4,80 Euro zahlt ein Erwachsener für eine Tageskarte für das Schwimmbad "Crana Mare". Damit sind die Kosten jedoch nicht gedeckt. Jedes Jahr zahlt Kronach gut eine Million Euro für den Betrieb drauf. Wieso tut die Stadt das?
Peter Maaß, Leiter der Kronacher Stadtwerke, sitzt an seinem Schreibtisch und arbeitet an der Jahresbilanz des Frei- und Hallenbads Crana Mare für 2012. Maaß ist es gewohnt, mit großen Beträgen zu hantieren. Dennoch bläst er die Backen auf und zieht die Augenbrauen nach oben. Hätte er noch volles Haar, sagt er, würde er es angesichts der Zahlen verlieren. Denn das Crana Mare gehört der Stadt und wird auch von ihr betrieben. Jahr für Jahr schreibt das Bad tiefrote Zahlen - seit 1994, als es für knapp 17 Millionen Mark gebaut wurde.
Die Bilanz des vergangenen Jahres hat Maaß noch nicht abgeschlossen, daher ein Blick auf das Ergebnis von 2011, das sich von der Bilanz für 2012 nur minimal unterscheide. Die Einnahmen klingen vielversprechend: Die Umsatzbeteiligungen am Bistro sowie den Getränke- und Eisautomaten brachten 25.000 Euro ein.
Außerdem haben 2011 gut 125.000 Badegäste das Crana Mare besucht. 350.000 Euro spülten diese in die Kasse.
Ausgaben für das Bad Ein Blick auf die Ausgaben des Bades erklärt, was Peter Maaß Sorgen bereitet: Rund 1,7 Millionen Euro verschlang das Bad 2011. Größter Posten ist, wie in den meisten Unternehmen, das Personal: Die 14 Mitarbeiter schlagen mit rund einer halben Million Euro zu Buche. Auch diese Kosten sollen runter - Ende dieses Jahres soll es eine Stelle weniger sein. Dafür, dass es im Bad warm und hell ist, waren 2011 insgesamt 325.000 Euro nötig. Ohne den Bau des Blockheizkraftwerkes vor zwei Jahren und der Tatsache, dass die Verträge mit dem Energieversorger neu verhandelt wurden, wäre diese Zahl noch größer. Hinzu kommen 22.000 Kubikmeter Wasser und Abwasser für das Bad, die 85.000 Euro kosten.
Weitere 300.000 Euro werden für Reparaturen und "laufende Kosten" fällig. "Darunter fallen das Chlorgas, Badezusätze bis hin zum Sprit für den Rasenmäher", erklärt Maaß.
Bleiben noch Abschreibungen in Höhe von 400.000 Euro. Im Grunde der Betrag, den das Crana Mare jedes Jahr an Wert verliert. In einer Bilanz taucht der Betrag deshalb auf, um die finanzielle Zukunft planbar zu machen: Braucht eine Gemeinde beispielsweise einen Bagger und geht der nach zehn Jahren kaputt, legt sie jährlich so viel Geld zurück, dass sie sich danach einen neuen Bagger kaufen kann. So ähnlich verhält es sich auch beim Bad: Kronach zahlt die Abschreibungen aber nicht. "Weil wir das Geld nicht haben", sagt Kämmerer Wolfgang Günther knapp. Allerdings bediene die Stadt die Kosten für Tilgung und Zins. Laut Peter Maaß sind das momentan 200.000 Euro im Jahr.
Zehn Jahre werde es wohl noch dauern, bis das Bad abbezahlt ist.
Es klafft eine große Lücke Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro, denen 400.000 Euro Einnahmen gegenüberstehen - es klafft eine riesige Lücke in der Bilanz des Crana Mare. Mit gut einer Million Euro stopft Kronach dieses Loch, damit in der Kreisstadt gebadet werden kann. Denn das Crana Mare arbeitet als kommunales Freizeitangebot nicht kostendeckend. Wäre dies das Ziel, würde eine Einzelkarte "grob über den Daumen gepeilt" zwölf Euro Kosten, sagt Peter Maaß. Alles nur eine Schätzung, die auf den Besucherzahlen aus dem Jahr 2011 basiert. Damit das "Crana Mare" ein Plus erwirtschaften könnte, müssten rund 400.000 Menschen das Bad besuchen. Ohne die Abschreibung einzurechnen.
Die Stadt zahlt also drauf, denn "die tatsächlichen Einnahmen pro Besucher belaufen sich im Durchschnitt auf 2,80 bis 3 Euro", sagt Maaß.
Gut 1,1 Million Euro kostet das Hallen- und Freibad die Stadt jedes Jahr. Geld, das in der ohnehin leeren Kasse fehlt. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) kann bereits erahnen, was Peter Maaß' Kassensturz ergibt. Und der müsste Beiergrößlein ein Dorn im Auge sein. Ihm, der mantraartig wiederholt, wie wichtig es ihm ist, dass Kronach finanziell auf die Beine kommt. Das Crana Mare ist schließlich eine freiwillige Leistung, im Gegensatz zur Abwasserbeseitigung. Theoretisch kann der Stadtrat jederzeit das Ende des Bades besiegeln. Die Hälfte der Kosten würden sich dadurch in etwa sparen lassen.
Schließung ist kein Thema Trotzdem will Beiergrößlein den Rotstift hier nicht ansetzen.
"Das Wort Schließung will ich gar nicht in den Mund nehmen - ich denke nicht im Traum daran!" Kronach sei Schulstadt, Mittelzentrum und Kreisstadt. In dieser Position müsse die Stadt ein Schwimmbad vorhalten.
Im Klartext bedeutet das: Schließung nein, aber auch keine Investitionen - es fehlt das Geld. Daran wird auch die Bilanz 2012 des Crana Mare nichts ändern. Sie verspricht ein Minus.