Großes Instrument in kleiner Stadt: Marius Popp spricht über Kronachs "Orgelzyklus"

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Dekanatskantor Marius Popp dirigiert mit sichtbarer Hingabe. Die gleiche Leidenschaft steckt er auch ins Organisieren des Kronacher "Orgelzyklus'". Foto: Archiv/Jochen Berger
Dekanatskantor Marius Popp dirigiert mit sichtbarer Hingabe. Die gleiche Leidenschaft steckt er auch ins Organisieren des Kronacher "Orgelzyklus'".  Foto: Archiv/Jochen Berger

Auch heuer können sich Musikfans beim "Internationalen Orgelzyklus Kronach" auf Konzerte mit hochrangigen Virtuosen freuen. Wir haben uns mit Marius Popp unterhalten, der die Konzertreihe 2003 mit begründete: Über Stars, Besucherzahlen und eine große Orgel in einer kleinen Stadt.

Er bereichert das kulturelle Leben in Kronach und Oberfranken, der von Dekanatskantor Marius Popp gegründete und geleitete "Internationale Orgelzyklus Kronach" mit seinen herausragenden Organisten. Die angesehene Veranstaltungsreihe bringt auch in diesem Jahr wieder bekannte nationale und internationale Interpreten in die Kreisstadt.

Seit ihrer Gründung findet diese musikalische Besonderheit in Kronach bereits zum achten Mal statt. Der Veranstaltungsort der vier Konzerte ist die evangelische Christuskirche in Kronach, die mit ihrer Steinmeyer-Orgel eine - unter Organisten geschätzte - klangliche Kostbarkeit bietet. Mit seiner großen Klangvielfalt und seinen technischen Möglichkeiten erlaubt das Instrument den teilnehmenden Solisten, Werke aus ihren Herkunftsländern zu interpretieren, worauf Popp besonderen Wert legt. Welches musikalische Programm für heuer geplant ist und welche Idee hinter dem Orgelzyklus steckt, verrät der Initiator, Organisator und künstlerische Leiter, Marius Popp.

inFranken.de: Wie ist die Idee des Orgel-Zyklus entstanden und was wollten Sie damit erreichen?
Marius Popp: Nach meinem Amtseintritt war ich bemüht, die Kirchenmusik an der Christuskirche Kronach zu beleben. Ein Beitrag dazu war die Gründung des Internationalen Orgelzyklus Kronach, der der einzige in Oberfranken ist. Auf der anderen Seite war mein Bestreben, internationale Künstler nach Kronach zu bringen, die man sonst nur in großen Städten Europas zu hören bekommt. Damit sollten interessierte Zuhörer auch von anderen Städten zu uns nach Kronach kommen, was in der Zwischenzeit der Fall ist. Neben dem kulturellen Austausch, der dabei entsteht, lag und liegt mir die Völkerverständigung am Herzen.

Konnte man damals ahnen, dass der Orgelzyklus so lange Bestand haben wird?
Es war vom Anfang an so gedacht, dass der Orgelzyklus regelmäßig stattfinden soll. Heute bin ich allerdings sehr dankbar, dass das machbar war und Realität geworden ist, was incht selbstverständlich war.

Wie schaffen Sie es immer wieder, Virtuosen von Weltformat in das "kleine" Kronach zu holen - trotz beträchtlicher Anreisewege und sicherlich eingeschränkter finanzieller Mittel?
Wenn ich an die Anfangszeit zurückdenke, musste ich viele Telefonate führen, damit Künstler zu uns kommen. Alle fragten: "Entschuldigung, wo liegt bitte Kronach?" 2014 allerdings waren es mehr als zehn Organisten/Organistinnen, die sich von alleine bei uns in Kronach gemeldet haben, um an der Konzertreihe teilnehmen zu können. Das zeigt mir, dass unser Kronacher Orgelzyklus sich "herumgesprochen hat". Darüber bin ich mehr als sehr glücklich. Internationale Künstler haben plötzlich in ihrer Vita unsere Konzertreihe und auch die Stadt Kronach aufgeführt.

Wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt? Sind sie konstant oder lässt sich eine Steigerung erkennen?
Die Besucherzahlen haben sich im Laufe der Jahre gesteigert, wobei sie von Anfang an für ein "Orgelkonzert" ansehnlich waren.

Wie gefiel den bisher teilnehmenden Künstlern ihr Gastspiel in Kronach - das Konzert, die Christuskirche, die Steinmeyer-Orgel sowie Kronach allgemein?
Alle waren begeistert und haben signalisiert, gerne wieder zu kommen. Bei der Größe unserer Stadt hätten sie nicht solch ein klangreiches Instrument vermutet. Und alle waren von der Warmherzigkeit des Publikums angetan.

In den vergangenen sieben Orgelzyklen reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Was ist Ihnen in ganz besonderer Erinnerung geblieben?
Jedes Konzert war für sich ein Event. Jedoch das Konzert mit Naji Hakim (französischer Komponist, Organist und Pianist libanesischer Herkunft, Anm. d. Red.) aus Paris war die absolute Spitze. Unsere Christuskirche war mehr als voll. Es war auch ein besonderer Höhepunkt zum 150-jährigen Jubiläum der Christuskirche. Und verbunden mit der Auftragskomposition "12 Apostel - Meditationen über Einblattholzschnitte von Lucas Cranach d. Ä." für zwei Organisten an einer Orgel. Dem Kirchenvorstand und allen, die das finanziell ermöglicht haben, bin ich sehr dankbar. Der Bayerische Rundfunk hat das Konzert sogar live mitgeschnitten und der Schott-Verlag hat in einer aufwendigen Ausgabe das Werk auf den Markt gebracht.

In welchen Kronach nächstgelegenen Städten finden weitere Orgelzyklen statt?
In Nürnberg während der Musica Sacra Reihe.

Auf welche Höhepunkte kann sich das Publikum heuer freuen?
Natürlich hoffe ich auf alle, denn jedes Konzert hat ein besonderes Programm.

Das diesjährige Programm

Termine Am Sonntag, 15. März, 17 Uhr: "Italienische Orgelmusik aus drei Jahrhunderten" mit Alessandro Bianchi, Organist der St. Paulus-Basilika in Cantù, Italien. Er spielt Werke von Bach, Bossi, Desderi, Somma und anderen. Am Sonntag, 3. Mai, 17 Uhr: "Tschechische Orgelsymphonik" mit Jan Doležel, Tschechien/Würzburg. Er spielt Werke der tschechischen Komponisten Dvorák, Janácek und Martinu. Am Sonntag, 21. Juni, 17 Uhr: "Orgelwerke von Bach, Scarlatti, Mozart und Franck" mit Étienne Walhain, Titularorganist der Kathedrale Notre-Dame de Tournai, Belgien.
Das Abschlusskonzert findet am Donnerstag, 31. Dezember, 21 Uhr statt: "Silvesterkonzert" mit Dekanatskantor Marius Popp - zum Geburtstag von Bruhns (350.), Bach (330.), Dukas (150.) Glasunow (150.), Hakim (60.). Konzertort ist die evangelische Christuskirche in Kronach. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei! Auf die Konzerte wird in Vorankündigungen in der Presse nochmals hingewiesen.

Teilnehmer Bisher teilgenommen haben: Montserat Torrent (Barcelona), Anastasia Sidelnikova (Moskau), Boris Arcadief (St. Petersburg), Carolin-Shuster-Fournier, Frederic Blanc, Helga Schauerte-Maubet (Paris), Tomasz Nowak (Detmold), Wolfgang Hörlin (München), Fausto Caporali (Cremona), Giorgio Parolini (Mailand), Johann Gottlob von Wrochem (Berlin), Marie-Luise Langlais (Paris), Carlo Benatti (Mantova), Naji Hakim (Paris), Norbert Röder (Coburg), Günther Peppel (Kronach), Sarah Stamboltsyan (Reichenbach), Marius Popp (Kronach), Roberto Micconi (Venedig) und Giampaolo di Rosa (Rom).