Integration mit Kaffe und Kuchen in Ludwigsstadt

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Beim Integrationsprojekt Café International in Ludwigsstadt kommen alt und jung, fränkisch und syrisch zusammen. Die Treffen finden alle zwei Wochen statt. Fotos: privat
Beim Integrationsprojekt Café International in Ludwigsstadt kommen alt und jung, fränkisch und syrisch zusammen. Die Treffen finden alle zwei Wochen statt. Fotos: privat
Im Jugendcafé Esprit in Ludwigsstadt gibt es für die Besucher auch genug für die Unterhaltung. Foto: privat
Im Jugendcafé Esprit in Ludwigsstadt gibt es für die Besucher auch genug für die Unterhaltung. Foto: privat
 

Karin Weber musste etwas tun. Im vergangenen Winter hat sie das Café International für Bürger und Asylbewerber in Ludwigsstadt initiiert. Sie freut sich über jeden Gast und würde sich dennoch mehr Helfer wünschen.

"Überhaupt nicht. In keiner Weise." - Probleme mit den Flüchtlingen vor Ort scheint es in Ludwigsstadt nicht zu geben. Nicht offensichtlich. Ja, gut, vielleicht redet am Biertisch mal jemand unbedarft über Ausländer. Doch grundsätzlich sei die Stimmung offen, seit im Sommer vergangenen Jahres die ersten Asylbewerber - hauptsächlich syrische Familien - in Ludwigsstadt angekommen sind und hier leben.


Kontakte knüpfen

Soweit kann Karin Weber ihre eigenen Erfahrungen schildern. Kurz vor dem vergangenen Weihnachtsfest nahm sich die 65-Jährige der Integrationsarbeit in ihrem Heimatort an. Gemeinsam mit einigen Helfern und mit der Unterstützung von Pfarrer Albrecht Bischoff hat sie im Jugendcafé Esprit zu einer Begegnung geladen: "Es waren alle eingeladen, es kamen Flüchtlinge und viele aus der Bevölkerung", erinnert sich Karin Weber an das erste Treffen. Ein Lehrerehepaar erklärte sich sogar kurzerhand dazu bereit, ehrenamtlich Deutschunterricht für die Flüchtlinge anzubieten. Genau das war, was Karin Weber mit der Aktion bezwecken wollte. Dass die Leute untereinander Kontakt knüpfen, sagt sie.

Gut acht Monate später findet das Treffen immer noch statt. Alle zwei Wochen, dienstags, im Café Esprit. Manchmal kommen viele, an einem anderen Nachmittag sitzen nur fünf Leute beisammen. Das sei dann auch nicht tragisch. Karin Weber und den anderen Organisatoren geht es um die Begegnung, darum, dass die Flüchtlinge "mal aus ihren Wohnungen rauskommen", um Kommunikation: "Im Vordergrund steht das Gespräch."
Da die Verständigung oft noch holprig - oder mit Händen und Füßen - ablaufe, würde sich Weber wünschen, dass noch mehr Bürger ihre Hilfe beim Deutschlernen anbieten würden. Die Kinder könnten mittlerweile oft schon relativ gut deutsch, berichtet sie.


Offen auf die Menschen zugehen

Dass grundsätzlich "hochintelligente Kinder" und auch Erwachsene unter den Syrern, Ukrainern oder den anderen Asylbewerbern sind, möchte sie ihren Mitbürgern immer wieder klarmachen. Ob mit deutsch-arabischen Bilderbüchern für Kinder oder im intensiven Gespräch - Helfer könne es nicht genug geben, um die Sprach-Lücken noch zu schließen. Großzügig haben sich ihren Erzählungen nach viele gezeigt, als Kleiderspenden gefordert waren. Doch so manche Abgabe falle für sie eher in die Kategorie "Entsorgungsmentalität" und sei wohl weniger von Herzen gekommen.

Probleme mit Anfeindungen gab es in Ludwigsstadt zwar bisher zum Glück keine, "aber ich wundere mich trotzdem, dass die Leute sich nicht mehr damit beschäftigen" oder sich näher nach den Familien erkundigten, bemängelt Karin Weber. Die Rentnerin jedenfalls hält sich an das, was ihr immer wieder ihre eigene Großmutter gepredigt hat: "Du musst gut sein." Dazu gehört für sie eben auch, auf die Menschen im eigenen Umfeld zuzugehen, ganz egal aus welchem Land sie stammen.