Wenn es auf Straßen und Gehwegen glatt wird, greifen viele noch zum Sack mit Streusalz. Dabei gibt es längst wirkungsvolle Alternativen, die Natur und Tiere nicht belasten.
und Matthias LitzlfelderDie Wirksamkeit streitet niemand ab. Streusalz greift Eis und Schnee schnell an, bringt es innerhalb weniger Minuten zum Schmelzen. Und weil das Winterwetter schnell Straßen und Wege in gefährliche Rutschbahnen verwandelt, greift der ein oder andere seit Jahrzehnten vor seiner Haustür zum Sack mit der Auftauhilfe.
Die handelsübliche Zusammensetzung besteht zum großen Teil aus Natriumchlorid, also Koch- oder Steinsalz. Das Salz greift aber nicht nur Eis und Schnee an, es schadet Bäumen und Tieren. Das Natriumchlorid gelangt mit dem Schmelzwasser in Boden oder Gewässer und verändert dort die Chemie. So nehmen zum Beispiel Pflanzen das Salz mit dem Wasser auf. Die Folge: Die Wurzeln arbeiten nicht mehr richtig, der Baum oder Strauch zeigt braune Ränder an den Blättern.
Schädlich für Hunde
Auch Tiere leiden unter dem umweltschädlichen Streuen von Salz. Es greift Tierpfoten an. Speziell die sensible Haut der Zehenzwischenräume reagiert mit Entzündungen. "Das Streusalz reibt nicht nur an der Pfote, die Hunde nehmen es durch das Lecken auch oral auf, was zu Durchfall und Erbrechen führen kann", erklärt Tierärztin Marion Weber-Frisch. Das Salz reize die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum und im Magen.
"Am besten ist es, die Pfoten nach dem Spaziergang mit Wasser abzuwaschen oder diese davor mit Vaseline einzureiben", rät Weber-Frisch, die seit über 20 Jahren in der Schmölzer Tierarztpraxis praktiziert und diese im Januar übernommen hat. Außerdem gebe es Hundeschuhe extra für den Winter. Bei Hunden, die das Streusalz gerne während des Laufens aufnehmen, beispielsweise auch über liegengebliebene Essensreste, helfe ein Maulkorb.
Dass der Hund Salz aufgenommen hat, ist nur eine von mehren möglichen Ursachen für das Erbrechen: "Wenn ein Hund sich im Winter erbricht, kann es auch sein, dass er zu viel Schnee gefressen hat", weiß Weber-Frisch. Das Problem würde vor allem beim ersten Schneefall auftreten, außerdem würden viele Hunde beim Spielen Schneebälle verschlucken. "Das Problem haben wir aktuell nicht", scherzt die 51-Jährige.
Noch schädlicher als Streusalz
Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung von Streusalz sind die Schäden an Gebäuden, häufig in Städten. Vor allem Natursteinfassaden reagieren mitunter äußerst empfindlich, weil sie das Salzwasser wie ein Schwamm aufsaugen. Verdunstet später das Wasser, bleibt eine Salzkruste zurück, die den Stein langsam zersetzt. Und der hohe Chloridgehalt im Grundwasser hat oftmals nur eine Ursache: Folge des Einsatzes von Streusalz.
Dabei ist dieses Kochsalz je nach Strenge des Winters nur bedingt erfolgreich. Fallen die Temperaturen unter minus zehn Grad Celsius, wird es schwierig. Dann bleibt das Glatteis. So mancher kommunale Winterdienst greift in dieser Situation zu Calcium- oder Magnesiumchlorid. Beide sind zwar wirksamer, dafür aber noch viel umweltschädlicher.