Der Autozulieferer Lear plant, seine Produktion am Standort Kronach einzustellen. Von der Schließung wären mehr als 300 Angestellte betroffen. "Die Mitarbeiter sind geschockt und entsetzt", sagt eine IG-Metall-Vertreterin.
Autozulieferer Lear will Fertigung in Kronach stoppen - über 300 Arbeitsplätze bedroht. Der Fahrzeugzulieferer Lear Corporation plant, seinen Produktionsbereich am Standort Kronach bis 2025 aufzugeben. Dies teilt Finance Director Reiner Thüroff am Freitag (12. März 2021) inFranken.de mit. Von der Schließung wären mehr als 300 der rund 600 Arbeitsplätze in Kronach betroffen.
"Wir ziehen in Erwägung, unsere Produktion zu schließen", sagt Thüroff. Der Betriebsrat wurde demnach bereits am Montag über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Die Belegschaft sei am Dienstag informiert worden. "Wir werden nun mit den Sozialpartnern in Gespräche treten, wie wir die kommenden Jahre gestalten", kündigt der Finance Director an. "Noch ist nichts final entschieden." Mehr wolle das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitteilen.
Lear-Produktion in Kronach soll schließen: Mitarbeiter "geschockt und entsetzt"
Die Lear Corporation zählt zu den weltweit größten Lieferanten von Fahrzeuginnenraum-Systemen und -Komponenten - darunter Fahrzeugsitze und Elektronikprodukte. Seinen Hauptsitz hat der Konzern in Southfield im US-Bundesstaat Michigan.
Im Kronacher Werk reagierten Mitarbeiter und Arbeitnehmervertreter mit Bestürzung auf die drohende Schließung, wie die IG-Metall berichtet. "Die Mitarbeiter sind geschockt und entsetzt", sagt Nicole Ehrsam, politische Sekretärin bei der IG Metall Coburg, inFranken.de. Nach der zeitweiligen Insolvenz des Fernsehherstellers Loewe setze die geplante Produktionsaufgabe bei Lear der Region Kronach nun erneut zu. "Jetzt kommt der nächste große Arbeitgeber, der viele Hundert Stellen abbauen will. Das ist natürlich schon ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten."
Die Belegschaft sei informiert worden, dass sich der Konzern entschieden habe, im Bereich "Audio und Licht" keine weiteren Investitionen mehr zu tätigen. "Das bedeutet über kurz oder lang das Aus für die Produktion", unterstreicht Ehrsam. Von Unternehmensseite sei bestätigt worden, dass mit Ende der auslaufenden Aufträge 2024 bis 2025 Schluss sei. Gänzlich unerwartet kam diese Nachricht aber offenbar nicht.
IG Metall: "Wir wussten, dass da was im Busch ist"
"Wir wussten, dass da was im Busch ist", erläutert Ehrsam, "weil man bereits seit Anfang 2020 versucht hat, die Sparte 'Audio und Licht' zu verkaufen. Der Lear-Konzern möchte mehr in den Bereich Gateway/Collectivity - das heißt Vernetzungsgeschichten - gehen." Der in Kronach produzierte Bereich "Audio und Licht" passe nach Ansicht des Konzerns nicht mehr in das Portfolio, erklärt die Gewerkschaftsfunktionärin. Nachdem der letzte Interessent der zum Verkauf stehenden Sparte abgesprungen sei, sei am Werk in Kronach schon klar gewesen, dass es zu Stellenkürzungen kommen werde.
Dass es laut Firmenseite noch keine finale Entscheidung über die Produktionsschließung gibt, stimmt die IG-Metall-Vertreterin vorsichtig optimistisch. "Das macht mich natürlich insofern hoffnungsfroh, dass man vielleicht doch noch kämpfen kann. Dass es vielleicht funktioniert, Arbeitsplätze zu erhalten. "
In Kronach geht unterdessen der Lucas-Cranach-Campus an den Start. Fast 200 Studenten sollen dort noch dieses Jahr studieren. Davon soll auch die Stadt Kronach profitieren.