Kinder verteidigen sich selbstbewusst

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Anna Fischer setzt sich gegen Alfred Busse zur "Wehr". Foto: Heike Schülein
Anna Fischer setzt sich gegen Alfred Busse zur "Wehr". Foto: Heike Schülein
Lili Krause schlägt das Brett durch. Foto: Heike Schülein
Lili Krause schlägt das Brett durch. Foto: Heike Schülein
 
 

In der Lucas-Cranach-Schule ging das mehrwöchige Präventionsprogramm "Nicht mit mir" zu Ende. Die Jungen und Mädchen der vierten Klasse zeigten, was sie dabei gelernt hatten.

Lili bringt sich in Position, den linken Fuß nach vorne. Sie holt zwei Mal mit der rechten Hand aus. Konzentriert fixiert sie dabei das Brett, das ihr Alfred Busse entgegenhält. Kann ein so zierliches Mädchen tatsächlich ein Brett durchschlagen? Lili presst ihre Lippen zusammen und schlägt mit ihrer rechten Hand entschlossen zu. Das Holzbrett fliegt in zwei Hälften auseinander. Lili strahlt über das ganze Gesicht - voller Stolz und Selbstsicherheit.

Selbstsicherheit durch Erfahren der eigenen Stärke - war einer der Hauptpunkte des sechswöchigen Selbstverteidigungsprogramms "Nicht mit mir", das am letzten Schultag vor den Ferien seinen Abschluss fand.


Erste Vorsitzende Heike Bittner sowie Trainer und Spartenleiter Alfred Busse der Ju-Jutsu-Abteilung des TSV Küps hatten - mit Unterstützung des Elternbeirats, mehrerer Sponsoren und der Lucas-Cranach-Schule und ihrer Rektorin Anita Neder - dieses mit allen vierten Klassen der Schule durchgeführt.

Beide sind mit ihrem Programm in vielen Schulen der Landkreise Kronach und Lichtenfels unterwegs. So umfangreich über sechs Wochen zu je zwei Schul-Doppelstunden wurde es jedoch erstmalig - als Pilotprojekt - an einer Schule im Landkreis durchgeführt.

Leider werde das Thema noch an vielen Schulen als Tabuthema betrachtet - nach dem Motto "Bei uns gibt es so etwas nicht", sagt Heike Bittner. Umso bemerkenswerter sei das Engagement der Lucas-Cranach-Schule, die mit gutem Beispiel vorangehe.

Derzeit entwickelt Bittner ein neues Projekt mit dem Namen "Gewalt im Griff", das ebenfalls von der Ju-Jutsu-Abteilung des TSV Küps initiiert wird. Dafür will sie selbst auf Sponsoren und die Regierung zugehen, um an Gelder zu kommen. Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Weißen Ring erfolgen soll, wird im Laufe des Jahres vorgestellt.

Das Projekt mit den vierten Jahrgangsstufen sei nun beendet, derzeit laufe es mit den dritten Klassen. Die "schlagkräftigen Argumente" lernten die Kinder nur für den absoluten Notfall. Der Hauptteil des Projekts bestehe im Erkennen und in der Vermeidung von Gefahrensituationen. Es gehe auch darum, kompetent Hilfe einzufordern, den eigenen Standpunkt selbstsicher zu behaupten und sich mit Selbstbewusstsein zu verteidigen.

Die Viertklässler, die am Freitag einen kleinen Einblick in ihr Erlerntes gaben, strotzten nur so vor Selbstvertrauen. Sie zeigten beispielsweise den richtigen Einsatz von Körpersprache und Stimme, verschiedene Techniken zur Selbstverteidigung und das richtige Verhalten, wenn man im Schulhof in die Enge gedrängt oder aus einem Auto heraus angesprochen werde. "Eure stärkste Waffe ist die Stimme", appellierte Busse. Die "Vollpfosten" - so seine Bezeichnung für Straftäter - suchten sich in der Regel schwächere Kinder aus.

Schulleiterin Anita Neder dankte bei der Abschlussveranstaltung dem Elternbeirat für seine Initiative, den beiden Trainern und den Sponsoren.

"Prävention ist der beste Opferschutz", zeigte sich Alfons Hrubesch vom Weißen Ring sicher. Die Kinder müssten frühzeitig lernen, Nein oder Stopp zu sagen. Im vergangenen Jahr habe man im Landkreis Kronach 52 Missbrauchsfälle aufgenommen, dazu komme noch eine sehr hohe Anzahl an Gewaltdelikten.

Es sei unglaublich, was neben der eigenen Haustüre geschehe. Leider passierten die meisten Fälle im sozialen Umfeld und im Freundeskreis.