Geht die Stromtrasse nun doch durch den Kreis Kronach?

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Wo geht die Stromtrasse nun entlang? Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Wo geht die Stromtrasse nun entlang? Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Im zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans tauchen auf einmal zwei neue Varianten auf: Der Landkreis würde bei beiden von der Trasse durchquert werden.

Am Dienstag wurde der zweite Entwurf des Netzentwicklungsplans 2030 durch die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) veröffentlicht. Und plötzlich könnte es doch sein, dass die Stromtrasse durch den Kreis Kronach geht - und das obwohl dieses Szenario die letzten Wochen und Monate immer ausgeschlossen wurde. Der benachbarte Kreis Coburg war in dieser Zeit in den Planungen der Leidtragende. Wird sich durch den zweiten Entwurf das Blatt nun wenden?

Neben der P43 und der P43mod. sowie der P44mod. und der P44 gibt es nun zu Letzterer zwei neue Varianten. Bei der einen könnte die Trasse von Altenfeld über Remptendorf und Würgau nach Ludersheim führen und bei der anderen von Altenfeld über Remptendorf nach Mechlenreuth. Schaut man sich die neuen Varianten auf einer Karte an, sieht man schnell, dass die Trasse in diesen beiden Fällen den Landkreis durchqueren würde. Wo genau das sein würde, steht laut Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner (CSU) noch nicht fest.


Es sollten Alternativen geprüft werden

Doch wie kamen die neuen Varianten überhaupt zustande? Laut Baumgärtner wurden die Übertragungsnetzbetreiber von der Bundesnetzagentur, die wiederum von der Politik angewiesen wurde, beauftragt, neue Alternativen zu prüfen. Der Hintergedanke: Die Politik wolle eine Überbündelung von Grafenrheinfeld verhindern. Bei der Variante von Altenfeld nach Ludersheim müssten in Bayern auf einer Strecke von 128 Kilometern neue Trassen neben den bereits Bestehenden gebaut werden und bei der Variante von Altenfeld nach Mechlenreuth auf 86 Kilometern. "Da diese Alternativen nicht nur länger als P44 und P44mod. sind, sondern zu zusätzlichen Überlastungen auf anderen Leitungen führen würden, stellen diese Verläufe aus Sicht der ÜNB keine vernünftigen Alternativen dar", heißt es von Stromnetzbetreiber Tennet.

"Und daran sieht man: Es wird keine Leitung durch den Kreis Kronach geben. Es wäre nicht zielführend und nicht wirtschaftlich", erklärt Baumgärtner. Er stellt jedoch klar, dass er sich für Leitungen, die gebraucht werden und die wirtschaftlich sowie zielführend sind, einsetzen wird. "Nicht akzeptieren werde ich jedoch Leitungen, die aus politischer Feigheit gebaut werden." Es sei Zeit, Farbe zu bekennen: Wenn es keine Kernkraftwerke mehr gibt, brauche man Leitungen - wenn der Bedarf da ist.


Michelbach will gegen oberfränkische Trassenführung vorgehen

Auch Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) meldet sich nach Bekanntwerden des zweiten Entwurfs mit einer Stellungnahme zu Wort: "Mit mir ist keine weitere 380-KV-Freileitung in Oberfranken zu machen." Die Vorschläge von Tennet seien bereits gegenüber der zuständigen Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, und dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, zurückgewiesen worden.

Michelbach kündigt an, gegen die oberfränkische Trassenführung in Gesetzesverfahren politischen Widerstand zu organisieren. Die Leitungen P44, P44mod. und P185 könnten technisch keinen Ersatz für die P43 herstellen. "Ein solcher undemokratischer Verschiebebahnhof zu Lasten von Oberfranken kann nicht akzeptiert werden", meint Michelbach.