Hotel zieht positive Bilanz
Der Hotelbetrieb dagegen sei überraschend gut angelaufen. "Wir waren an Pfingsten voll belegt." Vor allem Radfahrer und Wanderer, die den Rennsteig erkunden wollten, zählten zu den Besuchern. Deutschlands berühmtester Rad- und Wanderweg ist es also, der dem Hotel auch jetzt Gäste bringt.
Schlimm sei für sie das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt gewesen, berichtet Ute Hildebrandt weiter. Sie hatte unzählige Anfragen wegen Übernachtungswünschen von möglichen Gästen, die den 170 Kilometer langen Rennsteig erkunden wollten.
Mancher Anrufer konnte nicht nachvollziehen, dass ihr Hotel geschlossen bleiben musste und zehn Kilometer weiter die gastronomischen Betriebe geöffnet hatten. Sie musste einigen Anrufern erklären, dass sich ihr Hotel in Bayern und nicht in Thüringen befindet und der Rennsteig zwölf Kilometer bayerisches Gebiet durchquert. "Den Leuten immer eine Absage erteilen zu müssen und zu wissen, dass nur wenige Kilometer weiter die Wanderer bewirtet werden konnten, war nicht gut!"
Während Ute Hildebrandt erzählt, ist Nicole Kröller immer noch am Aufräumen. Sie trägt die Schutzmaske wegen der Hygieneregeln. Für die Servicekraft ist diese Auflage mit einer gewissen Distanz zu den Gästen verbunden. Ein freundliches Lächeln oder Gespräch sei unmöglich, erklärt sie.
Mund-Nasen-Schutz ist lästige Notwendigkeit
Als unangenehm empfindet auch ihr Ehemann, Marko Kröller, den Mund-Nasen-Schutz. Er ist als Koch im Hotel Rennsteig beschäftigt. Das Tragen der Maske sei bei der Zubereitung der Gerichte lästig, aber es mache Sinn, meint er.
Ob sich der Neustart mit den Hygieneregeln und Auflagen im Gastronomiebereich lohnt, bleibt nach Ansicht der Betroffenen abzuwarten. Dennoch sieht Ute Hildebrandt die Wiedereröffnung als einen wichtigen Schritt auf dem Weg aus der Corona-Krise.
Die finanziellen Verluste der letzten Monate in ihrer Branche wären sonst nicht mehr auszugleichen, ist sie überzeugt. Zu viele Feste und Feiern mussten abgesagt werden. Gerade der April und der Mai mit den zahlreichen Familienfeiern bedeuten normalerweise für die Gastronomie Hochkonjunktur.
Investitionen zurückgestellt
Zurückgestellt werden mussten auch geplante Investitionen beziehungsweise Sanierungsarbeiten im Hotel Rennsteig. In diesem Zusammenhang ist Ute Hildebrandt froh darüber, dass sie heimische Firmen beauftragt hatte: "Mit denen kann man reden." Was die Soforthilfen betrifft, so spricht sie von einer relativ schnellen Abwicklung. Allerdings können damit längst nicht alle Einkommensverluste ausgeglichen werden. Unverständnis äußert sie über die von der Regierung angekündigten KfW-Hilfen. Diese bekomme man nur bei ausreichender Bonität. Wer also finanzielle Engpässe habe, bekomme keine Unterstützung.
Ute Hildebrandt und ihr Team hoffen nun, dass sukzessive wieder ein Stück weit Normalität einkehrt. Dieses Gefühl habe sie am Sonntagmorgen gespürt, denn zum ersten Mal habe sie seit Ausbruch der Coronakrise für ihre Übernachtungsgäste den Frühstücksraum wieder richten und eindecken können. "Das war wie in vergangenen Zeiten - und das gibt Hoffnung!"