Jäger: "Keine Geheimniskrämerei beim Wildfleisch"

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Der Leiter der Jägerschule Kronach, Hubert Kelle zeigt, wie 500 Gramm mageres Wildschwein- Schulterfleisch in das Messgerät klein geschnitten eingegeben werden. In wenigen Sekunden zeigt der Monitor die möglichen Kontaminationswerte an. Foto: Hofmann
Der Leiter der Jägerschule Kronach, Hubert Kelle zeigt, wie 500 Gramm mageres Wildschwein- Schulterfleisch in das Messgerät klein geschnitten eingegeben werden. In wenigen Sekunden zeigt der Monitor die möglichen Kontaminationswerte an.  Foto: Hofmann

Immer wieder gehen Meldungen durch die Medien, in denen auch 29 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor dem Verzehr von radioaktiv hoch belastetem Wildfleisch gewarnt wird. Die Jäger im Landkreis Kronach widersprechen.

Der Jagdschutz- und Jägerverband Kreisgruppe Kronach und die Forstbetriebe in Rothenkirchen und Nordhalben weisen in diersem Zusammenhang auf den gefahrlosen Genuss von Wildfleisch hin. "Wir hier im Frankenwald haben tadelloses Wildfleisch", betont der Leiter der Jägerschule, Hubert Kelle.

Unterstützung erhält er von Forstbetriebsleiter Peter Hagemann (FB Rothenkirchen) und vom stellvertretenden Forstbetriebsleiter Gerhard Müller (FB Nordhalben) sowie vom Zweiten Vorsitzenden der Jäger-Kreisgruppe Kronach, Eckard Schneider.

Zwar gebe es sicher noch teils verstrahlte Rückstände aus der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986, doch im Frankenwald seien dies geringe Strahlenvorkommnisse, die unter dem gesetzlichen Grenzwert von 600 Becquerel (hier: Becquerel radioaktives Cäsium-137 pro Kilogramm Wildfleisch) liegen.


"Das qualitativ beste Bio-Fleisch"

Im Landkreis Kronach wird die Schwarzwildstrecke grundsätzlich untersucht und gemessen. Und die Jägerrunde stellt sogar fest, das Wildfleisch das qualitativ beste Bio-Fleisch sei.

Wildbret spielt heute, verglichen mit Fleisch von Nutztieren aus Mastbetrieben, mengenmäßig nur eine Nebenrolle. Dabei gehörte Wildfleisch, neben Pflanzenkost, zu den ersten Nahrungsmitten der Menschheit. Wild hatte eine große Bedeutung als Sattmacher und war entsprechend begehrt, weil energiereiches Essen knapp war.
Das ist heute andres. Die Bundesbürger verzehrten statistisch gesehen in den vergangenen Jahren pro Kopf und Jahr etwa 450 Gramm Wildbret, das ist etwa ein Prozent des gesamten Fleischkonsums.

Eine Rehkeule liefert am wenigsten Energie und Fett, auch Rehrücken und Hirschfleisch gelten als fettarm. Die Teilstücke bei Rind weisen wie auch beim Schwein sehr unterschiedliche Energie und Fettgehalte auf. Bei Gehalten an Eisen, Magnesium und den Vitaminen B1 und B2 liegen Reh und Hirsch vorn.

Wildfleisch ist ein Nischenprodukt

Noch ein Argument bringen die Jäger auf den Tisch. Der World Wide Fund For Nature (WWF), eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt, hat einen Ratgeber zur Orientierung an der Fleischtheke vorgelegt. Produktionsmethoden, Labels und Warenklassen wurden für die WWF-Empfehlungen durchleuchtet und nach einem einfachen Ampelsystem bewertet.

Mit "Grün" und damit als insgesamt empfehlenswert wurden Bio- oder Neuland-Produkte, Weide- und Wildfleisch aus nachhaltiger, regulierter Jagd, innerhalb der EU eingestuft. Wildfleisch ist ein Nischenprodukt kann jedoch zu einem guten Mix beim Fleischkonsum beitragen, so das Resümee des WWF, laut Jägerschaft.

Es gebe in Bayern auch immer noch teilweise extrem hoch mit Cäsium belastete Gegenden, aber das eine werde mit dem anderen so unselig verknüpft, dass Ängste geschürt würden, wenn Medien von Belastungen von über 10 000 Becquerel pro Kilogramm bei Wildschweinen berichten, so die Jäger aus dem Landkreis.

"Reine Stimmungsmache"

Gerhard Müller (Hegegemeinschaftsleiter Steinwiesen) nennt dies "reine Stimmungsmache". Der gesetzliche Grenzwert liegt bei 600 Becquerel, informiert Hubert Kelle. Er demonstriert am Messgerät, dass jedes erlegte Wildschwein minuziös auf radioaktive Substanzen untersucht wird. "Ich untersuche dabei nur reines Muskelfleisch ohne Fett, Sehnen und Flechsen, davon benötige ich rund 500 Gramm, das ist die Vorbedingung", erklärt Kelle.

Ohne Untersuchung darf kein Jäger sein Fleisch in den Handel bringen. Deshalb gibt es im Landkreis Kronach mittlerweile schon vier qualifizierte Messstationen (Nordhalben, Rothenkirchen, Mitwitz, Lauenstein) um auszuschließen, dass kontaminiertes Wildfleisch in den Handel zum Verzehr kommt.

Über alle Messdaten wird genau Buch und Statistik geführt, die an das Bayerische Landesamt für Umwelt und von dort elektronisch an das Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit gesendet wird. "Da gibt es keine Geheimniskrämerei", sagen die Jagdexperten.

"Für den Strahlentest bedarf es keines Nuklearlabors, sondern die Tests erfolgen in einem hochsensiblen technischen Messgerät", erläutert Hubert Kelle. Nachdem ich das Fleisch auf einer digitalen Waage abgewogen habe, gebe ich es in eine Schale, die ich anschließend in das geeichte Messgerät einlege. Dies ist ein Bleibehälter, der mit Messdioden und Impulsgebern ausgestattet ist. Über einen Monitor bekomme ich die Strahlenwerte angezeigt."

Hier sind Rezepte für Wildbret- Zubereitung zu lesen: www.bjv-service.de oder bei den Forstbetrieben Nordhalben, Rothenkirchen, es gibt auch jeder Jäger in der Gemeinde Auskunft über Wildfleisch- Zubereitung und wo und wie man frisches Wildfleisch erhalten kann, aber auch bei der Jäger- Kreisgruppe Kronach ist man jederzeit zu Informationen bereit und Ansprechpartner sind unter www.bjv-kronach.de zu finden.