Die "Königlich Privilegierte Porzellanfabrik" schließt 2019 ihre Pforten. Die Gründe sind vielschichtig. Berühmt wurde das Unternehmen für ein bestimmtes Produkt.
Sie war einst eine wichtige Arbeitgeberin in der Gemeinde - und die Tettauer waren stolz. Denn in ihrer Gemeinde hatte nicht nur die älteste bayerische Porzellanfabrik ihren Stammsitz, sondern von dort aus wurde Porzellan in nahezu alle Königshäuser Europas und bis in den Kreml nach Russland geliefert. Jetzt schließt die "Königlich Privilegierte Porzellanfabrik" die Pforten Ende Mai 2019.
"Die 15 Mitarbeiter haben in der vergangenen Woche ihre Kündigung erhalten", bestätigte Prokurist Uwe Motzke auf Anfrage. In dem Werk, das zur Firmengruppe Seltmann Weiden gehört, wurde zuletzt nur noch Weiß-Porzellan hergestellt. Das wird künftig in Weiden gemacht.
Seit 34 Jahren verdient Uwe Motzke seinen Lebensunterhalt bei der Königlichen. Damals im Jahre 1984 standen noch 200 Mitarbeiter in Arbeit. Heute sind es noch 15. Die Branche, so erklärt Motzke, befinde sich im Sinkflug. Und er unterstreicht dies mit Zahlen. Waren Anfang der 90er Jahre noch 30 000 Mitarbeiter deutschlandweit beschäftigt, sind es derzeit 3300. Die Gründe für den Abstieg der Porzellanbranche seien vielschichtig. Zum einen werde Porzellan aus Fernost zu Dumpingpreisen verkauft. Zum anderen habe man Absatzmärkte in der Türkei und in Griechenland verloren. "Die haben kein Geld mehr." Und nicht zuletzt tragen auch die Sanktionen für Russland und der Verfall des Rubels zur schlechten wirtschaftlichen Lage bei.
"Das Porzellan hat keine Wertigkeit mehr", betont Motzke. Mittlerweile erhält man sogar ein Meißnerporzellanservice mit einem eigentlichen Wert in Höhe von 4000 Euro zum Angebotspreis von 700 Euro, verdeutlicht er anhand des Beispiels die Situation.
Bereits in den Jahren 2012 und 2015 erhielten jeweils 25 Mitarbeiter die Kündigung. Wie Motzke erklärte, habe man Ende 2012 den Tunnelofen abgeschaltet, da dieser nur bis zu 40 Prozent ausgelastet gewesen sei. Die technischen Teile der Weißfertigung wurde nach Weiden verlagert. Alles, was an Flachgeschirr (Teller, Untertassen etc.) produziert worden ist, ging nach Weiden. Im Jahre 2015 habe man dann auch den Buntbetrieb ausgelagert.
Umsatzzahlen eingebrochen
Der Prokurist spricht davon, dass im Jahre 2016 Christian Seltmann die Geschäftsführung in Tettau übernommen hat mit dem festen Willen, den Standort zu erhalten. Aber alle Maßnahmen hätten die Umsatzzahlen nicht verbessert. Das Problem sei aber ein branchenweites. In diesem Zusammenhang weist Motzke darauf hin, dass beispielsweise vor einigen Wochen die Porzellanfabrik Friesland angekündigt habe, 2019 die Produktion einzustellen.
"Die Schließung der Königlichen Porzellanfabrik ist traurig", erklärt Bürgermeister Peter Ebertsch. Schließlich war es die älteste bayerische Porzellanfabrik. Es sei schade um jeden Arbeitsplatz, denn mit jeder Kündigung sei immer ein persönliches Schicksal verbunden. Er hoffe, dass für die gekündigten Mitarbeiter gute Lösungen gefunden werden beziehungsweise diese schnell einen neuen Job bekommen. Er wisse um die Schwierigkeiten in der Branche, so Ebertsch, aber seiner Auffassung nach sind in der Vergangenheit auch Fehler gemacht worden - "schließlich wurde bei der Königlichen mit das beste Porzellan weltweit produziert". Ebertsch erinnert daran, dass im Jahre 1994 das 200-jährige Bestehen dieser Traditionsfabrik nicht gefeiert wurde. Den Gerüchten zufolge, so Ebertsch, sei es damals den Mitarbeitern seitens der Zentrale verboten worden. Ihm treibt nun die Sorge um, was mit dem Gebäude passiert. Mittlerweile sei eine Machbarkeitsstudie erstellt worden (der FT berichtete): "Es schaut nicht gut aus." Ebertsch berichtet von nicht vorhandenen Deckentraglasten und von einem negativen Schadstoffgutachten. Den Gedanken, Kleingewerbe ansiedeln zu können, sei somit vom Tisch. Eigentlich komme nur ein Rückbau des Gebäudes infrage. Und hierfür müsste mit rund zehn Millionen Euro kalkuliert werden. Die hohen Abrisskosten begründet der Bürgermeister unter anderem mit der Entsorgung von belastetem Material: "Das ist richtig teuer." Gespräche mit dem Eigentümer über das weitere Vorgehen sollen folgen.