Kommt die Ehe im Kreis Kronach aus der Mode?

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Stefanie Schadeck und Christian Neubauer freuen sich auf eine gemeinsame Zukunft. Foto: Hunger
Stefanie Schadeck und Christian Neubauer freuen sich auf eine gemeinsame Zukunft. Foto: Hunger

Erst Welttag der Ehe am Sonntag, dann Valentinstag am Freitag - Tage für die Liebe, wohin man schaut. Doch ist eine feste Partnerschaft eigentlich noch "in"? Im Kreis Kronach geht die Zahl der Eheschließungen jedenfalls deutlich zurück. Stefanie Schadeck und Christian Neubauer trotzen diesem Trend.

Christian Neubauer fiebert dem großen Tag entgegen. Im Sommer wird geheiratet. Nach neun Jahren Beziehung, davon drei Jahre "wilde Ehe", wird er mit seiner Partnerin Stefanie Schadeck (29) vor den Altar treten.
"Wir feiern im großen Rahmen. Mit Kirche, Brautkindern und einem guten Essen sowie vielen Verwandten und einigen Bekannten, da es für uns einfach zu einem solchen Tag dazugehört. Eine Hochzeit sollte ein einmaliges Erlebnis sein - hoffe ich zumindest", erklärt der 30-jährige Einrichter mit einem Schmunzeln.

Abwärtstrend im Kreis
Bewusst haben sich die beiden Zeit mit dem Thema "Ehe" gelassen, weil die Braut zuerst das Studium mit anschließendem Referendariat absolvieren wollte. "Für uns war immer klar, dass wir erst nach Abschluss des zweiten Staatsexamens heiraten werden", erzählt die heutige Juristin.

Dass die Ehe bei ihnen auf dem Land, in Hirschfeld, noch in einem anderen Licht gesehen wird als in der Stadt, könne man pauschal so nicht sagen, denkt Christian Neubauer. Prinzipiell spricht auch die Statistik für seine These, denn überall im Landkreis Kronach hat sich in den vergangenen Jahren ein spürbarer Abwärtstrend bei der Zahl der Eheschließungen abgezeichnet.

Festung ist ein Pluspunkt
In Kronach zum Beispiel gab es 1990 insgesamt 133 standesamtliche Trauungen. Seither hat sich die Zahl um die 100 eingependelt. Dass es auch positive Ausreißer (2012: 128 Trauungen) gab, mag der Tatsache geschuldet sein, dass Möglichkeiten wie das Heiraten auf der Festung längst nicht mehr nur Kronacher in der Kreisstadt vor den Traualtar locken. "Circa 60 Prozent der Eheschließungen führen wir auf der Festung durch.

Wir freuen uns darüber, dass sie so rege genutzt wird", stellt der leitende Standesbeamte der Stadt Kronach, Harald Suffa-Blinzler, fest. Mit diesem Pfund soll weiterhin gewuchert werden. "Wir tun auf der Festung etwas fürs Ambiente und denken auch darüber nach, weitere Trauräume zu widmen", erklärt der Standesbeamte.

Vieles hat sich verändert
Suffa-Blinzler stellt auch fest, dass das Heiraten heute nicht mehr vergleichbar ist mit früher - im positiven wie im negativen Sinn. Positiv, weil es inzwischen mehr als ein bloßer Verwaltungsakt sei, mehr als nur eine Vorbedingung für eine kirchliche Trauung. So sei es heute sogar möglich, kirchlich zu heiraten, ohne standesamtlich getraut zu sein. Allerdings, räumt Suffa-Blinzler ein, sei dies dann ein rein religiöses Ereignis, das aus der juristischen Perspektive nicht anerkannt werde. Sprich: Ein nur kirchlich Verheirateter gilt aus Behördensicht immer noch als ledig. Positiv sei bei der standesamtlichen Trauung heute auch, dass bürokratische Hürden beseitigt worden seien und die Gestaltungswünsche der Eheleute in den Mittelpunkt gerückt würden.

Negativ sei, dass trotzdem ein zahlenmäßiger Rückgang bei den Eheschließungen festzustellen sei. "Das hat demografische, aber auch soziologische Gründe", ist sich Suffa-Blinzler sicher. "Früher wäre es undenkbar gewesen, einfach zehn Jahre unverheiratet zusammenzuleben. Heute ist das ganz normal."

Inzwischen seien auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften nichts ungewöhnliches mehr. "Wir haben schon einige solcher Partnerschaften begründet - sowohl männlich/männlich als auch weiblich/weiblich."

Offen für Veränderungen
Doch egal welche Form des Zusammenlebens gewählt wird, am Ende entscheidet der Alltag, ob sich die Richtigen gefunden haben. Unser Hirschfelder Pärchen sieht den Veränderungen in seinem Leben jedenfalls gelassen entgegen. "Sicherlich wird sich mein Nachname ändern", scherzt Stefanie Schadeck. "Im Übrigen ist schwer zu sagen, was anders werden wird. Lassen wir uns überraschen!"