserer Region und die Leistungsbereitschaft unserer Menschen nutzen, werden wir wieder wachsen", erzählt Kober.
Handlungsfelder definiert
Es hat dann mehrere Vorstöße gegeben, allerdings ging es zunächst nur schleppend voran. 2004 sollte das Programm "Eigeninitiative durch Perspektive" allerdings für eine grundlegende Veränderung sorgen. Zunächst wurden vier Handlungsfelder festgelegt, die inzwischen auf sieben ausgeweitet wurden. Sie heißen: energieautark, wirtschaftsstark, bildungsoffen, selbstbewusst, familienfreudig, gastfreudig und gesundheitsbewusst. In einem Initiativkreis fanden sich dann Leute zusammen, die von ihrer Denkweise stark vorwärts orientiert waren. Zudem konnte durch eine 50-prozentige staatliche Förderung endlich ein Projektmanager installiert werden. So kam Bewegung in die Sache.
"Das wichtigste Handlungsfeld ist das Selbstbewusstsein", ist Kober bis heute fest überzeugt. Wenn sich das Bewusstsein der Menschen im Landkreis nicht geändert hätte, "hätten wir kein Bürgerengagement erhalten". Und so kam es zum heutigen Flaggschiff des Vereins: "Kronach leuchtet". Nach Ansicht des Vorsitzenden wurde dadurch aufgezeigt, dass man mit geringen Mitteln viel bewegen kann. Heimatstolz, Identifikation mit Kronach, das Erzeugen von Zuversicht und die Erkenntnis, Dinge auch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten zu müssen - "Kronach leuchtet" trage in vielerlei Hinsicht zu einem Wandel in der Region bei, meint Kober. Damit gab das Lichtevent dem Verein und dem Landkreis vor zehn Jahren eine Initialzündung.
"Von dieser Zeit ausgehend hat sich Kronach Creativ sehr stetig weiterentwickelt", betont der Vorsitzende. Die Gründung des Bündnisses für Familie, das Familienportal, die Klassikakademie, die Rosenmesse, die Sonntagskonzerte auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände, der Musikring, die Erlebnistage Körper-Seele-Geist und nicht zuletzt das Projekt "Demografie-Pilotregion Oberfranken" sind Meilensteine, welche vom Verein gesetzt oder unterstützt wurden.
Um Förderungen bemühen
"Das hat letztlich alles mit dem Hauptthema ,Bürgerengagement‘ zu tun", macht Kober klar, dass diese Initiativen ein enges Netz spinnen. Dabei versuche man immer neue Förderungen aufzutun, um die Projekte auch personell unterfüttern zu können. Das passiere derzeit beim Projekt "Engagierte Stadt". Oder auch beim Vorhaben "Aktivierung des Bürgerengagements im Landkreis Kronach", welches der Verein zusammen mit der Caritas in Angriff nehmen will.
Nach diesem Muster sollen auch die künftigen Projekte des Vereins befeuert werden. "Wir versuchen, die vorhandenen Organisationen, Kräfte und Aktivitäten zu vernetzen", erklärt Kober. Denn um auf dem Weg, den Kronach Creativ mit den Menschen im Landkreis weiterhin gehen möchte, voranzukommen, brauche es - auch politisch - eine klare Ausrichtung auf allen Ebenen. "Dann können zielgerichtet und mit gebündelter Kraft Dinge vorangetrieben werden."